• 23.11.2010 13:25

  • von Pete Fink

Das Playoff-Phänomen Jimmie Johnson

Es ist eine beeindruckende Erfolgsstory: Seit sieben Jahren gibt es den NASCAR-Chase - und fünfmal hieß der Sieger Jimmie Johnson

(Motorsport-Total.com) - Der nunmehr fünffache Champion Jimmie Johnson ist nicht nur der beste aktuelle NASCAR-Pilot, er ist gleichzeitig auch ein absoluter Chase-Spezialist. Seitdem das aktuelle Playoff-System in der Saison 2004 eingeführt wurde, gelang es nur Kurt Busch (damals noch Roush-Ford; 2004) und Tony Stewart (Gibbs-Chevrolet; 2005), dem Hendrick-Piloten den Titel zu entreißen. In beiden Fällen hatte Johnson übrigens bis zum letzten Rennen eine Titelchance.

Titel-Bild zur News: Jimmie Johnson

Der klare Chase-Dominator Jimmie Johnson: Fünf NASCAR-Titel in Serie

Seit 2006 heißt der NASCAR-Champion immer Johnson. Anders formuliert: Fünf von sieben Playoff-Szenarios gewann der 35-Jährige, seine Meisterquote im NASCAR-Chase liegt also bei beeindruckenden 71,4 Prozent. Und es gibt noch ein Indiz über die Stärke des Hendrick-Piloten, wenn es in den letzten zehn Saisonrennen um die ganz große NASCAR-Wurst geht.

Denn 2007, 2008 und auch 2010 hätte Johnson den Titel nicht gewonnen, wenn das alte Punktesystem, das zwischen 1975 und 2003 galt, noch an Ort und Stelle gewesen wäre. 2007 wäre Jeff Gordon (Hendrick-Chevrolet) zur Meisterschaft gefahren, 2008 hätte sich Carl Edwards (Roush-Ford) die NASCAR-Krone aufsetzen dürfen, und in diesem Jahr wäre Kevin Harvick (Childress-Chevrolet) mit einem Vorsprung von 285 Punkten der neue Champion gewesen.

Soloshow von Johnson

Kritiker des aktuellen Chase-Systems führen gerne das Argument ins Feld, es läge unter anderem an der Auswahl der zehn Playoff-Strecken, die Johnson massiv in die Karten spielen würden. So fehle im Chase zum Beispiel ein Rundstreckenrennen, auch das spektakuläre Bristol hätte einen Platz in den zehn entscheidenden Rennwochenenden verdient. Beides hatte Johnson nicht gewinnen können - bis zur Saison 2010. In diesem Jahr siegte er im Frühjahresrennen von Bristol und im Juni in Sonoma. Zudem flog Fontana, eine typische Johnson-Strecke, aus dem Chase-Kalender.

Nur zwei statt fünf Titel? Nein, denn es ist ganz einfach klar ersichtlich, dass es vor allem das Hendrick-Team Johnsons ist, das im Vergleich zur Vor-Chase-Phase in den letztlich entscheidenden zehn Saisonrennen am meisten zulegen kann. Oder anders formuliert: Niemand weiß wirklich, in welchem Maße sich Crewchief Chad Knaus in den ersten 26 Rennen auf dem Experimentierfeld befindet.

Jimmie Johnson

Mittlerweile Routine: Jimmie Johnson und der NASCAR-Meisterpokal Zoom

Und: Holte sich Hendrick Motorsports in der Saison 2009 mit Johnson, Mark Martin und Jeff Gordon in der Sprint-Cup-Gesamtwertung noch geschlossen die ersten drei Plätze, so geriet das Jahr 2010 zu einer Solo-Show des Kaliforniers. Seine insgesamt sechs Saisonsiege blieben die einzigen für Hendrick Motorsports. Ein weiteres deutliches Indiz dafür, welche Ausnahmestellung die 48 auch Hendrick-intern derzeit einnimmt.

Wie sieht der Chase 2011 aus?

Zwischen 1995 und 1998 gab es in der NASCAR übrigens schon einmal eine Hendrick-Dominanz: Dreimal gewann Jeff Gordon, einmal holte Terry Labonte den Titel. Insgesamt schnappte sich Rick Hendrick sagenhafte zehn der letzten 16 Fahrertitel, nur Joe Gibbs (dreimal), Roush (zweimal) und einmal Yates Racing mit Dale Jarrett (1999) konnten diese Erfolgsstory brechen.

Und wie wird es nun weitergehen? Crewchief Chad Knaus kündigte bereits in Homestead ein umfangreiches Wintertestprogramm bei Hendrick an. Schlechte Nachrichten für die Konkurrenz also, denn trotz Titel Nummer fünf in Serie war es - wie gesagt - alleine Johnson, der 2010 die Hendrick-Kohlen aus dem Feuer holte. Das Dream-Team der NASCAR ist gewarnt - Gibbs, Childress und Roush haben 2010 aufgeholt.


Fotos: NASCAR in Homestead


Interessant wird zudem sein, welche Änderungen sich NASCAR-Chef Brian France für den Chase 2011 ausdenkt. Die Gerüchteküche munkelt von einer Erweiterung auf 15 Piloten, die dann in mehreren Stufen eliminiert werden sollen. Näheres dazu soll im Januar 2011 verlautbart werden. Was auch immer sich die NASCAR-Führung überlegen wird, eines ist sicher: Das Johnson-Team wird darauf vorbereitet sein.