• 15.08.2010 22:12

  • von Pete Fink

Harvick-Gala: Michigan-Sieg und Chase-Qualifikation

Sprint-Cup-Tabellenführer Kevin Harvick gewann in Michigan und steht nun als erster Pilot fix in den Playoffs - starkes Roush-Team, Montoya Siebter

(Motorsport-Total.com) - Wer würde in der laufenden Sprint-Cup-Saison 2010 noch gegen den Tabellenführer wetten? Kevin Harvick (Childress-Chevrolet) gewann ein unterhaltsames Carfax 400 auf dem Michigan International Speedway nach einem feinen Schlussduell gegen Denny Hamlin (Gibbs-Toyota). Das Bonbon: Mit seinem dritten Saisonsieg ist Harvick damit als erster Sprint-Cup-Pilot definitiv für den NASCAR-Chase 2010 qualifiziert.

Titel-Bild zur News: Kevin Harvick

Kevin Harvick gewann in Michigan sein drittes Saisonrennen und steht im Chase

20 Jahre lang konnte Richard Childress Racing auf dem breiten Zweimeilen-Oval nicht mehr gewinnen. Der bislang letzte RCR-Sieg stammte aus der Saison 1990 mit dem verstorbenen Dale Earnhardt, danach übernahm die Ford-Truppe von Jack Roush das Michigan-Kommando. Auch am Sonntagabend zeigte sich die inoffizielle Ford-Werksmannschaft bestens aufgelegt, und holte sich mit Carl Edwards, Greg Biffle und Matt Kenseth die Plätze drei, vier und fünf.#w1#

"Das war für uns immer eine furchtbare Strecke", freute sich Sieger Harvick. "Umso mehr Spaß hat es gemacht, ganz vorne mitkämpfen zu können. Und die Krönung war dann, dass wir alle anderen geschlagen haben." Und mit Blick auf seine offizielle Playoff-Qualifikation kündigte er lächelnd an: "Nun habe ich noch drei Wochen Urlaub, bevor im Chase der wirkliche Druck beginnt."


Fotos: NASCAR in Michigan


Sein Michigan-Sieg brachte dem Kalifornier auch zehn wichtige Bonuspunkte für die Playoffs, die auch gerne der zweitplatzierte Denny Hamlin eingesackt hätte. "Unser Motto lautet: Alles oder nichts", bilanzierte der Gibbs-Pilot. "Aber wenigstens war es ein toller Kampf." Womit Hamlin recht hatte, denn das Carfax 400 entpuppte sich als ein durchwegs interessantes Sprint-Cup-Rennen.

Harvick bezwingt Hamlin

Harvick, Biffle und der sechstplatzierte Tony Stewart (Stewart/Haas-Chervolet) bestimmten abwechselnd die ersten drei Rennviertel. Drei Gelbphasen kurz hintereinander (Runde 148, 154 und 167) würfelten das Klassement dann ordentlich durcheinander, da solch eine Konstellation - wie immer - Gelegenheit zu den unterschiedlichsten Boxenstrategien bot.

Tony Stewart, Kevin Harvick

Letzter Michigan-Restart mit Tony Stewart und Kevin Harvick Zoom

Harvick und Stewart sparten sich den letzten Stopp, gleiches unternahm Hamlin, dessen Gibbs-Toyota zuvor im vorderen Mittelfeld festgesteckt hatte. Biffle holte sich hingegen vier frische Reifen ab und fiel daher zeitweise aus den Top 10 heraus. Damit war 28 Runden vor dem Ende die finale Hatz eröffnet.

Stewart konnte sich nicht lange in Front halten und wurde auf seinen relativ alten Reifen noch bis auf Position sechs durchgereicht. So entstand über zehn Runden ein sehenswertes Privatduell zwischen Hamlin und Harvick, bei dem letzterer schließlich die Oberhand behielt und am Ende klar gewann.

Montoya unterliegt Roush-Armada

Dahinter balgte sich Juan Pablo Montoya mit dem Roush-Trio Edwards, Biffle und Kenseth. Die drei Ford Fusion arbeiteten perfekt zusammen und ließen dem Earnhardt/Ganassi-Chevrolet keine Chance. Weil der Kolumbianer über weite Strecken mit einem stark übersteuernden Fahrzeug kämpfte, kann Montoya durchaus zufrieden mit Rang sieben sein. Zudem gehörte Michigan in der Vergangenheit zu den NASCAR-Ovalen, auf denen er kaum Land gewann.

Ryan Newman, Joey Logano

Böse Worte: Ryan Newman wird von Joey Logano umgedreht Zoom

Platz acht ging an Martin Truex Jr. (Waltrip-Toyota), der zu den Pokerspielern gehörte, die sich einen der drei Stopps zwischen Runde 148 und 167 schenkten. Gleiches gilt für Elliott Sadler (Petty-Ford), der mit Rang neun ein persönliches Empfehlungsschreiben an die Sprint-Cup-Teamchefs abgab. Sadler wird Richard Petty Motorsports zum Saisonende verlassen, ein neuer Vertrag ist noch nicht in Sicht.

Gibbs-Youngster Joey Logano rundete die Top 10 ab, musste sich nach dem Rennen jedoch einige wütende Worte von Ryan Newman (23.) anhören. Grund: Logano drehte den Stewart/Haas-Chevy in Runde 148 um, was Newman im Kampf um die Playoffs wertvolle Punkte kostete. Der "Rocket Man" liegt in der Gesamtwertung auf Rang 14 und verlor durch das Logano-Manöver etwa 40 Zähler.

Mark Martin der Verlierer des Tages

Überhaupt spitzt sich der Kampf um die Chase-Plätze drei Rennen vor dem Zwischenstrich auf ein Duell zu. Die Top 11 der Gesamtwertung stehen mit mehr als nur einem Bein in den Playoffs, den zwölften und letzten Platz werden wohl Clint Bowyer (Childress-Chevrolet) und Mark Martin (Hendrick-Chevrolet) unter sich ausfahren.

Mark Martin

Nur Platz 28: Mark Martin erwischte in Michigan keinen guten Tag Zoom

NASCAR-Oldie Martin war einer der großen Michigan-Verlierer. "Ich bin zu Beginn zu aggressiv gewesen, das war mein Fehler", kommentierte der 51-Jährige einen Mauerkuss, der ihn nach insgesamt fünf Reparaturstopps weit zurückwarf. Am Ende landete Mark Martin nur auf Position 28. So kam es zu einem Platzwechsel in der Tabelle, denn Bowyer zog als 13. von Michigan am Hendrick-Piloten vorbei auf Gesamtposition zwölf.

Bristol, Atlanta und Richmond lauten die drei Orte, in denen über die endgültige Chase-Konstellation 2010 entschieden wird. Michigan-Sieger Harvick kann dies egal sein, denn er steht seit Sonntagabend definitiv in den Playoffs. Und angesichts der zuletzt so farblosen Vorstellungen der Hendrick-Armada entpuppt sich der Kalifornier zusehends als brandheißer Konkurrent für seine Landsleute Jimmie Johnson (12.) und Jeff Gordon (27.).