Traumrunde in Brünn: Marquez überrascht nicht nur sich selbst

Marc Marquez gesteht nach dem Qualifying, dass ihm Valentino Rossi zur Pole verholfen hat - Jorge Lorenzo etwas enttäuscht und überrascht von Marquez' Pace

(Motorsport-Total.com) - Nach dem Trainingstag am Freitag wurde in Brünn noch über die Pace von Marc Marquez gerätselt. Valentino Rossi meinte bezüglich des bevorstehenden Qualifyings sogar, dass Marquez' Tempo für ihn "ein Fragezeichen" sei. Einen Tag später muss sich eher der "Doktor" über die knappe Sekunde Rückstand auf Marquez' Fabelrunde Gedanken machen. Mit 1:54.596 Minuten brennte der Honda-Pilot einen neuen Streckenrekord in den tschechischen Asphalt.

Titel-Bild zur News: Marc Marquez

Marc Marquez verzaubert in Brünn alle mit seiner Traumrunde zur Pole Zoom

Dies kam für alle Fahrer überraschend, vor allem jedoch für Favorit Jorge Lorenzo, der am Vormittag im dritten Training den vorläufigen neuen Rekord aufgestellt hatte. Mit dementsprechend viel Selbstvertrauen ging der aktuelle Weltmeister in das Zeittraining, wo sich Marquez selbst nicht als Pole-Anwärter sah: "Vor dem Qualifying dachte ich mir, dass die erste Startreihe ein gutes Ergebnis wäre, weil die Zeit, die Lorenzo am Vormittag gefahren ist, großartig war", gibt Marquez am Samstagabend zu.

"Ich war mir nicht sicher, ob ich so eine Zeit fahren konnte. Mir ist eine perfekte Runde geglückt, trotz der Überholmanöver in der letzten Kurve." Marquez befand sich in einem Dreierpaket mit Rossi und Pol Espargaro. Zwar bekam er Windschatten von Rossi, jedoch überholte er den neunfachen Weltmeister in der letzten Kurve auf seiner schnellen Runde: "Ich bekam Windschatten von Valentino, das hat mir sehr geholfen."

Marquez bekommt Hilfe von Rossi und schaut bei Lorenzo ab

Er gibt zu, dass er durch das Überholmanöver womöglich etwas Zeit eingebüßt hat, der Zeitgewinn durch den Windschatten insgesamt jedoch größer war - "Diesmal habe ich diesen Windschatten gefunden, der mir möglicherweise die Pole ermöglicht hat." Außerdem verrät der zweifache MotoGP-Weltmeister: "Ich bin geschmeidiger gefahren. Ich habe versucht, Lorenzos Fahrstil zu kopieren, weil er im dritten Training der Schnellste war."


MotoGP in Brünn

Besonders zufrieden ist Marquez jedoch nicht nur mit seiner Pole-Zeit, sondern mit seiner Leistung im Abschlusstraining, was richtungsweisend für das morgige Rennen ist: "Ich hatte das gesamte Wochenende über Probleme mit den gebrauchten Reifen, ich bin viel gerutscht und verlor noch mehr beim Beschleunigen. Im vierten Training haben wir die Abstimmung geändert und ich konnte mittlere 1:56er-Runden fahren. Das ist eine gute Pace, ziemlich gleich auf mit Lorenzo. Auch Iannone ist ziemlich schnell."

Sollte es in Brünn am Sonntag trocken bleiben - derzeit sind gemischte Bedingungen vorhergesagt -, dann sei er vorbereitet. "Ich fühle mich bereit dafür, mindestens um das Podium zu kämpfen. Wir werden sehen, ob wir auch um den Sieg kämpfen können."

Lorenzo gibt zu: "Habe die Pole erwartet"

Der 23-Jährige glaubt: "Es wird sich zwischen vier, fünf Fahrern entscheiden - die beiden Yamahas, Iannone und Vinales dürfen wir auch nicht vergessen. Am Beginn des Rennens könnte er mitmischen, daher ist es wichtig, aus der ersten Reihe zu starten. Da es für mich schwierig ist, zu überholen, weil wir bei der Beschleunigung ziemlich viel verlieren. Mit der Abstimmung können wir daran arbeiten, einen Kompromiss in den Kurven zu finden."

Jorge Lorenzo

Damit hat Lorenzo nicht gerechnet: Marquez schnappt ihm die Pole weg Zoom

Pole-Favorit Jorge Lorenzo gibt sich in der Pressekonferenz am Samstagabend nicht niedergeschlagen, jedoch realistisch: "Ich habe erwartet, viel schneller zu sein. Aber die Temperatur ist gestiegen und auf dem zweiten Reifensatz war ich vielleicht zu aggressiv. Ich habe vielleicht zu spät gebremst", schildert der WM-Zweite. Von Marquez' Pole-Runde scheint er angetan zu sein: "Die Zeit von Marquez war wirklich beeindruckend. Ich habe nicht erwartet, dass er so schnell sein würde. Ihm wurde vielleicht auch von den Fahrern vor ihm geholfen."

Lorenzo stellt auch klar: "Wir haben die Pole-Position erwartet, der zweite Platz ist immer noch gut für morgen." Ihm fehlten am Ende 0,253 Sekunden auf den ersten Platz. "Wir haben daran gearbeitet, mit allen Reifen eine konstante Pace für das Rennen zu haben." Allerdings könnte es am Sonntag in Tschechien regnen - Bedingungen, die Lorenzo nicht liegen. "Auf das Wetter müssen wir achten. Wenn das Rennen im Trockenen stattfindet, dann sind wir vorbereitet." Und bei einem Flag-to-Flag-Rennen? "Wir werden heute Abend darüber sprechen, um uns auf ein mögliches Flag-to-Flag-Rennen vorzubereiten", meint er zugeknöpft. (Zur Startaufstellung!)