• 21.03.2010 21:39

  • von Pete Fink

Johnson bezwingt Kurt Busch und seine Bristol-Antipathie

Ausgerechnet in Bristol holte Jimmie Johnson seinen 50. NASCAR-Sieg vor Tony Stewart und einem bärenstarken Kurt Busch - Montoya in Massencrash verwickelt

(Motorsport-Total.com) - Die Frühform von Jimmie Johnson ist geradezu beängstigend. Bereits zum dritten Mal in fünf Saisonrennen stand der blau-weiße Hendrick-Chevrolet mit der Startnummer 48 in der Victory Lane! Johnson feierte zudem ein rundes Jubiläum, denn der Kalifornier gewann am Sonntagabend bereits sein 50. Sprint-Cup-Rennen. Aber der eigentliche Aufreger an dieser Geschichte ist der Ort, denn auf dem Bristol Motor Speedway brachte der 34-Jährige in der Vergangenheit kein Bein auf den Boden.

Titel-Bild zur News: Jimmie Johnson, Kurt Busch

Jimmie Johnson und Kurt Busch bestimmten die Schlagzahl von Bristol

Oder anders formuliert: Wenn Johnson nun auch in Bristol gewinnt, wer soll den Champion auf dem Weg zu seinem fünften NASCAR-Titel in Folge aufhalten können? Ihm selbst war dies natürlich herzlich egal. "Mensch, für das hier haben wir so hart gearbeitet", jubelte der Hendrick-Pilot nach seiner Zieldurchfahrt. "Wir sahen hier so oft sehr schlecht aus und haben viele Unfälle gebaut. Und nun so etwas."#w1#


Fotos: NASCAR in Bristol


Es war ein Bristol-Sieg mit Ansage, denn schon am Trainingssamstag bestimmte Johnson die Pace. In den 500 Runden des nach langer Zeit zum ersten Mal wieder nicht ausverkauften NASCAR-Kolosseums lauerte er dann über weite Strecken hinter einem vermeintlich unbezwingbaren Kurt Busch. Dessen Penske-Dodge lag satte 278 Umläufe in Front, wurde am Ende aber nur Dritter.

Die letztlich entscheidende Situation geschah in der zehnten und letzten Gelbphase. Busch und Johnson wechselten jeweils vier Reifen, während Greg Biffle, Matt Kenseth, Carl Edwards (alle Roush-Ford) sowie Tony Stewart (Stewart/Haas-Chevrolet) mit nur zwei neuen Goodyear-Gummis pokerten. Auf der nur 800 Meter langen Kampfbahn kam es zu einem Zielsprint über zehn Runden.

Der Restart bringt die Vorentscheidung

Bristol Motor Speedway

Bristol blieb von den Regenwolken weitgehend verschont Zoom

Während Leader Biffle außen einen Bomben-Restart erwischte, hielt Kenseth mit durchdrehenden Rädern innen Kurt Busch auf. Hinter Biffle positionierten sich Stewart und Johnson. Acht Runden vor dem Ende holte sich erst Stewart auf der Innenbahn die Führung, zwei weitere Umläufe später zog Johnson mit seinen vier neuen Reifen auf der Außenbahn unwiderstehlich an die Spitze.

"Der Restart auf der Außenbahn hat uns sicherlich geholfen", analysierte der Sieger trocken, während Pechvogel Kurt Busch, auf der Innenbahn hinter Kenseth blockiert, zuviel Boden verlor. Der Penske-Pilot arbeitete sich zwar noch am kompletten Roush-Trio vorbei, doch hinter dem zweitplatzierten Stewart gingen ihm am Ende die Runden aus.

"Wir wurden beim letzten Restart geschlagen", lautete das logische Busch-Fazit. "Es ist furchtbar schade, dass wir diesen Sieg nicht nach Hause bringen konnten, aber damit muss ich jetzt leben." Für Tony Stewart bedeutete Platz zwei wiederum sein erstes Top-5-Ergebnis 2010, mit dem der alte Strategie-Fuchs überhaupt nicht rechnete. "Das Auto war zu Beginn einfach nur schrecklich. Am Ende überließ mein Team mir die Wahl mit den Reifen."

Biffle, Kenseth und Edwards holten sich hinter diesem Spitzentrio die Plätze vier, fünf und sechs. Platz sieben ging an NASCAR-Superstar Dale Earnhardt Jr. (Hendrick-Chevrolet), der im Rennverlauf eine Speeding-Penalty überstehen musste und sich noch in die Top 10 vorarbeiten konnte. Achter wurde ein leicht kränkelnder Daytona-Sieger Jamie McMurray im besten Earnhardt/Ganassi-Chevrolet.

