• 26.10.2008 23:11

  • von Pete Fink

Atlanta: Carl Edwards siegt vor "Magic" Johnson!

Carl Edwards gewann in Atlanta, aber ein kampfeslustiger Jimmie Johnson wurde Zweiter und verhinderte so Schlimmeres - Pechvogel Juan Pablo Montoya

(Motorsport-Total.com) - Was für ein Finale! Die Schlussrunden beim Pep Boys Auto 500 auf dem Atlanta Motor Speedway waren ein echter NASCAR-Thriller, aber dieses Mal ging es weniger um den Sieger, sondern mehr um die spektakuläre Aufholjagd, die sich dahinter abspielte. Der Gewinner hieß Carl Edwards (Roush-Ford), der sich bei einem Restart 16 Runden vor Schluss mit einem entschlossen Überholmanöver gegen Denny Hamlin (Gibbs-Toyota) die Führung außen herum holte - und in der Folge auch nicht mehr abgab.

Titel-Bild zur News: Carl Edwards

Carl Edwards durfte in Atlanta wieder einmal seinen Rückwärtssalto zeigen

Doch die ganz große Show des Tages lieferte der am Ende zweitplatzierte Jimmie Johnson ab: Während der letzten Gelbphase gab der Hendrick-Pilot zwölf Runden vor Schluss seine zu diesem Zeitpunkt achte Position auf, steuerte als Einziger aus der Spitzengruppe die Box an und holte sich vier neue Reifen.#w1#

Beim Restart acht Runden vor dem Ende lag Johnson nur auf Platz zwölf und fuhr im Anschluss durch das Feld, wie das berühmte Messer durch warme Butter. Binnen sieben Umläufen waren bis auf Edwards und Hamlin alle Konkurrenten kassiert und in der Schlusskurve konnte auch der Gibbs-Toyota von Hamlin - komplett quer stehend - dem Angriff des Kaliforniers nicht widerstehen.

Damit machte Sieger Edwards nur magere 15 Meisterschaftspunkte auf Johnson gut, was diesem nunmehr 183 Zähler Vorsprung mit auf den Weg in die letzten drei Saisonrennen gibt. Angesichts der überragenden Chase-Vorstellungen des amtierenden NASCAR-Champions stellt sich die Frage, wer am dritten Johnson-Titel in Folge noch rütteln kann.

Johnson zu Rennbeginn in Problemen

Denn eigentlich waren alle Zutaten dafür bereitet, dass der am Sonntag in Silber gehaltene Hendrick-Chevrolet mit der Startnummer 48 in Atlanta einige Punkte liegen lassen könnte. Während vorne Carl Edwards und sein Roush-Teamkollege Matt Kenseth ungefährdet ihre Runden drehten, erlebte Johnson einen harzigen Start ins Rennen.

Jimmie Johnson Carl Edwards

Jimmie Johnson und Carl Edwards sahen sich in Atlanta nur zu Rennbeginn Zoom

Der Grund: Nach einem langen Green-Flag-Run wurde der Playoff-Dominator in Runde 91 am Boxeneingang zu schnell gestoppt und zu einer Durchfahrtsstrafe verdonnert. Johnson verlor eine komplette Runde und kam nur auf Position 29 auf die Strecke zurück.


Fotos: NASCAR in Atlanta


Knapp 50 Umläufe später lag er durch einen "Lucky Dog" zwar wieder in der Führungsrunde, doch er hatte im Anschluss große Probleme wieder in die Top 10 hinein zu fahren. Ein Resultat um Platz 14 herum hätte seinen Vorsprung gegen Edwards um satte 70 Punkte zusammenschmelzen lassen. Dies drohte, aber dazu kam es nicht.

Ausgerechnet Matt Kenseth (4.) war es, der seinem Roush-Teamkollegen Edwards fünf vielleicht wertvolle Bonuspunkte für die meisten Führungsrunden des Rennens vor der Nase wegschnappte, denn Kenseth fuhr zu Rennmitte viele Runden lang ganz an der Spitze - und hatte Edwards dabei im Schlepptau.

