Poncharal nimmt Zarco in Schutz: "Man ist jung und wild"

Tech-3-Teamchef Herve Poncharal sieht das Zarco-Manöver gegen Rossi in Texas locker - Der junge Valentino ging mit den Gegnern auch nicht immer zimperlich um

(Motorsport-Total.com) - Moto2-Weltmeister Johann Zarco machte in seinen ersten drei MotoGP-Rennen Furore. Sein Name ist beim großen Publikum angekommen. Zuletzt in Austin sorgte der Franzose für eine brenzlige Situation, als er versuchte Valentino Rossi im kurvigen ersten Streckenabschnitt zu überholen. Es kam auch zu einer kleinen Berührung, Rossi fuhr geradeaus über die Auslaufzone und kassierte für dieses Abkürzen eine Zeitstrafe von 0,3 Sekunden. Letztendlich hatten weder das Manöver noch die Zeitstrafe Auswirkungen.

Titel-Bild zur News: Herve Poncharal

Tech-3-Teamchef Herve Poncharal will das Zarco-Manöver nicht überdramatisieren Zoom

Dennoch forderten neben Rossi auch noch andere Fahrer, dass Zarco umsichtiger agieren solle, denn in der MotoGP wird anders als in der Moto2 gefahren. Ist Zarco zu aggressiv? Sein Teamchef versucht zu schlichten: "Es ist natürlich schwierig, zu sagen. Wir sind ein Yamaha-Team und wissen, wie wichtig es für sie ist, Rennen und Weltmeisterschaften zu gewinnen", hält Herve Poncharal in Jerez bei 'MotoGP.com' fest. "Wir verstehen natürlich, dass Valentino und Maverick das beste Material bekommen und die meiste Erfahrung haben, um die WM zu gewinnen."

"Das Letzte, das wir und Johann wollen, ist, einen Fehler zu machen, der Yamahas Chancen schmälert. Das ist ganz klar", betont Poncharal, sieht aber auch das Dilemma an der Situation: "Abgesehen davon ist es schwierig. Wenn du hinten bist, dann sagen das Werk und die Sponsoren, dass man dich nie im Fernsehen sieht. Wenn man aber zu nahe dran ist, dann sagen die Leute, dass man aufpassen muss, weil man gegen die großen Jungs fährt."

Johann Zarco, Valentino Rossi

In Austin fuhr Johann Zarco lange dicht hinter Valentino Rossi Zoom

Vom ersten Rennen an zeigte sich Zarco gegen die großen Stars angriffslustig. Viele junge Fahrer meinten schon, dass es etwas ganz Besonderes ist, wenn man zum ersten Mal gegen eine Legende wie Rossi kämpft. "Man hat das im Kopf", schmunzelt Zarco, entgegnet aber: "Deshalb wollte ich das so schnell wie möglich aus meinem Kopf streichen. Deshalb habe ich das Manöver auch gemacht, aber ja, man denkt zweimal darüber nach - vielleicht sogar noch öfter."

Für Poncharal, der ein Racer durch und durch ist, war die Situation kein Drama. Er vergleicht: "Ich möchte keine Polemik machen, denn ich bin ein großer Fan von Valentino. Aber wenn man sich an den jungen Valentino in der 125er-, 250er-, 500er-Klasse und manchmal auch in der MotoGP erinnert, dann ist das die Geschichte des Lebens. Man ist jung und wild. Wenn man älter wird und Erfahrung hat, will man so etwas nicht sehen."


Fotos: MotoGP in Jerez, Pre-Events


"Ich kann mich gut an Valentinos Reaktion auf dem Podium erinnern, nach dem Zwischenfall mit Sete Gibernau. Er meinte, dass es Racing war", verweist Poncharal an Jerez 2005. "Was in Texas passiert ist, war kein böses Manöver. Zarco kam etwas schneller zu dieser Kurve und dachte, Valentino hat ihn gesehen. Die Türe war offen, aber Valentino hatte ihn nicht gesehen und kam zurück. Zum Glück ist die Situation gut ausgegangen."

Und was hat Poncharal zu Zarco gesagt, als dieser in Texas zurück an die Box gekommen ist? "Ich sagte ihm, dass er das beste Rennen seiner noch jungen MotoGP-Karriere gefahren ist. Für mich hat er nichts falsch gemacht. Ich will, dass er das gleiche immer wieder und wieder macht." Mit zwei fünften Plätzen ist Zarco nach den ersten drei Grands Prix auch der beste Rookie. Teamkollege Jonas Folger hat aber nur einen WM-Punkt weniger auf dem Konto.