• 16.02.2009 00:52

  • von Pete Fink

Glücklicher Kenseth gewinnt im Daytona-Regen

Matt Kenseth gewann ein regenverkürztes Daytona 500 vor Kevin Harvick und A.J. Allmendinger - Massencrash eliminiert dominierenden Kyle Busch

(Motorsport-Total.com) - Das 51. Daytona 500 war ein Sprint-Cup-Saisonauftakt 2009, der zwar vieles bot, aber kein klassisches, dramatisches Superspeedway-Finale präsentierte. Der Grund: Zum vierten Mal in der Geschichte des "Great American Race" konnten wegen eines ausgiebigen Regenschauers nicht alle 200 Runden gefahren werden.

Titel-Bild zur News: Matt Kenseth Daytona, Daytona International Speedway

Ein glücklicher Matt Kenseth bejubelt seinen ersten Daytona-Sieg

So lautete der etwas glückliche Sieger nach 152 Umläufen Matt Kenseth, der sich und seinem Teamchef Jack Roush damit den ersten Daytona-500-Sieg überhaupt schenkte. Für die Ford Motor Company war es zugleich der erste Daytona-Erfolg nach einer längeren Durststrecke - der letzte Ford-Sieger in Daytona hieß in der Saison 2000 Dale Jarrett.#w1#


Fotos: Daytona 500, Sonntag


2009 dominierte Kyle Busch in seinem Gibbs-Toyota über 88 der ersten 124 Runden das Geschehen klar, wurde dann jedoch durch den einzigen "Big One" des Abends unsanft aus dem Rennen genommen. Auslöser des Schlamassels war eine hoch kontroverse Kollision zwischen Red-Bull-Pilot Brian Vickers und NASCAR-Superstar Dale Earnhardt Jr. (Hendrick-Chevrolet), der die tragische Figur des Abends war.

Massenkarambolage stellt Rangfolge auf den Kopf

Dieser Massencrash würfelte das Klassement natürlich komplett durcheinander, weshalb plötzlich einige Mitläufer ganz vorne auftauchten. Kurz darauf brach ein seit geraumer Zeit drohender Regenschauer los, der wiederum zu einer Roten Flagge, und später zum Rennabbruch führte.

Elliott Sadler, Matt KensethDaytona, Daytona International Speedway

Die Entscheidung: Matt Kenseth zieht innen an Elliott Sadler vorbei Zoom

Just zu diesem Zeitpunkt hatte sich Matt Kenseth die Führung erkämpft, weil ihn der Childress-Chevrolet von Kevin Harvick von hinten kräftig anschob. In diesem Sog katapultierten sich auch A.J. Allmendinger (Petty-Dodge) und Clint Bowyer (Childress-Chevrolet) an einem unglücklichen Elliott Sadler (Petty-Dodge) vorbei.

Dessen Daytona-Motto konnte wiederum lauten: Wie gewonnen, so zerronnen, denn dem bis dato führenden Sadler fehlten angesichts der unmittelbar folgenden Gelben Flagge und des anschließenden Regenabbruchs nur wenige Sekunden zu einer faustdicken Überraschung.

Kyle Busch übernimmt Daytona-Kommando

Der Sunshine-State Florida zeigte sich am Rennsonntag nicht von seiner besten Seite. Am Morgen ergossen sich teilweise heftige Schauer über Daytona, die den Grip aus dem 2,5 Meilen Superspeedway wuschen. Kühle 12 Grad und ein grauer, wolkenverhangener Himmel zwang NASCAR dazu, in Runde 25 eine Competition Yellow anzuordnen.

Mark MartinDaytona, Daytona International Speedway

Start zum Daytona 500: Dominator Kyle Busch (li.) nimmt schon Anlauf Zoom

Bereits kurz nach dem Start hatte sich Kyle Busch die Führung erkämpft. Sein Gibbs-Toyota war in der Anfangsphase das klar beste Auto. Das zu diesem Zeitpunkt einzige Problem des 23-Jährigen: Er hatte beim Restart in Runde 30 mit Dale Earnhardt Jr., Jeff Gordon, Jimmie Johnson und Mark Martin das gesamte Hendrick-Dream-Team im Kofferraum sitzen.

Auch der von hinten gestartete Tony Stewart (8.; Stewart-Haas-Chevrolet) arbeitete sich in Windeseile nach vorne, und als die beiden Draft-Kameraden Earnhardt und Stewart nach 53 Runden Kyle Busch als Führenden ablösten, waren die über 200.000 Zuschauer im ausverkauften Rund natürlich begeistert.

Earnhardt mit Horror-Rennen

Doch die "Junior-Nation" hatte nur kurz Grund zum Jubel: Wenige Runden später erlitt Travis Kvapil (Yates-Ford) einen Reifenschaden, und Earnhardt Jr. verpasste in der folgenden Gelbphase seinen Boxenstall. Schon vor Wochenfrist im Budweiser Shootout hatte der Hendrick-Pilot Probleme in der Boxengasse, und musste sich nun auch im Daytona 500 zunächst weit hinten einordnen. Das sollte jedoch nicht der einzige Zwischenfall bleiben, in den der NASCAR-Superstar verwickelt war.

Dale Earnhardt Jun.Daytona, Daytona International Speedway

Dale Earnhardt Jr. erwischte in Daytona einen rabenschwarzen Tag Zoom

Doch im Prinzip lief bis dato alles völlig normal. Nach etwa einem Renndrittel hatten sich die NASCAR-Topstars fast geschlossen vorne versammelt. Dauer-Spitzenreiter Kyle Busch wusste mit Denny Hamlin einen Gibbs-Teamkollegen an seiner Seite, und auch ein Ford-Trio bestehend aus Kenseth, Carl Edwards und Jamie McMurray etablierte sich in den Top 5.

