• 07.03.2011 00:20

  • von Pete Fink

Carl Edwards siegt in Las Vegas - Montoya starker Dritter

Favoritensieg in der Wüste von Nevada: Carl Edwards gewann in Las Vegas vor Tony Stewart und einem stark auftrumpfenden Juan Pablo Montoya

(Motorsport-Total.com) - Falls es noch irgendwelche Zweifel daran gegeben haben sollte, dass Carl Edwards in dieser NASCAR-Saison ein kräftiges Wörtchen in der Titelvergabe mitsprechen wird, dann kann dies nach dem Kobalt Tools 400 auf dem Las Vegas Motor Speedway getrost abgehakt werden. Der 31-jährige Vizemeister der Saison 2008 hat sein ausgiebiges Formtief der letzten beiden Jahre überwunden und zeigt seit November 2010 eine starke Vorstellung nach der anderen.

Titel-Bild zur News: Carl Edwards

Carl Edwards zeigte in Las Vegas wieder seinen berühmten Rückwärtssalto

Saisonübergreifend gewann der Roush-Pilot jetzt drei der letzten fünf Sprint-Cup-Rennen und landete einmal (beim Daytona 500) auf Rang zwei. Auch in der Vorwoche in Phoenix wäre die Startnummer 99 ein glasklarer Siegeskandidat gewesen, wenn ihm dort nicht Kyle Busch in die Quere gekommen wäre. Nun machte Edwards den Sack zu und hielt dabei Tony Stewart (Stewart/Haas-Chevrolet; 2.) und Juan Pablo Montoya (Earnhardt/Ganassi-Chevrolet; 3.) auf Distanz.

Die Entscheidung fiel während der letzten Boxenstopps unter Grüner Flagge: Edwards und Montoya nahmen jeweils nur zwei neue Goodyear-Gummis mit, Stewart ließ sich einen kompletten Satz anschnallen. Damit drehte sich die Reihenfolge an der Spitze um: Der Roush-Ford flog ab Runde 242 ungefährdet vorne weg, Stewart krallte sich vier Umläufe vor dem Ende wenigstens noch den zu diesem Zeitpunkt zweitplatzierten Montoya.


Fotos: NASCAR in Las Vegas


"Der Schlüssel zum Sieg war das Team", lobte Edwards in der Victory Lane, während Stewart sichtlich angefressen war: "Diesen Sieg haben wir abgeschenkt, Platz zwei stinkt." "Smoke" schimpfte nicht ohne Grund, denn er lag nicht weniger als 166 von 267 Runden in Front. Die strategische Entscheidung mit vier neuen Reifen - und zuvor eine Speeding-Penalty - warfen den Teambesitzer entscheidend zurück.

Stewart sauer, Montoya happy

Überhaupt entpuppten sich die 400 Meilen von Las Vegas als Boxenpoker. Stewart gelangte früh im Rennen an die Spitze, weil er in der ersten Gelbphase in Runde neun nicht an die Box fuhr. Danach konnte er dem Renngeschehen klar seinen Stempel aufdrücken. Er dominierte 130 der ersten 150 Runden, bevor er zu schnell in der Boxengasse erwischt wurde. Durch einen Strategiekniff mit nur zwei neuen Reifen kam er in Gelbphase sieben wieder von Platz 14 auf eins nach vorne, musste beim letzten und entscheidenden Tankstopp aber vier neue Reifen mitnehmen.

Bill Elliott, Tony Stewart

Pech: Tony Stewart dominierte in Las Vegas nur bis Runde 150 Zoom

Edwards wiederum hielt sich an der Box weitgehend schadlos. Er lag das gesamte Rennen über in einer direkten Verfolgerposition und musste nur einmal aufs Ganze gehen, als die Runde der letzten Stopps anstand. Angesichts einiger Reifenschäden - unter anderem Jeff Gordon (Hendrick-Chevrolet; 36.) - war dies im Finale zwar ein gewisses Risiko, doch Edwards hatte alles im Griff und holte sich am Ende souverän seinen zweiten Las-Vegas-Erfolg.

Ähnlich wie Edwards gestaltete auch Montoya sein Rennen. In Las Vegas hatte der Kolumbianer in den Jahren zuvor noch nie Glück, am Sonntagabend drehte er diesen Spieß schließlich um. Die dieses Mal in ungewohntem Blau lackierte 42 tauchte die ganze Zeit über konstant in den Top 10 auf und arbeitete sich im Renngeschehen Platz um Platz nach vorne. Der Chevy lief einwandfrei, die Stopps funktionierten und am Ende ging Crewchief Brian Pattie mit nur zwei neuen Reifen kein unnötiges Risiko ein.

