Durststrecke beendet: Matt Kenseth siegt in Texas!

Roush-Pilot Matt Kenseth gewinnt in Fort Worth in überlegener Manier vor Clint Bowyer - Tony Stewarts Spritpoker misslingt - Juan Pablo Montoya auf P13

(Motorsport-Total.com) - Matt Kenseth (Roush-Ford) holte sich beim siebten Saisonlauf zum Sprint-Cup 2011 einen überlegenen Sieg. Der Triumph beim Samsung Mobile 500 auf dem Texas Motor Speedway in Fort Worth war nicht nur der erste Saisonsieg für den Ford-Piloten in Diensten von Jack Roush, es war auch sein erster Sieg nach einer langen Durstrecke von über zwei Jahren - gleichbedeutend mit 76 sieglosen Rennen.

Titel-Bild zur News: Matt Kenseth

Matt Kenseth feierte in Texas seinen ersten Sieg nach über zwei Jahren

Zuletzt hatte Kenseth im Februar 2009 in Fontana in der Victory Lane eines Sprint-Cup-Rennens gefeiert. "Ich war mir nicht sicher, ob ich je wieder eine Chance haben würde, einen Sieg zu feiern", gab der überglückliche Kenseth angesichts seiner langen Durststrecke in der Victory Lane zu Protokoll. Zweiter wurde Clint Bowyer (Childress-Chevrolet) vor Carl Edwards in einem weiteren der starken Roush-Ford.


Fotos: NASCAR in Texas


Zu Beginn des 334-Runden-Rennens, das erstmals an einem Samstagabend unter Flutlicht gestartet wurde, konnte David Ragan (Roush-Ford) seine erste Sprint-Cup-Pole direkt in die Führung ummünzen. Edwards und Kenseth sorgten schnell für eine Roush-Dreifachführung. Bereits nach zehn Runden sorgte Tony Raines (Front-Row-Ford) mit qualmendem Motor für die erste Unterbrechung des Abends.

Die beiden Penske-Dodge-Piloten Kurt Busch und Brad Keselowski verzichteten auf einen Stopp, führten das Feld beim folgenden Restart an und lieferten sich mit dem späteren Sieger Kenseth einen spannenden Dreikampf. Keselowski konnte die Führung bis in Runde 46 verteidigen, als David Gilliland (Front-Row-Ford) nach einem Reifenschaden und anschließendem Crash in Turn 1 die zweite Caution auslöste.

Lange Green-Flag-Runs kennzeichnen das Rennen

Kurt Busch, Brad Keselowski

Die Penske-Piloten Brad Keselowski und Kurt Busch hielten anfangs gut mit Zoom

Nach einem langen und weitestgehend ereignislosen Green-Flag-Run, in dem Kenseth das Zepter eindeutig in der Hand hatte, sorgte Ken Schrader (FAS-Ford) in Runde 114 mit einem Reifenschaden für die dritte Unterbrechung. Die beiden Penske-Piloten übernahmen im Zuge der folgenden Boxenstopps mit jeweils zwei neuen Reifen in Führung. Kurt Busch erwischte einen granatenmäßigen Neustart und schoss in Führung. Kenseth saß ihm allerdings dicht auf den Fersen und konnte wenig später die Spitze zurückerobern.

Die Strategie mit nur zwei neuen Reifen ging für die Penske-Piloten diesmal nicht auf. Sowohl Kurt Busch als auch Keselowski fielen im Verlauf des 90 Runden dauernden Green-Flag-Runs sukzessive zurück. Die Roush-Mannschaft hingegen machte einmal mehr deutlich, dass der Sieg am Samstagabend in Fort Worth nur über einen der vier Fahrer aus den eigenen Reihen führen würde.

