Rossi vs. Pedrosa: "Zog alle Register"

Valentino Rossi greift beim Zweikampf auf einen Joker zurück, der ihn selbst überrascht - Dani Pedrosa jubelt über den zweiten Platz und den Triumph über Rossi

(Motorsport-Total.com) - Das Duell um Platz zwei war zweifellos das Highlight des Aragon-Grand-Prix. Valentino Rossi folgte Dani Pedrosa rundenlang und wurde in der Schlussphase des Rennens angriffslustiger. Mit gezielten Manövern wollte sich der Italiener 20 Punkte für Platz zwei holen, doch Pedrosa wollte sich nicht geschlagen geben. Der Spanier hatte auf jeden Angriff eine Antwort und agierte ungewohnt aggressiv. Am Ende setzte sich der Honda-Werkspilot knapp durch und verwies Rossi auf Platz drei.

Titel-Bild zur News: Daniel Pedrosa, Valentino Rossi

WM-Leader Valentino Rossi studierte rundenlang die Linie von Dani Pedrosa Zoom

"Sicher war es einer der besten Zweikämpfe meiner Karriere", freut sich Pedrosa. "Man kann sich mit vielen Fahrern solche Kämpfe liefern, doch Valentino ist der Meister dieser Situationen. Normalerweise fühlt er sich bei solchen Duellen sehr sicher und hat sehr viel Vertrauen. Er kann seine Linien stark variieren, verschiedene Manöver zeigen, seine Bremspunkte und die Einlenkpunkte verschieben. Er fühlt sich dabei sehr wohl. Gleichzeitig ist es eine meiner Schwächen. Ich freue mich deshalb sehr über meine Leistung im Rennen."

Zu Beginn des Rennens wurden Pedrosa und Rossi von Andrea Iannone aufgehalten, der gut startete, aber nicht mit Jorge Lorenzo und Marc Marquez mithalten konnte. Dadurch öffnete sich eine Lücke zum Führenden. "Nach dem Start verlor ich etwas den Anschluss. Ich fuhr eine Runde länger als erwartet hinter der Ducati. Es ist schwierig, die Ducatis zu überholen. Sie fahren auf den Geraden eine Lücke heraus. Ich verlor etwas Zeit hinter ihm", bemerkt Pedrosa.

"Nachdem ich vorbeifuhr, konnte ich meinen Rhythmus fahren. Dann holte Valentino auf, was er jeden Sonntag macht (lacht; Anm. d. Red.). Er fuhr viele Runden hinter mir. Ich hörte seinen Motor in vielen Kurven. Er war nah dran", berichtet Pedrosa. "Ich wusste nicht, wo er seine Stärken hat, doch er war für den Kampf gerüstet. Er attackierte mich erst gegen Rennende."

Daniel Pedrosa, Valentino Rossi

Im Ziel trennte die beiden Ausnahme- könner weniger als eine Zehntelsekunde Zoom

"Ich wusste, dass ich es mit ihm aufnehmen kann. Ich war nicht der Schnellste heute, hatte das Motorrad aber gut im Griff. Deswegen konnte ich meine Linie variieren und kontern. Er versuchte es an Stellen, an denen ich langsamer war. Doch er überraschte mich auch an Stellen, an denen ich nicht damit rechnete", gesteht Pedrosa.

"Als mir angezeigt wurde, dass es in die letzte Runde geht, wollte ich mich unbedingt auf Position zwei behaupten. Nach den Positionskämpfen wollte ich nicht Dritter werden. Wir konnten in der letzten Runde starke Manöver zeigen", schildert der Honda-Pilot, der in Aragon zu alter Stärke fand. "Bei den vergangenen Rennen war es für mich zeitweise schwierig, doch heute hatte ich ein gutes Gefühl und konnte das Rennen genießen."


Fotos: MotoGP in Aragon, Rennen


Rossi: Überraschungsmanöver ohne Erfolg

Rossi freute sich trotz der Niederlage gegen Pedrosa nach dem Zieleinlauf über Platz drei: "Wenn man einen Zweikampf verliert, dann hat man immer ein schlechtes Gefühl. Doch ich bin zufrieden, weil es ein gutes Ergebnis ist. Ich genoss das Rennen sehr. Ich war schnell und kam gut mit dem Motorrad zurecht. Es war zweifellos mein bestes Rennen in Aragon", betont der WM-Leader, der mit 14 Punkten Vorsprung zu den Überseerennen reist.

"Ich ließ mich mit Blick auf die WM auf diesen Zweikampf ein. Ich wusste, dass ich Dani vertrauen kann. Wir konnten ans Limit gehen. Es war ein harter Kampf, der gleichzeitig sehr fair war. Man muss immer versuchen, Positionen gutzumachen", berichtet der Yamaha-Pilot. "Ich war nicht stark genug, um mich vor Dani zu behaupten. Ich zog alle Register, sogar einen Joker, mit dem selbst ich nicht rechnete. Doch es reichte nicht. Dani war einfach stärker als ich."

In der letzten Runde wagte Rossi ein beherztes Manöver, was er vorher nicht plante: "Die letzte Schikane ist keine Stelle für ein Überholmanöver, doch es war meine letzte Chance. Wenn Dani an dieser Stelle führt, habe ich keine Chance mehr, ihn zu überholen. Ich probierte es und für einen Moment dachte ich, dass ich die Linie halten kann, doch Dani konterte ein weiteres Mal", erklärt Rossi.

Große Verwirrung erzeugten die Signale, die Pedrosas Crew über die Boxentafeln kommunizierte. Jede Runde wurden dem Zweitplatzierten neue Mitteilungen angezeigt. Selbst der routinierte Spanier grübelte, was seine Crew ihm mitteilen wollte: "Man denkt, ich soll diese ganzen Signale lesen, wenn ich auf der Geraden vorbeifahre? Das ist unmöglich (lacht; Anm. d. Red.). Ich sehe Dinge, aber ich verstehe sie nicht", scherzt der mehrfache MotoGP-Vizeweltmeister. Und auch sein Rivale war irritiert: "Ich schaute auch jede Runde auf seine Tafel und war verwirrt, was passieren wird", so Rossi.