• 07.08.2017 16:56

  • von Sebastian Fränzschky & David Emmett

Strategie übers Dashboard: Rossi dafür, Marquez dagegen

Marc Marquez verlässt sich am liebsten auf sein Gefühl - Valentino Rossi hofft, dass Yamaha bald eine passende Software für Flag-to-Flag-Rennen bereitstellt

(Motorsport-Total.com) - Die richtige Strategie war beim diesjährigen Grand Prix in Brünn der Schlüssel zum Sieg. Erneut gelang es Weltmeister Marc Marquez, den richtigen Zeitpunkt zu finden, um auf abtrocknender Strecke von Regenreifen zu Slicks zu wechseln. In Kombination mit der schnellen Arbeit der cleveren HRC-Crew führte das zum souveränen Sieg beim Auftakt der zweiten Saisonhälfte. Aber auch das Wetter spielte mit. Denn hätte es erneut geregnet, wäre Marquez' Taktik nicht aufgegangen.

Titel-Bild zur News: Valentino Rossi

Das Cockpit der Yamaha M1 zeigt nicht an, wann Valentino Rossi die Box anfahren soll Zoom

Den Zeitpunkt für den Motorradwechsel bestimmten die meisten Fahrer selbst. Einige Fahrer warteten, bis sie von ihren Teams über die Boxentafel informiert wurden. Im Rennen machte eine Runde eher oder später wechseln aber sehr viel aus. Wäre es denn nicht hilfreich, sich über das Dashboard anzeigen zu lassen, wann die Strecke trocken genug ist?

Bei HRC ist dieses System nicht im Einsatz: "Im Moment verwenden wir die Anzeige über das Dashboard nicht. Man muss es erst homologieren lassen, um es am Sonntag im Rennen verwenden zu dürfen. Ich weiß nicht, ob wir das bereits getan haben", grübelt Sieger Marquez, der selbst entscheiden möchte, wann er wechselt: "Normalerweise bevorzuge ich es, konzentriert zu sein und die Entscheidung selbst zu treffen."

Teamkollege Dani Pedrosa sieht das anders: "Es wäre in diesem Rennen nützlich gewesen. Doch wie Marc bereits sagte, im Moment dürfen wir es nur im Training verwenden", bedauert der Routinier, der in Brünn Platz zwei einfuhr und damit wichtige Punkte für die Meisterschaft sammelte.


Fotos: MotoGP-Test in Brünn


Yamaha tüftelt an der Software

Und auch bei Yamaha ist das Dashboard noch nicht bereit, um anzuzeigen, wann der Fahrer zum Wechsel in die Boxengasse einbiegen soll. "Ja, es kann eine Hilfe sein. Leider sind wir noch nicht bereit", ärgert sich Valentino Rossi, der durch das lange Warten einen sicheren Podestplatz oder sogar Sieg verspielte. "Yamaha hat noch keine passende Software entwickelt. Wir benötigen etwas mehr Zeit. Wir sind aber nah dran, um bereit zu sein."

Yamaha-Markenkollege Johann Zarco blieb noch länger mit Regenreifen auf der Strecke und leistete sich nach Assen einen weiteren Strategiefehler. "Eine Runde eher und wir hätten zehn Sekunden weniger verloren. Eine Benachrichtigung wäre also in diesem Rennen ein Vorteil gewesen", kommentiert der Franzose.

Valentino Rossi, Andrea Dovizioso

Valentino Rossi und Andrea Dovizioso kämpften sich durch das Feld Zoom

Ducati-Werkspilot Andrea Dovizioso fuhr parallel mit Rossi in die Box und verlor viel Zeit. "Das Anzeigeinstrument könnte in Zukunft eine Hilfe sein", weiß der Italiener. "Es ist noch nicht einsatzbereit." Doch im Brünn-Rennen hätte Dovizioso gar nicht eher zum Wechsel kommen können: "Ich kam zum Wechsel, als es mir angezeigt wurde. Das war die erste Runde, in der das Motorrad fertig war", bemerkt "Dovi". Teamkollege Jorge Lorenzo verlor viel Zeit, weil er zu zeitig an die Box kam und eine unfertige Desmosedici vorfand.

Aleix Espargaro will selbst entscheiden

Zum Thema Informationen übers Dashboard hat Aprilia-Pilot Aleix Espargaro eine klare Meinung: "In Mugello wurde mir die Durchfahrtsstrafe eingeblendet und hier zeigte es mir an, dass ich mich drei Positionen zurückfallen lassen muss. Es ist fantastisch. In einem so unruhigen Rennen, wie diesem, ist es nicht so einfach, ständig die Boxentafel zu beobachten. Auf das Anzeigeinstrument schaut man aber häufiger", erklärt der Spanier.

Aleix Espargaro

Aleix Espargaro möchte sich nur bestimmte Informationen anzeigen lassen Zoom

Der Wechsel wurde im Aprilia-Cockpit aber nicht angezeigt. Espargaro lehnt es grundsätzlich ab, diese Informationen zu erhalten. "Das wären mir im Moment zu viele Informationen. Das Team kann diese Entscheidung ohnehin nicht treffen. Das Team könnte nie diese Entscheidung für mich treffen", betont der ehemalige CRT- und Open-Champion.

"Es spielt keine Rolle, ob Marquez mit Slicks deutlich schneller fährt. Wenn ich nicht überzeugt bin, dann kann das Team wegen mir auch anzeigen, dass ich zum Wechsel kommen soll. Es ist eine Entscheidung, die vom Fahrer getroffen werden muss", fügt Espargaro hinzu.