• 19.08.2016 18:49

  • von Gerald Dirnbeck & David Emmett

Marc Marquez: Wie er den Mega-Rutscher abgefangen hat

Honda: Marc Marquez fährt in Brünn Freitagsbestzeit, sieht bei der Rennpace aber Nachteile - Dani Pedrosa experimentiert mit der Abstimmung

(Motorsport-Total.com) - Marc Marquez sorgte am ersten Trainingstag für den Grand Prix von Tschechien für Unterhaltung. Zunächst fing der Honda-Pilot einen Mega-Vorderradrutscher in der Kurve vor der Boxeneinfahrt ab. Später stellte er mit 1:55.840 Minuten Tagesbestzeit auf. Das Gesprächsthema im Fahrerlager war anschließend die Zeitlupenaufnahme, wie Marquez mit dem Ellbogen und dem Knie den Sturz verhinderte. "Ich sage immer, dass man Glück haben muss, um so etwas abzufangen. Mir ist das jetzt aber schon sehr oft geglückt", lacht der zweimalige MotoGP-Champion. "Ich weiß nicht wie ich das mache, aber ich hoffe, dass es im Rennen nicht wieder passieren wird."

Titel-Bild zur News: Marc Marquez

Marc Marquez fährt auch in Brünn mit dem neuen Lufteinlass bei der Airbox Zoom

Auch die Konkurrenz beobachtete die Einlage des Spaniers. Valentino Rossi meint: "Er versucht viel mit seiner Position auf dem Bike, das ist seine Fähigkeit. Er hat das schon mit dem Ellbogen gemacht oder dem Knie. Am Ende konnte er das abfangen, was ziemlich beeindruckend war. Ich wüsste nicht, ob ich das schaffen würde", meint Rossi und fügt schmunzelnd hinzu: "Ich bin langsamer, also verliere ich die Front auch nicht."

Schon vor zwei Jahren war Marquez in Brünn in einer ähnlichen Situation: "Es war 2014, als ich diesen großen Save hatte, aber jetzt war er noch größer. Diesmal bin ich sehr lange gerutscht. Damals hatte ich eine Schräglage von 67,5 Grad, jetzt waren es 68,3. Ich habe die Kontrolle über das Vorderrad verloren. Als ich es gerettet hatte, habe mir dann gesagt, dass ich an die Box fahre und mich beruhigen muss. Das zeigt, dass ich am Limit fahre. Wir geben alles."

Doch wie schafft es Marquez immer wieder, solche Momente abzufangen? "Im ersten Moment denkst du dir, dass es ein Sturz wird. Aber dann siehst du, dass du es immer länger halten kannst. Dann spürt man, wie der Ellbogen heiß wird", lacht der zweifache Brünn-Sieger. "Dann hatte ich Glück, weil ich das Motorrad etwas aufstellen konnte, aber das Vorderrad rutschte immer noch. Dann drückte ich das Knie auf den Boden und konnte es retten."

Trotz Bestzeit: Marquez sorgt sich fürs Rennen

Der Blick auf die Zeitentabelle zeigt Marquez als Tagesschnellsten, doch im Laufe des Trainings entstand der Eindruck, dass Marquez hinter Yamaha und Ducati nur die dritte Kraft ist. "In Österreich war ich am Freitag Zehnter und habe gesagt, dass das nicht meine wahre Position ist. Jetzt bin ich Schnellster und sage auch, dass es nicht meine wahre Position ist", gibt Marquez zu. Sollte zum Beispiel Jorge Lorenzo am Sonntag gewinnen und Marquez hinter beiden Yamaha- und beiden Ducati-Fahrern Fünfter werden, würde sein WM-Vorsprung schmelzen.

Deswegen sagt er, dass die Rennpace noch ein Problem ist: "Für eine Runde konnte ich pushen, aber wir müssen den Rhythmus mit dem gebrauchten Reifen verbessern. Es sieht so aus, dass beide Yamaha-Fahrer eine gute Pace halten können. Auch Iannone und Vinales. Wir verlieren hier weniger bei der Beschleunigung, müssen uns aber in anderen Bereichen verbessern. Im zweiten Sektor, wo es nicht auf die Beschleunigung ankommt, bin ich Schnellster, aber in allen anderen Sektoren verliere ich. Wir müssen bei den Bremspunkten besser werden."

Pedrosa experimentiert mit dem Setup

Teamkollege Dani Pedrosa hatte acht Zehntelsekunden Rückstand und landete auf dem zehnten Platz. "Es läuft etwas besser als in Österreich, aber wir müssen noch viel für eine gute Rundenzeit arbeiten. Ich habe immer noch Rückstand", sagt der Routinier. "Am Vormittag probierte ich beim Chassis eine Idee aus und am Nachmittag eine andere. Morgen müssen wir uns entscheiden, welche Lösung besser ist."

Daniel Pedrosa

Alter Lufteinlass bei der Airbox und keine Winglets bei Dani Pedrosa Zoom

"Meine Platzierung ist zwar nicht gut, aber besser als bei den vergangenen Rennen. Wir müssen weiterarbeiten. Morgen muss ich mich für eine Abstimmungsvariante entscheiden, sie sind recht unterschiedlich. Mein letzter Run war etwas besser. Darauf müssen wir aufbauen", meint Pedrosa. Auch optisch gab es zwischen seiner Honda und jener von Marquez Unterschiede.

Auf der einen Seite fuhr Marquez mit den kleinen Zusatzflügeln auf der Seitenverkleidung. Die wohl auffälligste Änderung ist der Lufteinlass bei der Airbox. So wie in Österreich verwendet Marquez eine neue Form, die auch aerodynamisch etwas Anpressdruck auf das Vorderrad bringen soll. Pedrosa bleibt bei der altbekannten Variante. Michelin setzt in Brünn außerdem auf neue Reifen, die mehr Traktion bieten sollen. Hilft das Pedrosa? "Die Veränderung bei den Reifen ist positiv. Das Gefühl ist besser und auch mit dem Gas ist es einfach", meint er abschließend.