• 28.07.2015 10:39

  • von Gerald Dirnbeck & David Emmett

Crutchlow: Schwierige Phase für Satelliten-Bikes

Cal Crutchlow hat in der aktuellen MotoGP-Saison als einziger Kundenfahrer einen Podestplatz erobert - Der größer werdende Rückstand bereitet dem Briten Sorgen

(Motorsport-Total.com) - Die drei Hersteller Honda, Yamaha und Ducati setzen je zwei Kundenmotorräder, die laut Reglement ebenfalls als Factory-Bikes gemeldet sind, in Satellitenteams ein. Dabei handelt es sich nicht um genau die gleichen Motorräder von Marc Marquez, Valentino Rossi und Co. In der Regel erhalten die Kundenteams älteres Material. Das wirkt sich unmittelbar auf der Strecke aus, denn die Kundenfahrer können in den Trainings zwar mithalten, im Rennen besteht aus eigener Kraft unter normalen Umständen keine Chance auf das Podest.

Titel-Bild zur News: Cal Crutchlow

Mit 66 WM-Punkten befindet sich Cal Crutchlow auf dem achten Platz Zoom

Die beiden aktuellen Tech-3-Yamaha-Fahrer schafften es in den vergangenen eineinhalb Jahren nur einmal auf das Podest. Bradley Smith staubte im Vorjahr im chaotischen Grand Prix von Australien den dritten Platz ab, während Pol Espargaro noch auf seinen ersten Pokal in der Königsklasse warten muss. Zum Vergleich dazu eroberten im Jahr 2012 die beiden Tech-3-Fahrer Cal Crutchlow und Andrea Dovizioso gemeinsam acht Podestplätze.

Auch bei den Honda-Kunden sieht die Bilanz nicht besser aus. In den Jahren 2012 bis 2014 wurde Alvaro Bautista dreimal Dritter und Stefan Bradl einmal Zweiter. Der letzte Podestplatz von Pramac-Ducati datiert aus dem Jahr 2007 mit Alex Barros. Die Statistiken zeigen, dass die Erfolgsaussichten der Kundenfahrer gering sind und in jüngster Vergangenheit noch deutlich geschrumpft sind.

In der aktuellen Saison eroberte Cal Crutchlow als einziger Satellitenfahrer einen Podestplatz. In Argentinien überholte der Brite vom LCR-Honda-Team am Ende noch Ducati-Werksfahrer Andrea Iannone. Da Marc Marquez in der vorletzten Runde stürzte, wurde aus Rang vier doch noch Platz drei. Trotzdem haben sich Crutchlows Hoffnungen, die Werksfahrer so wie in seiner Zeit bei Tech 3 regelmäßig zu ärgern, nicht erfüllt.

"Man sieht in jedem Jahr, dass der Abstand zu diesem Zeitpunkt der Saison immer größer wird", meint Crutchlow zu Saisonhalbzeit. "In den nächsten drei Rennen wird der Rückstand auf die Werksmotorräder immer größer. Niemand hat dafür eine Erklärung. Ich weiß es auch nicht. Die Kundenfahrer werden nicht plötzlich langsamer. Mit jedem Rennen ziehen sie vorne weiter weg." Vor allem über die Renndistanz ist der Vorteil von Yamaha und Honda eklatant.

Die Hersteller treiben die Entwicklung voran, doch es handelt sich hauptsächlich um Details beim Chassis. An den Motoren dürfen Yamaha und Honda während der Saison nichts verändern und auch die Software-Entwicklung ist seit dem Sachsenring eingefroren. Aber nicht nur die Kundenfahrer haben den Anschluss an die beiden japanischen Werke verloren. Auch Ducati ist nicht mehr auf Augenhöhe. "Das gleiche passiert derzeit auch bei Ducati", meint Crutchlow mit Blick auf seinen alten Arbeitgeber. "Iannone kommt zwar immer ins Ziel, aber als Vierter oder Fünfter ist sein Rückstand ziemlich groß."