• 11.03.2012 23:20

  • von Pete Fink

Las-Vegas-Duell der Champions: Stewart schlägt Johnson

Tony Stewart gegen Jimmie Johnson lautete das Duell von Las Vegas, in dem sich "Smoke" am Ende durchsetzen konnte - Greg Biffle neuer Leader

(Motorsport-Total.com) - Tony Stewart gegen Jimmie Johnson. So lautete am Sonntag auf dem Las Vegas Motor Speedway das mitreißende Duell zweier NASCAR-Champions, bei dem sich Titelverteidiger Stewart am Ende knapp gegen seinen Vorgänger durchsetzen konnte. Entscheidend waren dabei die phänomenalen Restarts, die "Smoke" ein ums andere Mal auf den Asphalt des schnellen 1,5 Meilenovals in der Wüste von Nevada knallte. Johnson hatte immer wieder das Nachsehen und konnte diesen Nachteil nicht mehr wettmachen.

Titel-Bild zur News: Tony Stewart

Tony Stewart hatte in Las Vegas am Ende die Nase vor Jimmie Johnson

"Vergangenes Jahr hatten wir in Las Vegas das dominierende Auto", urteilte der Stewart/Haas-Teambesitzer in der Victory Lane. "Dieses Mal bin ich mir da nicht so sicher." Diesen Eindruck bestätigte auch Kontrahent Johnson: "Wir hatten wahrscheinlich mehr Speed im Auto, aber gegen Tonys Restarts war heute kein Kraut gewachsen." Gleich fünfmal in den letzten 67 Rennrunden musste die weiß lackierte Startnummer 14 ihre Führungsposition bei einem Restart verteidigen. Es gelang Stewart jedes Mal.

Der letzte dieser Restarts geschah vier Runden vor dem Ende: Stewart konnte sich als Führender die Linie aussuchen und wählte stets die Innenbahn. Johnson lag schnell ein paar Wagenlängen zurück, kämpfte sich aber eineinhalb Runden später wieder ans Heck des Stewart/Haas-Chevys heran. Auf der Start-/Zielgeraden setzte Stewart den klassischen NASCAR-Block und Johnson fiel entscheidend um ein paar Meter zurück. Damit war die Suppe gegessen: Der Kalifornier kreuzte die Ziellinie um 0.461 Sekunden hinter "Smoke".


Fotos: NASCAR in Las Vegas


Tadelloser Dritter wurde Greg Biffle, der damit auch die Gesamtführung übernahm. Eine kleine statistische Besonderheit: Der Roush-Pilot kam damit in der Sprint-Cup-Saison 2012 nach Daytona und Phoenix zum dritten Mal in Folge als Dritter ins Ziel. Noch kurz vor Schluss lagen alle drei Roush-Ford auf den Plätzen drei, vier und fünf und bildeten damit eine Ford-Phalanx in der Verfolgung des Champion-Duos.

Bowyer zockt sich auf Rang sechs

Doch Daytona-Sieger Matt Kenseth wurde am Tag nach seinem 40. Geburtstag auf der Gegengerade der drittletzten Runde in einen Lackaustausch gezwungen und verlor mit lädierter rechter Fahrzeugseite viel Boden. Am Ende wurde er nur 22. Las-Vegas-Vorjahressieger Carl Edwards kam nach anfänglichen Balanceproblemen noch auf Rang fünf ins Ziel, während Ryan Newman vom Kenseth-Tohuwabohu profitierte und sich von Platz acht auf vier nach vorne schmuggelte. Damit lagen beide Stewart/Haas-Chevys am Ende in den Top 5.

Greg Biffle

Neue Lackierung, altes Ergebnis: Leader Greg Biffle wird wieder Dritter Zoom

Der mit Abstand beste Las-Vegas-Zocker hieß Clint Bowyer, der sich in Runde 228 den letzten Tankstopp sparte. Bowyers letzter Service kam also in Runde 205 und damit musste sein Watrip-Toyota 62 lange Runden durchhalten. Bei einem Benzinfenster von maximal 52 Runden eine stramme Aufgabe. Die vielen finalen Gelbphasen hinter dem Pace-Car spielten Bowyer jedoch in die Karten, was ihm tatsächlich den sechsten Platz bescherte.

Die genau gleiche Strategie verfolgte Brad Keselowski, dessen Penske-Dodge bei einem Restart in Runde 250 plötzlich ein Verkehrshindernis spielte. Aus noch unbekannten Gründen verweigerte sein Auto mit einem Schlag die Benzinaufnahme, was Keselowski an die Box zwang. Rang 32 und acht Runden Rückstand war die Quittung. Ein ähnliches Problem ließ seinen Teamkollegen A.J. Allmendinger (37.) ganze 29 Runden verlieren.


