Spies: Rennsport ist nicht alles

Der US-Amerikaner nennt Gründe für seine Trennung von Yamaha, spricht über das Heimrennen in Indy und seine Aktivitäten abseits des Renngeschehens

(Motorsport-Total.com) - Es sieht ganz danach aus, als ob Ben Spies' dritte komplette MotoGP-Saison wohl die letzte sein wird. Vor dem Rennen in Laguna Seca verkündete der Yamaha-Werkspilot, dass er sich von seinem jetzigen Arbeitgeber trennen wird. Es dauerte nicht lang, bis erste Gerüchte über einen Wechsel zu BMW-Italia in die Superbike-WM durchs Fahrerlager kursierten. Kommentieren wollte Spies diese Entwicklung nicht.

Titel-Bild zur News: Ben Spies

Bei Ben Spies steht der Motorradsport nicht an oberster Stelle

Zu seinem Yamaha-Weggang bemerkt er aber: "Es war eine Entscheidung, die ich vor einer Weile getroffen hatte. Ich wusste, dass Veränderungen manchmal gut sind und das war das, was ich wollte." Spies erhoffte sich von der überraschenden Verkündung, dass er befreiter fahren kann: "Ich wollte das aus dem Weg räumen. Ich wusste, dass ich nicht mit dem Team weitermachen würde."

"Dennoch habe ich auch gute Erinnerungen an Yamaha und bin gute Rennen mit Yamaha gefahren. Ich habe nichts gegen sie, bin aber der Meinung, dass wir nicht besonders gut zusammengepasst und nicht so gut zusammengearbeitet haben. Ich möchte mich in einem Umfeld bewegen, in dem sich jeder wohlfühlt. Deswegen habe ich die Entscheidung getroffen. Nun muss ich mir über nichts Gedanken machen, kann einfach auf die Strecke gehen und fahren", so der WM-Fünfte von 2011.

Vorfreude auf Indy

Zwischen den beiden Rennen in den Vereinigten Staaten hatten die MotoGP-Piloten etwas Zeit, ihre Akkus wieder aufzuladen. "Ich habe es einfach genossen, wieder in meinem Haus zu sein und meine Freunde und die Familie zu sehen. Ich habe das nachgeholt, was ich in den vergangenen Monaten verpasst habe", erklärt Spies, der sich bereits sehr auf das Rennen in Indianapolis freut.

Ben Spies

Der US-Amerikaner fühlt sich bei Yamaha nicht richtig wohl Zoom

"Es scheint, als ob der Kurs meinem Fahrstil entgegenkommt. Es gibt viele Links- und Rechtskurven, die körperlich anspruchsvoll sind. Meine Größe hilft mir da ein bisschen. In diesem Jahr freue ich mich besonders auf Indy, weil die Yamaha ein sehr gutes Motorrad ist und wir viel mehr Leistung haben als in den vergangenen Jahren", schildert er. "Wir sind deutlich konkurrenzfähiger, blicken auf ein tolles Wochenende und versuchen, hier ein weiteres Podium einzufahren."

"Man fährt vor seinen heimischen Fans und hofft, dass das Heimrennen das Rennen ist, bei dem man am besten abschneidet. Manchmal gelingt das nicht, dennoch gibt man alles für die Fans", bemerkt Spies. Seine Yamaha M1 ist im Vergleich zur 800er aus dem Vorjahr etwas konkurrenzfähiger, wie Teamkollege Jorge Lorenzo beweist. Oder liegt diese Entwicklung an den neuen Bridgestone-Reifen?

"Das ist etwas, was keiner so richtig weiß", berichtet Spies. "Es gab in diesem Jahr so viele Veränderungen bei den Reifen und den 1.000ern. Man kann nur mutmaßen. Es scheint aber, als ob unser Motorrad konstanter ist. Ich würde nicht sagen, dass es besser ist, aber konstanter. Es läuft ziemlich gut", hält er fest. "Dennoch haben auch wir einige Probleme. Ich denke, dass jeder ein paar Probleme hat."

Das Leben abseits der Rennstrecken

Ben Spies

Kritiker behaupten, Spies sei manchmal nicht zu 100 Prozent bei der Sache Zoom

Der meist etwas unterkühlt wirkende MotoGP-Pilot wurde zu Beginn der Saison für seine vielen Nebenbeschäftigungen kritisiert. Durch die enttäuschenden Resultate fühlten sich seine Kritiker bestätigt. Spies betreibt in den USA mehrere Restaurants. Zudem betreut er ein professionelles Radteam. "Ich habe einen Kumpel. Wir investieren und bauen Filialen. Mittlerweile habe ich einige Restaurants und das Fahrrad-Team", erklärt er offen.

"Zudem versuche ich, noch ein paar andere Dinge anzutreiben. Der Rennsport ist mein Job, doch durch die Familie und andere Dinge weiß ich, dass es nicht an allererster Stelle steht. Es ist nicht das Wichtigste im Leben. Vielen Fahrern fehlt diese Erkenntnis, bis es irgendwann zu spät ist. Dann haben sie viel Zeit vergeudet. Ich habe das alles ziemlich zeitig realisiert und versucht, so viele Vorteile herauszuziehen wie möglich", schildert Spies und betont: "Motorräder sind nicht das Einzige auf der Welt."