Politische WM-Entscheidung? Finale spaltet MotoGP-Welt

Ging beim großen Finale am Sonntag in Valencia alles mit rechten Dingen zu? Stefan Bradl und Co. haben Zweifel daran, Beweise für eine Absprache gibt es aber nicht

(Motorsport-Total.com) - Das WM-Finale in Valencia sorgt weiterhin für eine Menge Gesprächsstoff. Allerdings steht dabei überwiegend nicht der dritte Titel von Jorge Lorenzo im Mittelpunkt, sondern viel mehr die Art und Weise, wie der Spanier das Rennen am vergangenen Sonntag gewonnen hat. Valentino Rossi ist fest davon überzeugt, dass Marc Marquez seinen Landsmann bewusst nicht angegriffen hat. Auch TV-Experte Alex Hofmann stimmt dem "Doctor" zu. Stichhaltige Beweise gibt es allerdings nicht.

Titel-Bild zur News: Jorge Lorenzo

Jorge Lorenzo jubelte am Sonntag, aber hat er das Rennen auf faire Art gewonnen? Zoom

"Wenn man sich die Fernsehaufnahmen ansieht, dann glaube ich nicht, dass Marquez langsam gemacht hat", erklärt Kouichi Tsuji, Motorsport-Leiter bei Yamaha. Rennleiter Lin Jarvis ergänzt: "Ich habe mir die Erklärungen von Marc und Dani angehört und muss diese respektieren. Ich werte diese persönlich nicht. Es gibt keinen Grund für mich, ihrer Darstellung zu widersprechen."

Marquez selbst stellte nach dem Rennen mehrfach klar, dass er am Limit gefahren sei und 100 Prozent gegeben habe. Er habe Lorenzo deshalb nicht attackiert, weil er Probleme mit seinem Vorderreifen gehabt habe. "Ich wusste, dass Marc und Dani hinter mir waren, aber ich hatte Vertrauen zu Marc, dass es nicht zum Unfall kommen würde, weil er selten stürzt", erklärt Lorenzo derweil.

"Ich hatte Probleme mit dem Hinterreifen, sie mit dem Vorderreifen, deshalb würde ich sagen, es war gleichwertig. Ich wusste, wenn ich nicht pushen würde, war klar, dass die Hondas vorbeiziehen würden. Ich hatte die Strategie, immer an der Spitze zu sein und mich nur aufs Fahren zu konzentrieren. Den Platz an Marc aus Sicherheitsgründen abzugeben kam mir nicht in den Sinn", erklärt der neue Weltmeister.

Sollte der Titel in Spanien bleiben?

Yamaha-Teammanager Wilco Zeelenberg ergänzt: "Ich denke, dass Marc in den ersten zehn Runden sehr hart gepusht hat, um Jorge zu folgen." Er erklärt: "In Valencia gibt es viele enge Kurven. Wir haben bereits gesehen, dass man hier leicht die Front verliert. Er blieb dran, die Pace wurde langsamer und er kam immer näher. Es gab aber nie eine gute Möglichkeit, in eine Lücke zu stechen. Darum hat er es nicht gemacht."


Fotos: MotoGP-Finale in Valencia, Rennen


Pikant: Gegenüber spanischen Journalisten soll Lorenzo zugegeben haben, dass die Hondas ihn nicht angegriffen haben, um den Titel so in Spanien zu behalten. "Ich habe gesagt, dass es Spanien verdient hätte, wenn der Titel in Spanien bleiben würde", stellt Lorenzo gegenüber den internationalen Journalisten allerdings klar und verrät: "Die beiden Hondas waren heute sehr schnell, speziell bei Rennende."

"Es gab nie eine gute Möglichkeit, in eine Lücke zu stechen. Darum hat er es nicht gemacht." Wilco Zeelenberg

"Aber ich denke, Dani und Marc haben sehr gut erklärt, was passiert ist. Man kann sich von außen nicht in die Sache hineinfühlen, man muss darauf vertrauen, was sie sagen", sagt Lorenzo, der seit einigen Tagen ohnehin nicht gut auf die Presse zu sprechen ist. "Ich würde es bevorzugen, wenn diese Polemik in der Presse nicht stattgefunden hätte. Vieles ist nicht wahr gewesen", ärgert sich der Spanier, geht allerdings nicht genauer ins Detail.

Bradl glaubt an "politische" Entscheidung

"Natürlich wäre es schöner, wenn diese ganze Sache mit Valentino und Marc in Sepang nicht gewesen wäre, aber ich denke nicht, dass dies meine Performance dieses Jahr überschattet. Es wird nichts daran ändern, dass ich stolz auf diese Weltmeisterschaft bin", erklärt Lorenzo. Jarvis erklärt im Hinblick auf Lorenzos angebliche Spanien-Aussage derweil: "Ich habe nicht zugehört, als Jorge das gesagt haben soll."


Fotostrecke: Die Karriere-Highlights von Jorge Lorenzo

Für ihn steht ohnehin fest: "Genug ist genug. Dies ist ein Moment, in dem wir über seine und Yamahas Meisterschaft reden und nicht in Polemik verfallen sollten. Ich möchte betonen, dass Valentino eine fantastische Saison gefahren ist und dass es ein sehr schwerer Moment für ihn sein dürfte, weil er die Meisterschaft von Beginn an angeführt hat. Wir sind sehr glücklich und ich möchte beiden meine Gratulation aussprechen."

"Wer am Ende die meisten Punkte hat, ist verdient Weltmeister." Stefan Bradl

Stefan Bradl erklärt derweil: "Wer am Ende die meisten Punkte hat, ist verdient Weltmeister, da muss man nicht drumherum reden. Er hat die meisten Rennen diese Saison gewonnen." Trotzdem hat auch der Deutsche Zweifel an der Performance von Marquez am Sonntag und erklärt: "Es ist natürlich schade, dass es jetzt so ausgegangen ist, dass der Weltmeister auch politisch entschieden worden ist, aber so ist es nun einmal."