Mark Martin löst Massencrash aus

Juan Pablo Montoya, Mark Martin, Marcos Ambrose

Mark Martin mit Defekt, Marcos Ambrose und Juan Pablo Montoya ohne Chance Zoom

Wie so viele seiner Kollegen erlebte auch Vorjahressieger Kyle Busch ein suboptimales Rennen. Grund hierfür war der in Bristol so stark beanspruchte rechte Vorderreifen, der im Feld für zahlreiche Abflüge und Gelbphasen sorgte. Auch den Gibbs-Toyota mit der Startnummer 18 erwischte es früh im Rennen. Nach einem zwischenzeitlichen Rundenrückstand arbeitete sich Kyle Busch immerhin noch auf Platz neun nach vorne.

Jeff Burton und Kevin Harvick holten für das eigentlich stärker eingeschätzte Childress-Team die Plätze zehn und elf. Dieses etwas farblose Resultat reichte für Harvick hauchdünn, um die Sprint-Cup-Tabellenführung zu verteidigen. Schlimmer erwischte es Clint Bowyer (40.) im dritten Childress-Chevy: Nach einem frühen Motorschaden fiel Bowyer in der Gesamtwertung von Rang fünf auf zwölf zurück.

Den größten Rückschlag erlitt jedoch Mark Martin (35.), der in der Tabelle von Rang sieben auf 16 durchgereicht wurde. Der NASCAR-Oldie sorgte in Runde 343 für die einzige Massenkarambolage des Tages, als er im Kampf um Platz sechs mit Greg Biffle aneinader geriet. Dabei zerstörte sich Martin seinen rechten Vorderreifen, versuchte mit zu hoher Geschwindigkeit zurück an die Box zu fahren und drehte sich.

Es kam zur logischen Kettenreaktion, in die insgesamt 13 Fahrzeuge verwickelt wurden. "Ich war viel schneller als Greg und habe versucht, außen herum zu überholen", erklärte der Pechvogel. "Das ist extrem schade, denn unser Auto wäre heute siegfähig gewesen." Unter anderem wurde auch sein Hendrick-Teamkollege Jeff Gordon (14.) in Mitleidenschaft gezogen.

Montoya wieder im Pech

Jimmie Johnson

Jimmie Johnson feiert seinen Sieg und seine Crew direkt an der Boxenmauer Zoom

Gleiches gilt für Juan Pablo Montoya. Der Kolumbianer mischte bis dato munter an der Spitze mit und holte sich kurz vor Rennhalbzeit sogar 29 Führungsrunden ab. Sein Earnhardt/Ganassi-Chevrolet hatte keine Chance, dem unmittelbar vor seiner Kühlerhaube entstandenen Tohuwabohu auszuweichen und landete mit einem rechts vorne waidwund gewordenen Kotflügel auf Platz 26.

Eine bislang harzige Saison 2010. Nach einem Motorschaden (Fontana) und dem Las-Vegas-Abschuss durch Teamkollege McMurray war Bristol für Montoya bereits das dritte Rennen mit erheblichen Zwischenfällen. Dies schlägt sich auch in der Gesamttabelle nieder, in der der Kolumbianer als 22. bereits fast 100 Punkte auf eine Chase-Platzierung aufholen muss.

Der Überraschungsmann der bisherigen Sprint-Cup-Saison bleibt Paul Menard. Der Petty-Pilot fuhr in Bristol auf einen grundsoliden 18. Rang, was ihm in der Gesamtwertung als Neunter weiterhin an den NASCAR-Playoffs schnuppern lässt. Der zweite Aufsteiger, Scott Speed (Red-Bull-Toyota; 31.), erlitt 20 Runden vor dem Ende einen Reifenschaden und fiel aus diesem Grund noch weit zurück.

Mann des NASCAR-Sonntages war aber eindeutig und einmal mehr Jimmie Johnson. Sein 50. Jubiläumssieg brachte den Champion nun auch in der ewigen Siegerliste der NASCAR-Historie unter die Top 10. Unter den noch aktiven Piloten ist nur Jeff Gordon (82) erfolgreicher. Als nächstes kurzfristiges Projekt dürfte Johnson wohl die Sprint-Cup-Tabellenführung anpeilen. Dies könnte bereits am kommenden Wochenende in Martinsville geschehen, denn der zweite NASCAR-Short-Track binnen einer Woche ist eindeutiges Johnson-Terrain.