Geschacher um die Favoritenrolle

(Motorsport-Total.com) - Geht es nach Jimmie Johnson, dann steht der Chase-Favorit in diesem Jahr fest: Tabellenführer Kevin Harvick, der sich als erster Sprint-Cup-Pilot einen Platz in den Playoffs gesichert hat. "Sie sind so konstant und haben auf allen Streckentypen Erfolg", sagte Johnson über das Childress-Team Harvicks. "Sie haben einen richtigen Lauf."

© NASCAR

Tabellenführer Kevin Harvick will die Favoritenrolle nicht annehmen

Gleiches glaubt Jeff Gordon, der Hendrick-Teamkollege Johnsons und aktueller Gesamtzweiter: "Sie haben das Momentum und meiner Meinung nach sind sie derzeit die Stärksten", glaubt Gordon. "Speziell mit ihrem Sieg in Michigan haben sie gezeigt, dass sie auf den schnellen Strecken ganz weit vorne liegen. Und davon haben wir im Chase ja einige."#w1#

Doch der Tabellenführer mag sich mit dieser Favoritenrolle nicht so recht anfreunden: "Das Team von Jimmie Johnson ist nach wie vor das Team, das es zu schlagen gilt", ist Harvick überzeugt. Seine Begründung: "Es ist egal, wie gut jemand gerade unterwegs ist. Diese Jungs haben in den vergangenen vier Jahren den Titel geholt und waren vor dem Chase immer in einer ähnlichen Situation."

Auffällig ist 2010 jedoch eines: Johnson hat in den letzten sechs Rennen nur eine einzige Top-10-Platzierung geholt. Der Dauerchampion war zudem der einzige Hendrick-Pilot, der in dieser Saison bisher überhaupt in die Victory Lane fuhr. Keine gute Statistik für das Hendrick-Team, das zu Saisonbeginn noch als der glasklare Favorit gehandelt wurde.

Titel auch ohne Sieg möglich

© NASCAR

Jimmie Johnson und Jeff Gordon sehen sich nicht als die Titelfavoriten Zoom

Das weiß auch der sieglose Jeff Gordon: "Ich habe immer gesagt, dass es möglich ist, den Titel ohne Rennsieg zu holen. Das Problem ist nur, dass alle diejenigen, die noch kein Rennen gewonnen haben, zu Playoff-Beginn bereits mindestens 50 Punkte Rückstand haben." Johnson und Denny Hamlin (Gibbs-Toyota) haben jeweils fünf Saisonsiege, Harvick deren drei. Pro Sieg in einem der 26 Qualifikationsrennen gibt es zehn Bonuspunkte für den Chase.

Gordons Theorie lautet: "Klar ist Konstanz immer noch der Schlüssel. Aber ich frage mich, ob Siege vor dem Chase nicht wichtiger sind als in den Playoffs. Hole dir die Bonuspunkte und damit im Chase einen Vorteil. Dann musst du nur noch Top-5-Resultate in Serie nach Hause fahren und gewinnst so den Titel. Möglich ist das, doch ich glaube, dass du mindestens ein Rennen gewinnen musst. Wahrscheinlich sogar ein Chase-Rennen."

Auch im Harvick-Team hat man den Rechenschieber ausgepackt. "Ohne einen Sieg holst du nur dann den Titel, wenn dir alle Umstände in die Hände spielen. Aber möglich ist das definitiv." Was in dieser Saison nur für Jeff Gordon gelten würde: "Ich wäre auch dann stolz, wenn ich den Titel ohne einen einzigen Sieg holen würde", versichert der Hendrick-Pilot. "Mir ist es egal, auf welche Art und Weise ich die Meisterschaft gewinne. Am Ende ist das beste Team vorne."

Wer ist nun also der Favorit für den Chase: Tabellenführer Harvick, der ewige Zweite Gordon - oder doch wieder Jimmie Johnson? Letzterer war zumindest in den vergangenen Jahren immer dann zur Stelle, wenn es im Chase um die Wurst ging. Trotz Zwischentief auch 2010? "Keine Sorge, wir haben für die Playoffs noch eine Menge Sachen auf Lager."