Nach einer längeren Grünphase ohne besondere Vorkommnisse begannen in Runde 114 die Green-Flag-Stopps, eingeleitet von Jeff Gordon, Jimmie Johnson, Brian Vickers und Juan Pablo Montoya. Und damit wurde es nun turbulent.

Kampf um den Verbleib in der Führungsrunde

Denn als auch der Penske-Dodge von David Stremme mit einem geplatzten Hinterreifen an die Box kam, musste NASCAR eine Gelbe Flagge wegen Trümmerteilen auf der Strecke ziehen. Die Folge: Gordon, Johnson, Vickers und Montoya lagen plötzlich fast eine ganze Runde zurück.

Brian Vickers Dale Earnhardt Jr.

Brian Vickers und Dale Earnhardt Jr. rasselten später massiv aufeinander Zoom

Gleiches galt für Dale Earnhardt Jr., der bei seinem Stopp nicht komplett in der dafür vorgeschriebenen Zone stand. Weil seine Crew den Hendrick-Chevy nicht richtig platzierte, sondern mit dem Service begann, wurde Earnhardt fast eine Runde lang in der Box zurück gehalten.

Damit kam es beim Restart zu einer äußerst heiklen Rennsituation: Montoya, Vickers und Earnhardt lagen zwar noch in der Führungsrunde, starteten aber direkt vor der eigentlichen Spitzengruppe um Kyle Busch. Somit war der Kampf um den so wichtigen Verbleib in der Führungsrunde voll entbrannt - und das hatte Konsequenzen.

Vickers gegen Earnhardt und der Massencrash

Montoya fuhr unbehelligt ganz vorne, Vickers blockte auf der Gegengerade den direkt hinter ihm fahrenden Earnhardt, der jedoch nicht unter die doppelt gezogene Gelbe Linie ausweichen konnte. Es kam wie es kommen musste: Vickers und Earnhardt rempelten gleich zweimal aneinander - und dies an der Spitze des gesamten Pulks!

Matt KensethDaytona, Daytona International Speedway

Matt Kenseth und seine Roush-Crew bejubeln ihren ersten Daytona-Sieg Zoom

Vickers' Red-Bull-Toyota kam quer, erwischte erst Robby Gordon (Gordon-Toyota) und krachte dann in den chancenlosen Kyle Busch. Dahinter brach das natürlich das Chaos los: Der Reihe nach rodelten Buschs Teamkollege Denny Hamlin, die beiden Roush-Ford von Carl Edwards, Jamie McMurray, sowie Kurt Busch (Penske-Dodge) und Scott Speed im zweiten Red-Bull-Toyota durch das Infield.

Die Reihenfolge war nach diesem Chaos natürlich völlig durcheinander gewürfelt worden. Beim Restart in Runde 132 lagen nun plötzlich zwei Petty-Dodge von Elliott Sadler und Reed Sorenson an der Spitze. Dahinter folgten Kenseth, der die Massenkarambolage wie durch ein Wunder unbeschadet überstand, sowie Harvick und Allmendinger.

Rennen gegen den Regen

Parallel zu diesem völlig neuen Rennszenario drohte der Regen. Die Hendrick-Fraktion um Jeff Gordon und Mark Martin fuhr indes noch einmal an die Box, um sich frische Goodyear-Reifen aufziehen zu lassen. Offenbar hatte man dort eine ganz andere Wetterprognose vorliegen...

Daytona, Daytona International Speedway

Dann kam der große Regen doch noch - Jeff Gordon und Mark Martin warten Zoom

An der Spitze griff unterdessen Matt Kenseth erst den zweitplatzierten Sorenson an, und schnappte sich wenig später mit Harvicks Unterstützung auch den Daytona-Pechvogel Sadler. Der unmittelbar folgende Regenabbruch tat sein übriges.

Kenseth, der NASCAR-Champion des Jahres 2003, reihte sich damit nahtlos in diejenigen Piloten ein, die 2008 komplett sieglos geblieben waren, 2009 aber sehr erfolgreich begannen: Harvick gewann vor einer Woche das Budweiser-Shootout, Jeff Gordon siegte am Donnerstag in seinem Gatorade-Duel - und nun Kenseth.

Viele Überraschungen im Klassement

Der Massencrash und der wenige Runden später erfolgte Rennabbruch führte natürlich zu einem kunterbunt durcheinander gewürfelten Endklassement. David Ragan (Roush-Ford) wurde Sechster vor Michael Waltrip (Waltrip-Toyota) und Tony Stewart. Reed Sorenson rettete wenigstens noch einen neunten Platz vor Kurt Busch im Penske-Dodge.

Jimmie Johnson, Bobby LabonteDaytona, Daytona International Speedway

Champion Jimmie Johnson (o.) erwischte als 31. einen mageren Saisonauftakt Zoom

Die Favoriten fanden sich unter ferner liefen: Jeff Gordon wurde als bester der Hendrick-Flotte 13., einen Rang vor Juan Pablo Montoya (Earnhardt-Ganassi-Chevrolet). Titelkandidaten wie Carl Edwards (18.) oder Jimmie Johnson (31.) landeten noch weiter im geschlagenen Feld.

Dieses Resultat birgt aufgrund der Turbulenzen natürlich keinerlei Aussage über die wahren Kräfteverhältnisse der Sprint-Cup-Saison 2009. Darüber wird erst das kommende Wochenende näheren Aufschluss geben können, wenn die NASCAR in Kalifornien fährt: Das zweite Saisonrennen findet auf dem Zwei-Meilenoval von Fontana statt.