• 28.06.2012 17:26

Aragon aus Pirelli-Sicht

In Aragon können die Superbike-Fahrer zwischen drei verschiedenen Vorder- und vier Hinterreifen wählen - Am Montag steht ein Reifentest auf dem Programm

(Motorsport-Total.com) - Bei der achten Runde der Superbike-Weltmeisterschaft im Motorland Aragon stehen den Fahrern wie üblich mehrere Slickmischungen sowie Intermediate- und Regenreifen zur Verfügung. Bei den Slicks können sie zwischen drei verschiedenen Vorder- und vier Hinterreifen-Typen wählen. Für vorn stehen zwei SC1- und eine SC2-Mischung zur Wahl. Dabei handelt es sich um die Spezifikationen P1280, N1159 und P773, die 2012 bereits häufig zum Einsatz kamen.

Titel-Bild zur News:

Der rauhe Asphalt und die hohen Temperaturen beanspruchen die Reifen

Bei den Hinterreifen sind die beiden Varianten SC1 (P1060) und SC2 (N1157) die Referenz. Zusätzlich hat Pirelli zwei weitere Mischungen im Gepäck. Dabei handelt es sich zum einen um den SC1 R302, der zum ersten Mal in Imola getestet und in Donington und Miller in den Rennen eingesetzt wurde. Er wurde von den meisten Fahrern positiv bewertet. Die andere Spezifikation ist der R549, der in Misano Adriatico erstmals zum Einsatz kam und zwischen den Mischungen SC0 und SC1 liegt. Pirelli hat deshalb entschieden, ihn auch mit nach Aragon zu nehmen.

Auf dieser Strecke können hohe Asphalttemperaturen herrschen, doch anders als in Misano werden die Reifen wegen des raueren Asphalts mehr beansprucht. Aus diesem Grund sind sehr weiche Mischungen hier nicht ideal. Ein Reifenhersteller ist immer bemüht, bei hohen Temperaturen den passenden Kompromiss zu finden zwischen der Stabilität und Steifigkeit der Mischungen sowie der Haftung, die sie erzeugen können. Der R549 arbeitete bei den hohen Temperaturen in Misano gut, und es zeigte sich, dass er solider ist und mehr Grip bieten kann als der SC1-Referenzreifen.

Am Montag steht in Aragon außerdem ein Test auf dem Programm, der von Pirelli organisiert wurde. Die Fahrer werden Hinterreifen mit einem Durchmesser von 17 Zoll ausprobieren. Ab der kommenden Saison wird mit dieser Größe gefahren. Derzeit sind es 16,5 Zoll. Vier unterschiedliche Vorder- und Hinterreifen stehen den Fahrern am Montag zur Verfügung.

Aragon ist eine hochmoderne Anlage

In einer dünn besiedelten Region im Nordosten Spaniens, umgeben von einer weitläufigen und malerischen Hügellandschaft, befindet sich eines der modernsten Motorsportzentren der Welt: das "Motorland Aragon". Die Anlage, auf Spanisch "Ciudad del Motor de Aragon" genannt, wurde 2009 eröffnet und entwickelte sich schnell zu einem Anlaufpunkt für internationale Rennserien. Die MotoGP gastiert dort seit 2010, die Superbike-WM gab dort 2011 ihr Debüt. Zudem wird der Kurs das ganze Jahr über von vielen Teams aus dem Automobil- und Motorradsport für Testfahrten genutzt.

Die Strecke liegt knapp drei Autostunden westlich von Barcelona in der Nähe von Alcaniz, einer 16.000 Einwohner zählenden Stadt in der autonomen Provinz Aragonien. Alcaniz hat eine lange Motorsporttradition: Zwischen 1965 und 2003 wurden dort auf einem Stadtkurs, dem "Circuito Guadalope", regelmäßig Rennen ausgetragen.

Doch mit dem Bau des Motorlands Aragon ging diese Ära zu Ende. Die neue Anlage wurde vom deutschen Architekten Hermann Tilke in Zusammenarbeit mit dem britischen Architekturbüro Foster and Partners entworfen. Zum Gesamtkomplex gehören neben der eigentlichen Rennstrecke eine Kartbahn, ein Technologie- und ein Freizeitzentrum.

Joan Lascorz

Im Vorjahr gastierte die Superbike-WM zum ersten Mal im Motorland Aragon Zoom

Mehrere Kursvarianten und zwei Fahrerlager machen Aragon zu einer vielseitigen Anlage. Die Superbike-WM trägt ihre Rennen auf der 5,344 Kilometer langen Streckenversion aus. Die Breite der Strecke beträgt zwischen zwölf und 15 Meter, die längste Gerade ist fast 1,8 Kilometer lang. Das Layout gilt als technisch enorm anspruchsvoll. Ultraschnelle Passagen führen in sehr enge Kurven, ergänzt wird die Mischung durch flüssige Kurvenkombinationen. Der Asphalt bietet viel Grip und ist recht rau, was bei hohen Temperaturen die Reifenabnutzung beschleunigen kann. Die Teams stehen vor der Herausforderung, für all diese Gegebenheiten die richtige Abstimmung zu finden.

Es gibt Bergauf- und Bergabpassagen, blinde Kuppen und abfallende Kurven, die an das portugiesische Portimao erinnern. Die Kombination aus den Kurven sieben und acht ist der berühmten Corkscrew in Laguna Seca nachempfunden. In den flüssigen Passagen kommt es darauf an, noch im Ausgang der Kurve die richtige Linie für den nachfolgenden Kurveneingang zu finden.

Eine weitere Schlüsselstelle ist die letzte Kurve: Die Fahrer müssen früh Gas geben, um dann mit viel Schwung bergauf auf die Start-Ziel-Gerade zu kommen. Denn an deren Ende bietet eine 90-Grad-Linkskurve eine der vielen Überholmöglichkeiten. Beim Aragon-Debüt der Superbike-WM im vergangenen Jahr sicherte sich der heutige BMW-Werksfahrer Marco Melandri die Pole-Position sowie den Sieg im ersten Rennen. In Lauf zwei fuhr er die schnellste Rennrunde und wurde Zweiter hinter Sieger Max Biaggi.