• 06.08.2017 19:48

  • von Juliane Ziegengeist & David Emmett

Boxentafel kam zu spät: Valentino Rossi trauert um Podestplatz

Weil Yamaha-Star Valentino Rossi im Flag-to-Flag-Krimi von Brünn zu spät auf Slicks wechselt, verspielt er ein Podium - Italiener scherzt: "Bin nicht allein der Dumme"

(Motorsport-Total.com) - Flag-to-Flag-Rennen bringen ihm einfach kein Glück: Yamaha-Pilot Valentino Rossi musste sich beim Großen Preis von Tschechien mit einem vierten Platz zufriedengeben und einsehen, dass er den richtigen Zeitpunkt für einen Bikewechsel einmal mehr verpasst hatte. Denn war die Strecke in Brünn bei Rennstart noch feucht, trocknete der Asphalt rasend schnell. Und entsprechend schnell wechselten auch viele Piloten auf Slicks.

Titel-Bild zur News: Valentino Rossi

Der Bikewechsel kam für Valentino Rossi in Brünn leider etwas zu spät Zoom

Allen voran Marc Marquez (Honda), der kurz nach dem Start als erster Fahrer an die Box eilte, um auf das zweite Motorrad mit Trockenreifen zu wechseln. In der Folge fuhr der Spanier mit großem Vorsprung einen ungefährdeten Sieg nach Hause. Rossi hingegen drehte zu Beginn ein paar mehr Runden auf Regenreifen und wartete auf ein Signal seiner Crew, an die Box zu kommen. Das kam jedoch zu spät, weshalb der Italiener viel Zeit verlor.

"Ich hatte mich mit meinem Team darauf geeinigt, dass ich auf die Boxentafel warte", erklärt Rossi und blickt auf das Flag-to-Flag-Rennen in Deutschland ein Jahr zuvor zurück: "Im vergangenen Jahr auf dem Sachsenring zeigten sie mir die Boxentafel, aber ich bin weitergefahren. Diesmal sagte ich: 'Wenn ich die Tafel sehe, komme ich rein. Versprochen!' Aber leider kam die Anzeige etwas zu spät", bedauert der Viertplatzierte.

Rossi beklagt: "Ich war ein wenig zu stark im Regen"

Den richtigen Zeitpunkt für den Wechsel zu finden, sei nicht gerade seine Stärke, gibt er zu. "Ich denke, ich hätte eine Runde früher reinkommen können. Aber ich denke auch, wir hatten diesmal etwas Pech", sagt Rossi weiter. Denn bei diesen Bedingungen habe er oft "das Problem", an der Spitze mitzufahren - und deshalb nicht mitzukriegen, was hinter ihm passiert. In diesem Fall waren das die Wechsel von Marquez und dessen Teamkollege Dani Pedrosa.

"Viele Fahrer profitierten davon, in der zweiten Gruppe zu sein und dem ersten Piloten, der an die Box ging, einfach zu folgen. Ich war ein wenig zu stark im Regen", kommentiert der 38-Jährige das Geschehen hinter sich mit etwas Galgenhumor und zollt Honda Respekt: "Dort analysiert man solche Situationen sehr genau und ist in diesem Punkt besser als wir. Pedrosa entschied sich, an die Box zu fahren. Und zehn Fahrer folgten ihm."

Diese fand Rossi, der eine Runde später reingeholt wurde, dann erst einmal vor sich wieder und musste sich mühsam durchs Mittelfeld wieder nach vorn kämpfen. Ein Podestplatz blieb ihm aber letztlich verwehrt. "Ich habe von Anfang bis Ende gepusht und es ist natürlich schade. Denn wir hätten mehr Punkte mitnehmen und das Podium erreichen können. Dennoch ist ein vierter Platz unter diesen Bedingungen viel wert", sagt der Italiener.

Yamaha-Star scherzt: "Sonst bin ich immer der Dumme"

In der WM hält er weiterhin Platz vier, liegt mit 132 Punkten nun aber 22 Zähler hinter der Spitze. Insgesamt zieht er jedoch ein positives Fazit: "Es war ein gutes Wochenende. Wir haben in der Box hart gearbeitet und ich fühlte mich wohl auf dem Motorrad, war im Trockenen und im Nassen stark. Ich denke, in einem richtigen Regenrennen oder bei trockenen Bedingungen hätte ich mit Sicherheit um einen Podestplatz kämpfen können."

Ihm Vorjahr hatte Rossi genau den an gleicher Stelle noch bejubelt. Doch damals blieb es auch feucht genug für Regenreifen. Dass die Strecke in Brünn so zügig abtrocknen würde, damit hatte "Il Dottore" nicht gerechnet: "Damals trocknete der Kurs nicht so schnell ab und wir fuhren mit den Regenreifen zu Ende. Diesmal wussten wir, dass es ein Flag-to-Flag-Rennen geben könnte. Aber nicht in den ersten Runden", erklärt der Yamaha-Pilot.


Fotos: Valentino Rossi, MotoGP in Brünn


Für die Zukunft ist Rossi trotzdem zuversichtlich: "Ich bin mir sicher, dass uns ein Podium auch irgendwann in einem Flag-to-Flag-Rennen gelingen wird." Nach dem verpassten Podestplatz in Brünn war er auch schon wieder zu Scherzen aufgelegt und zeigte sich erleichtert, dass der Wechsel diesmal eine Teamentscheidung war. "Ich bin sehr glücklich, denn normalerweise bin ich immer allein der Dumme. Diesmal sind wir zu viert oder fünft", lacht der Italiener.