Datarecording: Warum Sam Lowes nur auf seine Daten schaut

Meist können die Fahrer eines Herstellers ihre Aufzeichnungen mit anderen Fahrern vergleichen: Speed-Up-Pilot Sam Lowes erklärt, warum er darauf verzichtet

(Motorsport-Total.com) - Datenaufzeichnungen sind im Motorradsport nicht mehr wegzudenken. Die komplexen Datarecording-Boxen registrieren während der Fahrt verschiedene Parameter und speichern sie ab, damit das Team nach der Session erkennen kann, wo der Fahrer Zeit verliert oder gutmacht. Beliebte Parameter sind die Gasstellung, die Motordrehzahl und die Geschwindigkeit.

Titel-Bild zur News: Sam Lowes

Geht seinen eigenen Weg: Sam Lowes konzentriert sich auf seine Daten Zoom

Die Hersteller ermöglichen es ihren Fahrern meist, die Daten der Markenkollegen mit den eigenen Werten zu vergleichen. Dadurch können sich Fahrer, die Schwierigkeiten haben, an den schnelleren Piloten orientieren. Speed-Up-Pilot Sam Lowes zählt im Fahrerlager nicht zu denjenigen, die stundenlang die Daten ihrer Kollegen analysieren. Der Brite schaut stets nur auf seine eigenen Werte und interessiert sich nicht für die Daten von Anthony West oder Julian Simon.

"Ich habe mir nie die Daten der anderen Fahrer angesehen. Es ist ein Motorrad, oder? Ich schaue mir mit meinen Jungs meine Daten an, würde mir aber nie die eines anderen Fahrers ansehen", stellt er gegenüber 'Motomatters' klar. "Mit meinem Team arbeite ich mir an einem Rennwochenende eine Strategie und eine Richtung aus. Wenn ich in einem Bereich Probleme habe, dann schaue ich mir diesen Bereich an. Dafür verwende ich aber nur meine eigenen Daten."

"Wenn ich zum Beispiel am Kurveneingang arbeiten muss, dann schaue ich mir meine Daten an. Ich vergeude keine Zeit oder Anstrengung, um zu verstehen, welche Bedeutung die Daten der anderen Fahrer haben", erklärt der Austin-Sieger, der grundsätzlich kein Feind des Datarecording ist: "Ich mag die Datenaufzeichnungen. Es ist eine Hilfe. Es hilft, das Motorrad abzustimmen. Zudem hilft es, wenn ich mir unsicher bin. Es ist also sehr wichtig."

"Ich würde nie die Daten von Fahrer zu Fahrer vergleichen. Ich verwende meine Daten, um mein Paket zu verfeinern und es für mich zu verbessern. Solange es keinen Fahrer gibt, der mit dem gleichen Motorrad zwei Sekunden schneller fährt, werde ich mir die Daten nicht ansehen", scherzt Lowes, der sich bewusst ist, dass es Fahrer gibt, die das Thema anders sehen.


Fotos: Moto2 in Termas de Rio Hondo


"Die Fahrer unterscheiden sich. Ich würde nicht behaupten, dass mein Weg zu 100 Prozent richtig ist. Es gibt Leute, die mich sehr genau beobachten", berichtet der WM-Dritte, der sich von den Daten seiner Markenkollegen nicht aus dem Konzept bringen lassen will: "Ich möchte aber nicht beim Verlassen der Boxengasse daran denken, wie das alles auf dem Computer aussieht und mir darüber Gedanken machen."

Sich mit einem anderen Fahrer zu vergleichen ist ohnehin sehr schwierig, da die Unterschiede zwischen den Piloten zu gering sind: "Es ist schwierig, zwei Zehntelsekunden auf dem Computer auszumachen. Es gibt in dieser Klasse nicht viele Fahrer, die in einer Kurve zwei Zehntelsekunden verlieren. Selbst wenn man Warokorns Daten über meine Daten legen würde, dann kommt man vielleicht auf eine Zehntelsekunde pro Kurve. Doch das kann man in den Daten nicht sehen."

Sam Lowes

Sam Lowes: "Ich würde nie die Daten von Fahrer zu Fahrer vergleichen" Zoom

Beim Studium seiner eigenen Aufzeichnungen hat Lowes in der vergangenen Saison einige Dinge gelernt. So gab es zu Beginn seiner Moto2-Karriere vor den Bremspunkten einen kurzen Zeitraum, in dem das Motorrad gerollt ist. Normalerweise sollte der Fahrer am Bremspunkt ohne Verzögerung bremsen, sobald er das Gas schließt. Weiterhin fand Lowes heraus, dass er beim Bremsen mehr Druck ausüben muss. In der laufenden Saison zieht der Brite den Bremshebel mit mehr Kraft.