Tabellenführer Kyle Busch (Gibbs-Toyota) stritt fortan mit Clint Bowyer um die Rolle des stärksten Roush-Verfolgers. Gegen die übermächtigen Ford war jedoch kein Kraut gewachsen. Im Roush-Lager sorgte einzig Carl Edwards für etwas Beunruhigung. Aufgrund einer Magenverstimmung hatte der Sieger des Nationwide-Rennens Mühe, die Renndistanz durchzuhalten. "Meine Mutter hat gestern Abend etwas gekocht, das offenbar nicht allzu gut war...", so der Kommentar von Edwards dazu. Am Ende holte er sich jedoch nicht nur den dritten Platz im Rennen, sondern übernahm damit auch wieder die Tabellenführung von Kyle Busch.

Bei Halbzeit des Rennens führte nach wie vor der Ford mit Startnummer 17 und Kenseth am Steuer die Meute an. Aufgrund eines Problems beim vorherigen Tankstopp, als zu wenig Sprit in den Tank floss, musste der überlegene Fahrer der Nacht allerdings vorzeitig zum nächsten Stopp unter Renntempo abbiegen. Zu seinem Glück folgte ihm der Rest des Feldes unmittelbar im Anschluss, sodass sich der Nachteil erübrigte. Im Gegtenteil: der Champion des Jahres 2003 konnte seinen Vorsprung auf den Zweitplatzierten Bowyer sogar ausbauen.

Martin Truex Jr. erneut in der Mauer

Martin Truex Jun., Regan Smith, Mark Martin

Der Crash zwischen Martin Truex Jr. (56), Mark Martin (5) und Regan Smith (78) Zoom

Bowyer übernahm nach einer Debris-Caution und anschließendem Neustart in Runde 212 die Führung und schien unter Flutlicht der einzige ernsthafte Gegner für Kenseth zu werden. Letzterer sah sich in dieser Phase des Rennens starkem Druck von Marcos Ambrose (Petty-Ford) ausgesetzt, während im Hinterfeld das Chaos losbrach. Eine Berührung zwischen Kevin Harvick (Childress-Chevrolet) und Martin Truex Jr. (Waltrip-Toyota) sorgte auf der Gegengeraden für eine Kettenreaktion, der auch Mark Martin (Hendrick-Chevrolet) und Regan Smith (Furniture-Row-Chevrolet) zum Opfer fielen.

Penske-Pilot Keselowski ging ausgangs Turn 2 abrupt vom Gas, Truex musste daraufhin ebenfalls verzögern. Der dicht folgende Harvick konnte nicht mehr ausweichen und schickte den Toyota mit der Startnummer 56 in die Außenmauer. Der grüne Hendrick-Chevy von Martin krachte mit voller Wucht in den quer stehenden Wagen von Truex, während Harvick ungeschoren davonkam. Caution Nummer fünf war die Folge.

"Ich hatte keine Chance", erklärte "Oldie" Martin im Anschluss. "Vor mir rauschten sie ineinander. Es war einfach ein Rennunfall." Truex, der erst vor Wochenfrist in Martinsville einen harten Einschlag in die Mauer wegstecken musste, sagte: "Ich bin okay. Wir verloren aufgrund eines schlechten Pitstops viel Zeit und fanden uns im Mittelfeld wieder. Dann kam eins zum anderen. Es nervt, zweimal in Folge durch Unfall ausscheiden zu müssen. Das hätte es nicht gebraucht."

Matt Kenseth, Clint Bowyer

Clint Bowyer (33) war der einzige, der das Tempo von Kenseth mitgehen konnte Zoom

Bowyer verteidigte beim folgenden Restart die Spitze vor Kenseth und Ambrose. Wenig später hatte der Childress-Pilot beim Überrunden von Brian Vickers (Red-Bull-Toyota) Riesenglück. Auf der Start/Ziel-Geraden ging der Chevy mit der Startnummer 33 nach einer Berührung quer. Bowyer hatte alle Hände voll zu tun, um einen Dreher zu vermeiden. Die Führung allerdings war dahin. "Das war mein Fehler", gestand der auf den Zwischenfall angesprochene Bowyer nach Platz zwei im Ziel. "Matt machte stark Druck und ich war wohl etwas zu ungeduldig."