Roush und Hendrick - neun Autos in den Top 12

Genauso wenig wie es ganz offensichtlich eine Roush-Teamorder gab, so zeigten sich auch die Gebrüder Busch am Ende kaum freundschaftlich verbunden. Kurt Busch fuhr in seinem Penske-Dodge ein ausgezeichnetes Rennen, hatte aber ganz am Ende als Sechster um Haaresbreite nach Nachsehen gegen Kyle, dessen Gibbs-Toyota am Sonntag nur auf den Short-Runs stark war.

Matt Kenseth Carl Edwards

No Teamorders please - Matt Kenseth schnappt Carl Edwards fünf Punkte weg Zoom

Mit Jamie McMurray (7.), David Ragan (8.) und Greg Biffle (10.) stießen zwar neben Edwards und Kenseth alle fünf Roush-Ford in die Top 10, aber was bringt das in Sachen Titel, wenn Johnson binnen acht Runden an vier der fünf Ford Fusion vorbeifahren kann?

Hendrick Motorsports zeigte sich in Atlanta ansonsten als fast ebenbürdig, denn mit Johnson, Jeff Gordon (9.), Dale Earnhardt Jr. (11.) und Casey Mears einen Platz dahinter brachte man ebenfalls alle vier Fahrzeuge unter die Top 12. Anders herum formuliert: Nur zwei Gibbs-Toyota und ein Penske-Dodge waren in der Lage ganz vorne mitzumischen - Roush und Hendrick hatten das Geschehen im Griff.

Montoya in wenigen Runden von Vier auf Vierzig

In dieser Liste fehlt jedoch der große Pechvogel - nicht nur des Atlanta-Rennens, sondern der gesamten Sprint-Cup-Saison 2008, und der heißt Juan Pablo Montoya. Was das gebeutelte Ganassi-Team derzeit am dringendsten benötigen würde, wäre ein Top-Resultat und dieses war greifbar nahe.

Juan Pablo Montoya

Juan Pablo Montoya kann 2008 sein Rennpech einfach nicht abschütteln Zoom

Montoya holte sich auf dem Atlanta Motor Speedway im Frühjahr 2007 sein erstes Top-5-Resultat im Sprint-Cup überhaupt. Superschnelle Strecken lagen dem Kolumbianer schon zu seinen Formel-1-Zeiten, und gegen Ende des ersten Renndrittels hatte sich der schwarze Ganassi-Dodge von Startplatz 24 bis auf Platz acht nach vorne gearbeitet.

Nach einem geglückten Boxenstopp lag Montoya 37 Runden vor dem Ende sogar auf Platz vier, als er für den Schlussspurt noch einmal neue Reifen einforderte. Diese strategische Entscheidung sollte sich rächen, denn genau bei diesem Stopp kam ihm Clint Bowyer in Quere und zerstörte ihm den rechten vorderen Kotflügel.

Allmendinger wieder überzeugend

Doch damit nicht genug: Einmal ins Mittelfeld zurückgefallen, wurde er nur wenige Runden später - wieder unschuldig - in einen fünf Autos umfassenden Massencrash verwickelt. Statt in den Top 5 landete Montoya am Ende auf Platz 40, was nichts anderes als ein Spiegelbild der unglücklichen Ganassi-Saison 2008 ist.

Brian Vickers Kurt Busch

Brian Vickers und Red Bull bleiben farblos, Kurt Busch schlug sich beachtlich Zoom

Auch Childress-Pilot Bowyer verlor als 20. übrigens viel Boden im Titelkampf. Überhaupt war Atlanta kein gutes Rennen für das dritte Top-Team im Bunde, denn Bowyers Teamkollegen Jeff Burton (18.) und Kevin Harvick (13.) vermochten mit Handlingsproblemen nie eine ernsthafte Rolle zu spielen.

Bleibt noch der Blick auf das Schicksal des einzigen NASCAR-Teams unter europäischer Führung: Die beiden Red-Bull-Toyota von Brian Vickers (21.) und Scott Speed (34.) spielten ebenfalls keine Rolle. Doch eine Randnotiz sollte nicht unerwähnt bleiben, denn der vor wenigen Wochen bei Red Bull gefeuerte A.J. Allmendinger verkaufte sich erneut hervorragend, und brachte seinen Evernham-Dodge als 14. ins Ziel.

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