WSBK vs. MotoGP: So verzögern die Motorrad-Stars

Auf den ersten Blick mögen sich die Bremsen in der MotoGP und der Superbike-WM gleichen - Dahinter stecken jedoch zwei völlig unterschiedliche Philosophien

(Motorsport-Total.com) - Vergleiche zwischen der MotoGP und der Superbike-Weltmeisterschaft wurden bereits reichlich angestellt, doch ein Bereich wird häufig ausgeklammert: Der für viele Erzählungen wenig sexy wirkende Bremsvorgang. Doch es lohnt sich, genauer hinzusehen: Mögen die Bremssysteme sich in den beiden höchsten Motorradklassen auf den ersten Blick ähneln, offenbaren sich weitreichende Unterschiede in der Materialverwendung. Für Bremshersteller ist die WSBK sogar die wichtigere Klasse.

Titel-Bild zur News: Bremse

Die Bremsleistung hat sich in WSBK und MotoGP stark verbessert Zoom

"Superbike ist sehr wichtig für uns, weil wir dort das Produkt weiterentwickeln können, das normale Menschen später auf der Straße nutzen", sagt Brembo-Ingenieur Lorenzo Bortolozzo bei 'Worldsbk.com'. "Wir entwickeln die Bremse immer weiter, um die Performance auch bei Straßenmotorrädern zu verbessern." Der im Automobilsport viel zitierte Technologietransfer ist auch im Motorradsport von entscheidender Bedeutung. Und Superbikes sind deutlich näher an der Serie als die MotoGP-Prototypen.

Es gibt zwei große Unterschiede: Die verwendeten Materialien und der Durchmesser der Bremsscheibe. "In der MotoGP nutzen wir Carbon-Bremsscheiben, bei den Superbikes Stahlscheiben und Sintermetall-Beläge", erläutert Bortolozzo. Die Performance zwischen den beiden Technologien ist gar nicht so unterschiedlich; Kohlefaser bietet aber den Vorteil, bei starker Beanspruchung hitzebeständiger zu sein und ein besseres Gefühl zu vermitteln. Bei Regen kommt auch in der MotoGP Stahl zum Einsatz, weil Carbonbremsscheiben zu kalt werden würden. Die Verzögerung ist dann gleich null.

Bei der Größe der Bremsscheiben sind die Rahmenbedingungen in der MotoGP klar definiert: Es gibt 320 und 340 Millimeter große Scheiben, die je nach Strecke zum Einsatz kommen. "In der Superbike-WM ist der Durchmesser freigestellt", bemerkt der Italiener. "Wir starten mit 320 Millimetern Durchmesser, dann haben wir 328 und 336 Millimeter." Das ist jedoch nur eine Seite; es gibt viele verschiedene Spezifikationen bei der Bremsscheibe, die sich vor allem in der Dicke unterscheiden.

Die Entwicklung geht in vier Kernbereichen voran: Bremsscheibe, Bremsbeläge, Bremssattel und Hauptbremszylinder. "Es ist wichtig, die Anlage ständig weiterzuentwickeln, um die beste Performance bei maximaler Sicherheit zu garantieren", merkt Bortolozzo an. Die Verzögerungsleistung wird in den kommenden Jahren gewiss nicht geringer werden.