Crutchlow: "Das Beste aus den Möglichkeiten machen"

Der Brite Cal Crutchlow war auch in Jerez nahe der Spitze und wurde Vierter - Seine Fortschritte sieht der Yamaha-Pilot in der gestiegenen Erfahrung begründet

(Motorsport-Total.com) - Cal Crutchlow ist mit starken Vorstellungen und zwei vierten Plätzen in seine zweite MotoGP-Saison gestartet. Von der etablierten Konkurrenz wurde der Brite bereits gelobt, denn von allen Fahrern gelang ihm der größte Fortschritt über den Winter. In Jerez musste sich Honda-Werksfahrer Dani Pedrosa gegen Crutchlow bis ins Ziel wehren. Sieger Casey Stoner hatte der Tech-3-Yamaha-Fahrer immer im Blickfeld. Im Gegensatz zu Pedrosa hatte Crutchlow den harten Vorderreifen aufgezogen. Jorge Lorenzo vom Yamaha-Werksteam hatte ebenfalls auf weich gesetzt und nach dem Rennen gemeint, dass ihn diese falsche Wahl den Sieg gekostet hat.

Titel-Bild zur News: Dani Pedrosa; Cal Crutchlow

Cal Crutchlow (35) konnte Dani Pedrosa (26) in Jerez genau studieren

Was hat Crutchlow dazu bewogen, auf den härteren Vorderreifen zu setzen? "Ich habe für das Rennen komplett gepokert. Im Training habe ich die härtere Mischung nur einmal in der Aufwärmrunde im Qualifying verwendet, aber dann bin ich gestürzt. Ich bin aus der Box gefahren, habe die Aufwärmrunde zurückgelegt und bin dann in der schnellen Runde gestürzt. Das passierte nicht aufgrund des Vorderreifens, sondern, weil ich auf einem nassen Fleck ausgerutscht bin. Ich dachte mir trotzdem, dass ich ihn im Rennen einsetzen werde."

"In der Startaufstellung wechselten alle herum, Dovi wechselte zum Beispiel. Ich dachte nicht, dass er funktionieren würde, aber ich sagte, lasst ihn drauf, denn es gibt keinen Grund ihn zu wechseln. Es machte für mich keinen Unterschied", sagt Crutchlow am Donnerstag in Estoril. "Im Vergleich zu Pedrosa hatte ich mehr Schwierigkeiten beim Umlenken."


Fotos: Cal Crutchlow, MotoGP in Jerez, Sonntag


"Man muss das Motorrad für den weichen Reifen abstimmen. Das ganze Wochenende zogen wir einen weichen Vorderreifen auf, wenn es die Bedingungen zuließen. Die Abstimmung war darauf ausgelegt. Man kann nicht einfach einen anderen Reifen aufziehen und davon ausgehen, dass es funktioniert. Ich hatte deshalb beim Einlenken Probleme. Vorteile gab es nur bei der Stabilität in der Bremszone und auf der Geraden. Es machte keinen Unterschied. Mit dem weichen Reifen wäre ich wahrscheinlich auf der gleichen Position ins Ziel gekommen."

Honda beschleunigt besser als Yamaha

Rundenlang hing Crutchlow am Hinterrad von Pedrosa, doch er fand keinen Weg an der Honda vorbei. "Unser Paket ist gut, aber es ist besser in flüssigen, schnellen Kurven und nicht auf Start-Stopp-Strecken. In Jerez hatte ich viel zu viele Wheelies. Vielleicht ist bei uns die Elektronik zu stark eingestellt, aber so wie die Honda beschleunigt, konnte ich nie neben ihn kommen. Wenn man sich ansieht, wie Jorge aus der letzten Kurve gekommen ist, dann hatte Casey bis zur ersten Kurve locker zehn Motorradlängen Vorsprung."

"Hätte ich Dani in der letzten Kurve überholt, dann hätte er mich bis zur Ziellinie ohnehin ausbeschleunigt. Es war wie ein Jojo. Er war im ersten Sektor besser, ich im zweiten, er im dritten. Wir waren aber nicht so weit weg. Ich habe kein Werksmaterial und machen das Beste daraus. Mir ist es egal, was alle anderen für ein Material haben. Ich will das Beste aus meinen Möglichkeiten herausholen."

Die Topstars machen keine Fehler

Crutchlow kam der etablierten Weltspitze an den ersten beiden Wochenende am nächsten. Dabei fiel ihm auf, was die drei "Aliens" so besonders macht: "Man kämpft gegen Leute, die keine Fehler machen. Wenn sie einen Fehler machen, dann stürzen sie. Das passiert ihnen aber nicht. Casey kam zwar einige Male von der Linie ab, aber sie sind Maschinen, deshalb sind sie immer vorne. Ich konnte Dani folgen, aber ihn nicht überholen. Das war mir zehn Runden vor dem Ziel bewusst."

Erfahrung der Grund für die Steigerung

Seine Fortschritte sieht Crutchlow eher in der gewonnenen Erfahrung begründet, als im gestiegenen Hubraum. "Ich habe schon im Vorjahr gesagt, dass ich den Grundspeed habe, aber mir fehlte die Konstanz. Im Vorjahr bin ich bis zu diesem Zeitpunkt achtmal gestürzt. In diesem Jahr bin ich zweimal zu Boden gegangen. Ich bin konstanter, auch über die Distanz im Rennen. Das musste ich finden."

"Es ist nicht so, dass ich jetzt eine 1.000er besser als eine 800er fahren kann. Es geht um die Erfahrung. Ich wäre auch mit der 800er jetzt näher an der Spitze. Dovi meinte, dass der Superbike-Stil besser zur 1.000er passt, aber wir sind Grand-Prix-Fahrer. Vielleicht muss er seinen Stil ändern. Ich habe keinen Superbike-Stil mehr. Die Honda fährt sich mehr wie ein Superbike, weil sie mehr rutscht. Ich wäre aber jetzt aber auch mit der 800er besser. Ich komme jetzt zum zweiten Mal auf viele Strecken. Das macht es etwas einfacher. In Estoril bin ich nur im Vorjahr gefahren."

Aufgrund der schwachen Leistungen von Ben Spies sind bereits Gerüchte aufgetreten, wonach Crutchlow den Texaner im Werksteam ersetzen könnte. Davon will er aber nichts wissen. "Yamaha weiß, was wir zur Verfügung haben. Sie wissen, wie schnell dieses Motorrad auf der Strecke sein muss und wie schnell Lorenzos Bike sein muss. Die Jungs in Japan wissen, was los ist. In den Trainings sind wir meistens in den Top 5. Wir werden aber auch schlechte Rennen haben."

"Ich bin realistisch und weiß, dass ich in diesem Jahr nicht Weltmeister werde. Wenn ich einige gute Rennen habe, dann bin ich zufrieden, aber es werden auch härtere Rennen als Katar und Jerez kommen. Die Yamaha ist ein gutes Paket. In Jerez habe ich im ersten Training einen Dämpfer gewechselt, sonst nichts. Man muss das Motorrad fahren und lernen, wie man eine Grand-Prix-Maschine fährt."