Das Finale von Las Vegas

Eine blitzsaubere Vorstellung zeigte auch Paul Menard, der als bester Childress-Pilot Siebter wurde. Menards Childress-Chevy lag zeitweise sogar auf Kurs zu einer Top-5-Platzierung, ging im Finale aber noch einmal an die Box. Auf vier frischen Reifen arbeitete sich die Startnummer 27 schließlich noch von Rang 18 auf sieben nach vorne.

McMurray mit Top-10-Resultat

Achter wurde Jamie McMurray, der seinem Teambesitzer Chip Ganassi damit endlich ein Top-10-Resultat schenkte. McMurray erlitt gleich zu Rennbeginn ein technisches Problem und musste beim ersten Stopp zweimal an die Box. In Runde 204 pokerte sein Crewchief Kevin "Bono" Manion entscheidend mit nur zwei neuen Reifen. Dies beförderte McMurray aus dem Mittelfeld heraus bis auf Rang zwei nach vorne. Am Ende verteidigte er ein Top-10-Ergebnis.

Dale Earnhardt Jun., Kasey Kahne

Start in Las Vegas: Dale Earnhardt Jr. (links) übernimmt die Spitze Zoom

Sein Teamkollege Juan Pablo Montoya schlug sich gleich zu Rennbeginn mit einem stark übersteuernden Earnhardt/Ganassi-Chevrolet herum. Weil der Kolumbianer nach einem Trainingsunfall und einem Motorwechsel von ganz hinten starten musste, wurde er bereits nach 30 Runden überrundet. Der blaue Montoya-Chevy erwachte jedoch nie in ein Las-Vegas-Leben: Mehr als Rang 25 mit drei Runden Rückstand war nicht mehr möglich.

Mit seinen Balanceproblemen stand die Startnummer 42 bei weitem nicht alleine da: Auch Phoenix-Sieger Denny Hamlin (Gibbs-Toyota) und Altmeister Jeff Gordon (Hendrick-Chevrolet) kamen nie mit dem schnellen 1,5 Meilenoval rund 30 Kilometer nördlich von Downtown Las Vegas zurecht. Jeff Gordon arbeitete sich immerhin noch auf einen eher glücklichen zwölften Platz nach vorne, Hamlin blieb als 20. über alle 267 Rennrunden lang blass.

Sehr erfreulich: Rang neun ging an Trevor Bayne, der seinen Wood-Ford mit der Startnummer 21 aus allen Scharmützeln heraushalten konnte. Kaum zu glauben, aber wahr: Abgesehen von seinem sensationellen Daytona-Sieg im Februar 2011 war dies im Sprint-Cup die erste Top-10-Platzierung des 21-jährigen Ford-Youngster.

Earnhardt und die Busch-Brüder im Pech

Der große Pechvogel von Las Vegas hieß jedoch Dale Earnhardt Jr. Dessen Hendrick-Chevy zeigte sich zu Rennbeginn als wahre Rakete und führte 70 der ersten 73 Runden klar und deutlich. Als jedoch gleich 15 Kontrahenten im Verlauf von Gelbphase zwei nur zwei neue Reifen aufziehen ließen, fiel Earnhardt ins Mittelfeld zurück. Von diesem Rückschlag konnte sich der unangefochtene Publikumsliebling nie wieder erholen und landete unter Wert geschlagen nur auf Platz zehn.

Kyle Busch

Dieser Dreher von Kyle Busch löst das Las-Vegas-Finale aus Zoom

Keinen guten Heimauftritt erwischten auch die Gebrüder Busch: Kurt (35.) war nach einem Reifenplatzer an seinem Phoenix-Chevy in Runde 255 verantwortlich für Gelbphase sieben, Kyles Gibbs-Toyota (23.) machte es ihm vier Runden später nach. Dieser Dreher löste schlussendlich das Las-Vegas-Finale Stewart gegen Johnson aus.

Nachdem Earnhardt ins Mittelfeld zurückgefallen war, dauerte es nicht lange, bis Johnson in Runde 98 die Führung übernahm. Der Hendrick-Pilot war nach einem Unfall im Abschlusstraining von ganz hinten ins Rennen gegangen und benötigte im Ersatzauto keine 100 Runden, um sich Platz eins zu holen. Dieser hielt aber nur rund 30 Umläufe, bevor Stewart nach Gelbphase drei - und natürlich mit einem bärenstarken Restart - das Kommando übernahm und nie wieder abgab.

Damit ist eines klar: Auf den im NASCAR-Chase so wichtigen 1,5 Meilenovalen zeigt sich Hendrick Motorsports früh in der Saison bestens aufgestellt. Dies gilt sowohl für die "Werksmannschaft" um Johnson und Earnhardt, als auch für das Stewart/Haas-Kundenteam. Aber kommende Woche ist sowieso alles ganz anders, denn dann wartet bereits das nächste Highlight: Der Bristol Motor Speedway oder das Kolosseum der NASCAR!