Auch Montoya selbst hielt sich an die strikte Ganassi-Vorgabe, Punkte für den Chase zu holen, denn er leistete beim Überholmanöver von Tony Stewart vier Runden vor dem Ende keinerlei Widerstand und fuhr einen sicheren dritten Platz nach Hause. "Ein Top-5-Resultat in Vegas ist klasse", freute er sich angesichts seiner bislang so grottigen Nevada-Bilanz. "Es war ein guter Tag. Vielleicht hätten wir am Ende etwas dichter an Carl dran sein können. Aber nun haben wir drei gute Ergebnisse in drei Rennen geholt. So kann es weitergehen." In der Tat: Montoya belegt in der Gesamtwertung Rang vier.

Hendrick-Flotte bleibt extrem blass

Ebenfalls ein Top-Resultat holte Petty-Neuzugang Marcos Ambrose, der im Finale sogar noch massiv Boden gegenüber Montoya gut machen konnte. Der Australier zeigte einen fehlerlosen Vegas-Auftritt, der zurecht mit Platz vier belohnt wurde. "Das gibt uns eine Menge positiver Energie", freute sich Ambrose. "Ich glaube, uns steht ein tolles Jahr bevor." Was dem so gebeutelten Petty-Team durchaus zu gönnen wäre.

Marcos Ambrose, Dale Earnhardt Jun.

Zweimal ein Top-10-Resultat: Marcos Ambrose und Dale Earnhardt Jun. Zoom

Ryan Newman im zweiten Stewart/Haas-Chevy holte sich einen starken fünften Platz vor dem besten Toyota von Martin Truex Jr. Der Waltrip-Pilot mischte über weite Strecken munter auf dem Montoya-Niveau mit, beklagte im Finale aber einen stark übersteuernden Camry. Vizemeister Denny Hamlin (Gibbs-Toyota) musste nach einem Motorwechsel von ganz hinten starten und arbeitete sich sukzessive bis auf Platz sieben nach vorne.

Bester aus der Hendrick-Flotte wurde Dale Earnhardt Jr. als Achter, nachdem Dauerchampion Jimmie Johnson (16.) und NASCAR-Oldie Mark Martin (18.) blass blieben. Jeff Gordons Reifenschaden tat sein übriges zu einem äußerst durchwachsenen Hendrick-Ergebnis auf dem ersten wichtigen 1,5 Meilenoval der Saison. Kein Zweifel: Roush hat derzeit die Nase weit vor Hendrick.

Dies obwohl mit Matt Kenseth (11.) und Greg Biffle (28.) zwei Ford-Asse in Las Vegas nicht stachen. Polesitter Kenseth erlitt bereits in Runde zwölf einen Reifenschaden, der ihn einen Umlauf zurückwarf. Daran knabberte der NASCAR-Champion des Jahres 2003 ganze 180 Runden, bevor er endlich den Lucky Dog zugesprochen bekam. Zu spät für den Sieg, sogar im Kampf um ein Top-10-Resultat unterlag er Red-Bull-Pilot Brian Vickers knapp.

Die Busch-Brothers ohne Glück

Biffle wiederum erlebte einen wahren Horrortag an der Box. Zunächst hatte es sich der Roush-Pilot hinter Stewart und Edwards auf Platz drei gemütlich gemacht, bevor ihn gleich mehrere Tankprobleme und Tankstopps unmittelbar vor einer Gelbphase meilenweit zurückwarfen. Biffle fing sich dabei nicht weniger als drei Runden Rückstand ein und wird sich vermutlich eine ganze Weile fragen, wie er mit einem so schnellen Auto nur auf Platz 29 landen konnte.

Kurt Busch

Dreher von Kurt Busch: Ende der Hoffnungen auf einen Heimsieg Zoom

Von den beiden Las-Vegas-Lokalmatadoren kam nur einer durch: Kurt Busch leistete sich nach einem Restart in Runde 102 einen Dreher, was den Penske-Piloten weit zurück warf. Anschließend war der knallgelbe Dodge Charger nicht mehr in der Lage, ganz vorne mitzuhalten und landete am Ende auf Rang neun. Noch schlimmer erwischte es Bruder Kyle.

Der Gibbs-Pilot erlitt auf Platz zwei liegend in Runde 97 zunächst einen Reifenschaden, der einen heftigen Streifschuss an der Streckenbegrenzung zur Folge hatte. Zehn Runden später ging dem Pechvogel dann das Toyota-Triebwerk hoch. Kein Heimsieg für die Gebrüder Busch - im Gegenteil: Kyle wurde nur als 38. gewertet.

Die NASCAR macht am kommenden Wochenende eine erste Pause. Tony Stewart geht als Tabellenführer in den Kurzurlaub, zweiter ist Kurt Busch vor den punktgleichen Carl Edwards und Juan Pablo Montoya. Dies alles hat natürlich noch überhaupt keine Aussagekraft, denn am 20. März kann sich alles wieder komplett ändern. Dann ist Short-Track-Time in der NASCAR: Das legendäre Kolosseum von Bristol steht an!