• 22.06.2017 20:24

  • von Gerald Dirnbeck & David Emmett

Cal Crutchlow erklärt: Warum er bei LCR-Honda bleiben wollte

Cal Crutchlow gibt zu, mit anderen Teams gesprochen zu haben: Was für einen Verbleib bei LCR gesprochen hat und sich durch den HRC-Vertrag ändert

(Motorsport-Total.com) - Cal Crutchlow ist der einzige MotoGP-Fahrer, der schon einen Vertrag für 2019 in der Tasche hat. Bei fast allen Fahrern laufen die geschlossenen Zweijahresverträge Ende 2018 aus. Für den Briten wird sich nicht viel verändern. Er bleibt im Honda-Kundenteam von Lucio Cecchinello. "Der einzige Unterschied besteht darin, dass mein Vertrag direkt mit dem Werk geschlossen ist und nicht mit Lucio", hält Crutchlow fest. Das gibt Cecchinello finanziell mehr Spielraum, um ab dem nächsten Jahr eine zweite Honda einzusetzen.

Titel-Bild zur News: Cal Crutchlow

Neuer Vertrag: Cal Crutchlow ist nun direkt bei Honda angestellt Zoom

"Es sind gute Neuigkeiten für Honda und das gesamte Team", zeigt sich Weltmeister Marc Marquez erfreut, dass Crutchlow nun auch auf dem Papier quasi sein "Teamkollege" ist. "Cal ist auch schon mit Yamaha und Ducati gefahren. Er leistet gute Arbeit, um das Motorrad weiterzuentwickeln. Seine und meine Aussagen sind sehr ähnlich, auch unser Fahrstil ist ähnlich. Das ist alles sehr gut. Ich freue mich für Cal, weil er sehr hart arbeitet. Wir werden weiterarbeiten, damit wir in Zukunft das beste Paket haben. Gemeinsam können wir gute Arbeit leisten."

Ins gleiche Horn bläst auch Dani Pedrosa: "Ich glaube nicht, dass es so viel anders sein wird. Er arbeitet jetzt schon eng mit Honda zusammen und testet neue Sachen", sagt der zweite Repsol-Fahrer. "Wir teilen schon jetzt unsere Eindrücke. Seit er bei Honda ist, teilen wir unsere Erfahrungen. Er ist ein schneller Fahrer, der Honda Dinge erklären kann." Vor allem in den vergangenen Monaten war Crutchlow eng in die Entwicklungsarbeit mit dem neuen Big-Bang-Motor und auch dem kürzeren, seitlichen Auspuff involviert.

Crutchlow sicher: Siege mit Kundenteam möglich

"Ich bin natürlich sehr zufrieden", grinst Crutchlow in Assen, als er erstmals über seinen neuen Vertrag spricht. "Ich hatte gute Angebote auf dem Tisch liegen. HRC hat ein genauso gutes Angebot gemacht, wenn nicht ein besseres. Ich bleibe im gleichen Team, mit dem ich seit drei Jahren zusammenarbeite. Ich sah keinen Grund, etwas zu verändern und woanders hinzugehen." Schließlich holte Crutchlow im Vorjahr zwei Siege und hat sich in der Honda-Familie etabliert.

"Mein Ziel ist es aber nicht, in einem Werksteam zu sein. Ich bin nicht hier, um in einem Werksteam zu fahren, sondern um zu gewinnen", hält der 31-Jährige fest. "Ich bin in einem Kundenteam und Siege sind möglich. Ich glaube nicht, dass es irgendeinen Unterschied macht. Ich bin zufrieden, wo ich bin und glaube, dass mein Team gut genug ist, um den Job zu erledigen. Was ich haben wollte, habe ich bekommen. Also warum sollte ich wechseln? Warum sollte ich das Team verlassen?"

Nicht das exakt gleiche Motorrad wie Marquez

"Mein Motorrad ist kein vollwertiges Werksmotorrad, es ist nicht die Spezifikation von Marc, aber dieser sehr, sehr nahe. Man kann damit gewinnen. Der Unterschied könnte jetzt sein, dass mehr Leute zum Team kommen und wir neue Dinge schneller erhalten. Im Hintergrund wird viel Arbeit investiert. Der HRC-Vertrag könnte einen zusätzlichen Ingenieur in der Box bedeuteten, oder man muss nicht so lange auf neue Teile warten. Vieles liegt nicht in meinen Händen. Ich weiß nur, dass ich auf einem sehr konkurrenzfähigen Motorrad sitze. Werden wir plötzlich mehr Unterstützung erhalten? Nein, weil ich schon jetzt gut unterstützt werde."

Theoretisch könnte der HRC-Vertrag auch die Chance sein, ins Repsol-Team zu kommen, sollten sich Marquez oder Pedrosa Ende 2018 verabschieden. "Ich weiß es nicht", will Crutchlow nicht soweit denken. "Im Moment kann alles passieren. Als ich den Vertrag unterschrieben habe, dachte ich an LCR. Ich sehe keinen Grund für einen Wechsel. Aber ich bin bei HRC unter Vertrag. Wenn sie wollen, dass ich Moto3 fahre, dann muss ich das tun", lacht der Brite. "Ich denke hauptsächlich daran, dass ich bei LCR fahren werde, aber man weiß natürlich nie."

Dani Pedrosa, Cal Crutchlow

Cal Crutchlow ist momentan der einzige Honda-Fahrer mit Vertrag für 2019 Zoom

Auch die lockere Atmosphäre im Team von Cecchinello ist das richtige Umfeld für den charismatischen Briten. Crutchlow erzählt eine lustige Geschichte: "Sonntagabend in Barcelona sagte Lucio zu mir: 'Komm rein und unterschreibe deinen Vertrag, jetzt ist die Zeit dafür.' Und ich schickte ihm eine Nachricht: 'Ich werde nicht unterschreiben, ich gehe woanders hin.' Du hättest sein Gesicht sehen sollen, er ist in der Box wie ein Hühnchen herumgelaufen!"

Crutchlow führte aber tatsächlich Gespräche mit anderen Teams. Ein Management hat er nicht, er nimmt die Angelegenheiten selbst in die Hand. "Ich hatte noch am Sonntag Meetings", blickt Crutchlow auf Barcelona zurück. "Ich war zu den anderen auch fair und habe gesagt, dass ein Wechsel vielleicht auch nicht passiert. Ich muss immer alles bedenken. Es gab zwei Optionen. Bei einer hätte ich noch warten müssen, und ich hatte die HRC-Option. Es gab aber viele Gründe, warum ich nicht gewechselt habe. Einerseits habe ich hier einen fantastischen Job, andererseits wollte ich nicht jemand anderem den Job wegnehmen."