Tony Stewart patzt beim Boxenstopp

In der Folge mischte plötzlich auch Tony Stewart (Stewart-Haas-Chevrolet) im Kampf um die Führung mit. Der zweimalige Ex-Champion hatte früh im Rennen bereits eine Runde verloren, als er im Zuge des ersten Boxenstopps den Baldwin-Chevrolet von Dave Blaney in der Pitlane erwischte. Die erlittene Beschädigung an der Front des Chevy mit der Startnummer 14 zwang Stewart im Anschluss zu mehreren Reparaturstopps.

Jeff Gordon, Dave Blaney, Tony Stewart

Tony Stewart (14) hatte in Texas gleich mehrfach Ärger in der Boxengasse Zoom

Gemeinsam mit Kurt Busch zögerte er den vorletzten Boxenstopp in der Hoffnung auf eine neuerliche Gelbphase lange hinaus. Diese kam allerdings nicht zum gewünschten Zeitpunkt und so musste Busch als erster der beiden unter Grün rein. Stewart folgte ihm wenige Runden später, war allerdings bei der Einfahrt in die Boxengasse zu schnell und musste nur eine Runde später erneut hereinkommen und die entsprechende Drive-Through-Penalty über sich ergehen lassen. Die Chance, einen Strategie-Sieg abzustauben, war dahin. Überrascht war der Teambesitzer und Fahrer in Personalunion von der Strafe keineswegs. "Es tut mir leid. Ich habe sofort gewusst, dass ich zu schnell war", entschuldigte er sich über Funk bei seiner Crew.

Kenseth fuhr früh zum letzten Boxenstopp und holte im Anschluss in Riesenschritten auf den erneut draußen gebliebenen Kurt Busch auf. 13 Runden vor Schluss kam auch der gelbe Penske-Dodge zum letzten Stopp und Kenseth übernahm kampflos wieder die Führung. Stewart unterdessen lag trotz des zuvor eingefangenen Rückstands eingangs der letzten Runde dank der abweichenden Strategie wieder auf dem dritten Platz. In der 334. und letzten Runde allerdings verließ "Smoke" das Glück endgültig, als er mit trockenem Tank ausrollte. Unter dem Strich stand so nur Platz zwölf zu Buche.

Stattdessen durften sich Greg Biffle (Roush-Ford; 4.) und Paul Menard (Childress-Chevrolet; 5.) im Ziel über ein Top-5-Ergebnis freuen. Auf Platz sechs landete der stark fahrende Petty-Fahrer Marcos Ambrose vor einem weiteren der groß auftrumpfenden Ford - dem von Polesitter David Ragan (7.).

Hendrick und Montoya mit dezenten Vorstellungen

Eine über weite Strecken durchwachsene Vorstellung unter Flutlicht zeigte hingegen die Meistermannschaft von Hendrick Motorsports. Lediglich Champion Jimmie Johnson (8.) und Dale Earnhardt Jr. (9.) konnten unter Renntempo überhaupt in die Top 10 vorstoßen. Jeff Gordon (22.) und Mark Martin (36.) fielen zwischenzeitlich gar aus der Führungsrunde. Gordon rollte zudem genau wie Tony Stewart in der Schlussrunde ohne Sprit aus. Für Martin war nach dem Crash mit Truex vorzeitig Feierabend.

Auch Juan Pablo Montoya zeigte im Samsung Mobile 500 eine dezente, aber konstante Leistung. Der rote Earnhardt/Ganassi-Chevy mit der Startnummer 42 tauchte abgesehen von den Boxenstopp-Phasen unter Grüner Flagge nie in den Top 10 auf. Unter dem Strich belegte der Kolumbianer Platz 13.

Von Texas führt die Sprint-Cup-Tour 2011 am kommenden Wochenende weiter nach Alabama. In Talladega ist dann auf der mit 2,66 Meilen längsten Strecke im Kalender zum zweiten Mal in diesem Jahr Restrictor-Plate-Action garantiert. Im Vorjahr holte sich Kevin Harvick einen vielumjubelten Sieg, als er den führenden Jamie McMurray auf den letzten Metern noch abfangen konnte.