Sollte Ducati freiwillig auf die Open-Vorteile verzichten?

Obwohl die Italiener immer stärker werden, dürfen sie nach wie vor mehr Sprit und weichere Reifen verwenden: Yamaha ärgert sich über die ungleiche Behandlung

(Motorsport-Total.com) - Mit dem Wechsel zum Open-Format überraschte Ducati-Corse-Chef Luigi Dall'Igna in der vergangenen Saison die Gegner. Der clevere Stratege wartete bis zum letzten Moment, um die Entscheidung zu treffen, ob Ducati als Factory- oder als Open-Team an den Start geht. Um eine Blamage zu umgehen, schufen die Verantwortlichen kurzerhand das Factory-2-Format, von dem in der neuen Saison auch Suzuki und Aprilia profitieren.

Titel-Bild zur News: Andrea Iannone

Besonders in den Qualifyings muss man mit den Werks-Ducatis rechnen Zoom

Durch mehr Motoren, mehr Sprit, weichere Hinterreifen und mehr Freiheiten beim Testen sollen sieglose Hersteller bevorzugt werden, um Honda und Yamaha näher zu kommen. Ducati kam den zwei tonangebenden Herstellern zuletzt sehr nah. Bei den Tests waren die Ducati-Werkspiloten in Schlagdistanz zu ihren Kollegen in den Werksteams von Honda und Yamaha. Das verärgerte Valentino Rossi und Markenkollege Pol Espargaro so sehr, dass sich die beiden Yamaha-Piloten gegenüber den Medien über die Vorteile der Ducati-Piloten beschwerten.

Yamaha-Teammanager Wilco Zeelenberg beruhigt: "Um ehrlich zu sein sollten wir froh sein, dass sie noch dabei sind. Wir brauchen sie hier. Aber ja, es ist nicht fair, dass sie im Vergleich zu uns anders behandelt werden", wird der Niederländer von 'Crash.net' zitiert. Besonders die weichen Reifen waren Rossi und Espargaro ein Dorn im Auge. "Der harte Reifen ist langsamer als der mittlere. Dafür ist er aber konstanter. Der weiche Reifen ist schneller, doch es ist gleichzeitig schwieriger, mit ihm eine Renndistanz zu absolvieren. Normalerweise büßt Ducati im Rennen nichts ein. Unser weicher Reifen ist deren harter Reifen", analysiert Zeelenberg.

"Doch wie Pol bereits anmerkte, haben sie durch den weichen Reifen einen Vorteil von einer halben Sekunde. Deshalb stehen sie vor den anderen Piloten. Diese Fahrer geben alles. Sie werden gut bezahlt, um das Maximum zu zeigen. Und dann erhalten andere Fahrer bessere Reifen", erklärt der Yamaha-Teammanager und verweist auf die Vorteile bei der Spritmenge.

"Ducati hatte Schwierigkeiten und erhielt deshalb Vorteile. Doch an einem gewissen Punkt muss man den Fakten ins Auge schauen und sich eingestehen, dass man mal wieder zur Realität zurückkehren sollte. Wir fahren mit 20 Litern Sprit. Damit würde Ducati kein Rennen beenden", berichtet der ehemalige Grand-Prix-Pilot.


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Ab der Saison 2016 gibt es keine Vorteile mehr. Dann müssen alle Hersteller mit 22 Litern auskommen. "Da sie es nicht schaffen, mit 20 Litern ein Rennen zu beenden, haben wir beschlossen, die Spritmenge zu erhöhen. Es gleicht sich aus, ist für sie aber eine Hilfe. Wir haben momentan keine Probleme mit 20 Litern", so der Yamaha-Teammanager.