Herve Poncharal über die Herausforderungen eines Teamchefs

Der Tech-3-Teamchef nennt seine Wunsch-Fahrerpaarung und erklärt, warum es manchmal schwierig ist, die eigenen Fahrer zu motivieren

(Motorsport-Total.com) - Das Tech-3-Team hat sich in den vergangenen Jahren in der MotoGP etabliert. Herve Poncharal hat eine Mannschaft kreiert, die den Werksteams schon einige Male die Arbeit erschweren konnte. Der Franzose pflegt stets einen familiären Umgang mit seinem Personal. Fahrer wie Bradley Smith fuhren im hauseigenen Moto2-Team, bevor sie mit Tech 3 in die MotoGP aufstiegen.

Titel-Bild zur News: Herve Poncharal, Lin Jarvis

Herve Poncharal hätte sicher gern die Ressourcen von Lin Jarvis Zoom

Doch was ist die schwierigste Aufgabe für einen Teamchef? "Die richtigen Fahrer aussuchen", bemerkt Poncharal, der weiß, dass ein guter Fahrer einen großen Unterschied ausmachen kann: "Ein Spitzenfahrer kann auch mit einem mittelmäßigen Motorrad vorne mitmischen, doch ein durchschnittlicher Fahrer wird mit einem Spitzenmotorrad nie vorn dabei sein."

"Wenn man mich nach meiner Wunschfahrerpaarung für 2015 gefragt hätte, dann wäre meine Wahl Valentino Rossi und Marc Marquez gewesen. Doch ich kann sie mir nicht leisten", bedauert der Tech-3-Teamchef, der verglichen mit dem Yamaha-Werksteam mit dem Bruchteil des Budgests arbeitet. Die Fahrergehälter von Rossi oder Marquez kann das Privatteam nicht aufbringen: "Mein Budget für die 40 Mitarbeiter, die Yamaha-Leasingraten, die Reiserei und alles andere ist niedriger als ihre Gehälter."

Rossi steht bei Poncharal hoch im Kurs. Als Rossi im Winter 2003/2004 von Honda zu Yamaha wechselte und später mit der M1 gewann, machte sich der Italiener unsterblich. "Nicht viele Fahrer denken wie Valentino. Er fuhr für Honda und gewann. Dann verließ er Honda und wechselte zu Yamaha, die jahrelang nicht siegreich waren. Andere Fahrer hätten sich gedacht, "wenn ich das beste Paket habe, werde ich gewinnen'. Sie verstehen nicht, dass es an ihnen liegt, wenn man nicht gewinnt", analysiert Poncharal im Gespräch mit 'MCN'.


Fotos: MotoGP in Termas de Rio Hondo, Girls


"In der Moto2 ist es ähnlich. Alle Fahrer möchten eine Kalex fahren, weil dieses Modell in den beiden vergangenen Jahren erfolgreich war. Doch ein Fahrer, der auf einer Suter Schwierigkeiten hatte, wird diese auch auf einer Kalex haben", erklärt Poncharal. "Es ist schwierig, weil man dem Fahrer Mut machen muss. Man kann ihm nicht sagen: 'Du bist nicht so gut wie der andere Fahrer.' Doch oft kann man erkennen - vor allem wenn man die Datenaufzeichnungen hat -, was der Fahrer ändern muss. Doch der Fahrer sieht das oft anders."

Bradley Smith

Poncharal glaubte an Bradley Smith und wurde 2014 mit einem Podium belohnt Zoom

"Jeder muss verstehen, dass wir nicht alle gleich sind. Ich muss akzeptieren, dass ich nie so schnell sein werde wie Usain Bolt, egal wie viel ich trainiere und übe. Es würde nichts ändern, wenn ich die gleichen Schuhe trage. Es ist schwierig für die Fahrer, das zu akzeptieren", weiß der Tech-3-Teamchef. "Manchmal müssen wir einem Fahrer einfach nur sagen, er soll sein Bestes geben. Nicht jeder kann das nachmachen, was Marquez zeigt. Man muss sehr vorsichtig sein, weil alle Spitzenfahrer gleichzeitig stark und verletzlich sind. Sie brauchen dich, um ihre Zuversicht zu steigern."