Andrea Dovizioso: Ducati braucht die Open-Vorteile nicht

Die Konkurrenz schimpft über die Vorteile von Ducati, doch Werkspilot Andrea Dovizioso ist überzeugt, dass die GP15 auch ohne die Vorzüge konkurrenzfähig ist

(Motorsport-Total.com) - Ducati hat beim Saisonauftakt in Doha bewiesen, dass man den Rückstand auf Honda und Yamaha aufgeholt hat. Andrea Dovizioso und Andrea Iannone kämpften beim Katar-Grand-Prix in der Führungsgruppe und standen nach den 22 Runden auf dem Podium. Lediglich Ex-Ducati-Werkspilot Valentino Rossi konnte den ersten Sieg der Roten seit 2010 verhindern und sicherte sich knapp den Sieg.

Titel-Bild zur News: Andrea Dovizioso

Andrea Dovizioso holte in Katar mit dem weichen Reifen die Pole-Position Zoom

Bereits vor dem Saisonstart grübelte die Konkurrenz, wie stark Ducati tatsächlich ist. Die neue GP15 hinterließ bereits beim ersten Test einen starken Eindruck. Ex-Ducati-Pilot Cal Crutchlow war überzeugt, dass Luigi Dall'Igna die Werksmaschinen auf den Geraden etwas einbremste, um nicht zu viel Aufsehen zu erregen. Pünktlich zur Generalprobe beim Katar-Test setzten sich die Werks-Ducatis an die Spitze. Fortan waren die Open-Vorteile von Ducati ein Reizthema.

Obwohl die Desmosedici deutlich stärker ist als in den vergangenen Jahren, darf Ducati nach wie vor auf die Open-Vorteile zurückgreifen. Bis zum Katar-Grand-Prix konnte die Desmosedici die weichen Reifen, vier Liter mehr Sprit und mehr als doppelt so viele Motoren pro Saison verwenden. Zudem gelten für Ducati die strikten Testvorschriften nicht, die Honda und Yamaha beachten müssen.

Reduzierte Spritmenge hat praktisch keinen Einfluss

Durch die beiden Podestplätze in Doha verliert Ducati zwei Liter Sprit. Diese Änderung dürfte aber ausschließlich theoretischer Natur sein, denn Insider behaupten, der Tank der GP15 würde ohnehin nur 22 Liter fassen. Somit hätte Ducati nie von den erlaubten 24 Litern Gebrauch gemacht, was mit einem Blick auf die Saison 2013 verständlich ist, denn damals kamen die Ducatis bei allen Rennen mit 21 Litern über die Runden.

Andrea Dovizioso

Dovizioso: "Ich glaube, dass die GP15 auf allen Strecken schnell sein wird" Zoom

Doch wo wäre Ducati ohne die Open-Vorteile? Die vier Factory-Piloten - Dovizioso, Iannone sowie die Pramac-Piloten Yonny Hernandez und Danilo Petrucci - müssten drei Siege im Trockenen erzielen, um die weichen Reifen zu verlieren. "Ich denke, dass es jetzt noch zu früh ist, um darüber zu sprechen", bemerkt "Dovi". "Wenn wir alle Vorteile verlieren, dann bedeutet das, dass wir sehr schnell sind", erklärt er und verweist auf die dann zu Buche stehenden drei Siege.

"Ich denke nicht, dass wir ohne diese Vorteile wieder zurückfallen würden. Unser Speed wird so bleiben. Es wäre kein Problem, wenn wir unsere Vorteile abgeben müssten. Aber natürlich haben sie uns dabei geholfen, auf dieses Level zu kommen", schildert der Italiener, der in Katar von der Pole-Position ins Rennen ging. Besonders im Qualifying profitiert Ducati von den Vorzügen. Die weichen Reifen bringen einige Zehntelsekunden. In den Rennen verwenden die Ducati-Piloten meist die gleichen Reifen wie die Factory-Piloten von Honda und Yamaha.

Wie wichtig ist der weiche Hinterreifen?

Wäre die Pole-Position in Katar auch mit dem mittleren Reifen möglich gewesen? "Das weiß ich nicht (lacht; Anm. d. Red.). Wenn man sich die Rundenzeiten der Konkurrenz anschaut, dann sind sie ihre Zeiten im Training auch nie gefahren. Am Ende des Qualifyings hat man den Rhythmus und die Energie und wenig Sprit im Tank. Dadurch fährt man eine sehr gute Rundenzeit. Wir haben den Medium-Reifen (bei diesen Bedingungen; Anm. d. Red.) nie verwendet. Man kann also nicht wissen, welche Zeit wir mit diesem Reifen gefahren wären", erklärt der ehemalige 125er-Weltmeister.


Fotos: Ducati, MotoGP in Doha


"Ich denke, solange wir die Möglichkeit haben, den weichen Reifen zu benutzen, werden wir das auch machen, denn ein besserer Startplatz ist immer wichtig. Aber ich hoffe, dass wir unsere Vorteile irgendwann verlieren, denn dann hätten wir gute Ergebnisse erzielt und wären vermutlich glücklich darüber", berichtet Dovizioso, der seine dritte Saison als Ducati-Werkspilot in Angriff genommen hat.

Auf allen Strecken schnell?

Dass die GP15 der erhoffte Fortschritt ist, wurde in Katar deutlich. Seit 2011versucht Ducati vergeblich, Siege einzufahren. Das chronische Untersteuern der GP11, GP12, GP13, GP14 und der vielen Hybridmodelle zwischen den Jahrgängen konnte endlich abgestellt werden. "Ich kann besser mit dem Reifen umgehen und muss nicht so viel Energie aufwenden, um das Motorrad auf der Linie zu halten", bestätigt Dovizioso.

Andrea Iannone, Andrea Dovizioso

Perfekter Mix aus Speed und Konstanz: Andrea Iannone und Andrea Dovizioso Zoom

Der Italiener hatte oft kritisiert, dass die von der Desmosedici geforderte Linie der falsche Weg ist, um über eine Renndistanz schnell zu sein. "So kann man in der MotoGP nicht fahren und dann ein ganzes Rennen lang vorne bleiben. Das war aber im vergangenen Jahr die Situation. Dieses Bike funktioniert sehr gut. Ich konnte (im Rennen) eine ähnliche Linie wie Lorenzo oder Valentino fahren", freut sich der MotoGP-Routinier.

Doch wie konkurrenzfähig ist Ducati auf anderen Strecken? "Ich glaube, dass dieses Motorrad auf allen Strecken schnell sein wird", prognostiziert "Dovi". "Es ist allerdings noch zu früh, um darüber zu sprechen, denn dazu haben wir noch nicht genug Kilometer gesammelt. Ich denke, dass es noch immer einige Sachen gibt, die wir verbessern können und müssen."