Mit Daumenbremse auf P4: Bastianini freut sich über "echte Verbesserung"

Enea Bastianini war im Sepang-Sprint stärker als Teamkollege Francesco Bagnaia, zog es aber vor, hinter ihm ins Ziel zu fahren - Warum er plötzlich so stark ist

(Motorsport-Total.com) - Während Francesco "Pecco" Bagnaia mit seiner Performance im MotoGP-Sprint des Malaysia-Wochenendes in Sepang nicht zufrieden ist und direkt nach seinem dritten Platz davon sprach, dass "mein Gefühl heute alles andere als das beste war", zeigte Ducati-Teamkollege Enea Bastianini seine bisher stärkste Vorstellung in dieser Saison.

Titel-Bild zur News: Enea Bastianini

Die Hinterradbremse betätigt Enea Bastianini in Sepang mit dem Daumen Zoom

Mit 0,2 Sekunden Rückstand auf Bagnaia kam Bastianini am Samstag in Sepang als Vierter ins Ziel. Dabei hatte man das Gefühl, dass "Bestia" sogar in der Lage gewesen wäre, "Pecco" zu überholen, das aber im Sinne von dessen WM-Aussichten nicht getan hat.

"Ich hatte einen tollen Kampf mit den beiden KTM-Piloten. Binder ist wirklich schwer zu überholen, weil er so spät bremst. Aber beim Richtungswechsel von Kurve 1 zu Kurve 2 ist es mir gelungen, später auch gegen Jack [Miller]", berichtet Bastianini und weiter: "Als ich dann an 'Pecco' dran war, habe ich entschieden, auf dieser Position zu bleiben. Das war sowohl für mich als auch für ihn und das Team besser. Ein Überholmanöver wäre schwierig geworden, weil 'Pecco' genau wie Binder sehr spät bremst."

Der Sprint über zehn Runden am Nachmittag war Bastianinis zweite starke Performance an diesem Tag. Im Qualifying am Vormittag hat er erstmals in dieser Saison, und damit erstmals als Ducati-Werkspilot, den Sprung in die erste Startreihe geschafft. Über den Umweg Q1 gekommen, war "Bestia" war Q2-Segment Drittschnellster hinter Teamkollege Bagnaia und Pramac-Pilot Jorge Martin.

Daumenbremse macht für Bastianini den Unterschied

Das Experiment, die Hinterradbremse mit dem Daumen über einen Knopf am Lenker zu betätigen anstatt wie üblich mit dem Fuß über ein Pedal, zahlt sich für Bastianini aus. "Verglichen mit gestern lief es heute deutlich besser. Ich habe viel an meinem Fahrstil gearbeitet und habe die Hinterradbremse zum ersten Mal hiermit betätigt", zeigt Bastianini auf seinen Daumen und bekennt: "Das ist eine echte Verbesserung."

Enea Bastianini

Bastianini freut sich, endlich auch mit der GP23 ein gutes Gefühl zu entwickeln Zoom

Anhand des guten Gefühls, das er mit der Daumenbremse hat, rechnete sich der leidgeprüfte Ducati-Pilot "gute Chancen auf den Q2-Einzug aus", wie er sagt. Dass er es aber nicht nur in eben dieses Q2-Segment schaffen würde, sondern dort sogar in die erste Startreihe fahren würde, "damit hatte ich nicht gerechnet". Und nach seinem starken Sprint nimmt sich Bastianini nun für den Grand Prix am Sonntag direkt "den nächsten Schritt" vor, wie er sagt.

Bagnaia räumt ein: "Enea heute schneller als ich"

Dass sich Bastianini im bisherigen Saisonverlauf so schwergetan hat, dafür glaubt Teamkollege Bagnaia eine Erklärung zu haben. Weil Bastianini direkt am ersten Rennwochenende der Saison verletzt wurde und erst im Juni in den Rennbetrieb zurückgekehrt ist, hat er laut Bagnaia "die wichtigste Phase der Saison verpasst, um sich auf das Motorrad anzupassen".

Zur Erinnerung: In der vergangenen Saison, als er im Gresini-Team eine GP21 fuhr, kam Bastianini bestens zurecht und war vor allem auf der Bremse extrem stark. Seit er die GP23 fährt, sprach er immer wieder davon, seine größte Stärke verloren zu haben. Am Malaysia-Wochenende ist ihm nun dank des Experiments mit der Daumenbremse ein erster Schritt zurück zur Vorjahresform gelungen.

 Francesco Bagnaia, Enea Bastianini

Gegen Teamkollege "Pecco" Bagnaia probierte Bastianini bewusst keine Attacke Zoom

Und nachdem Bastianini im Sprint nur 0,2 Sekunden hinter ihm ins Ziel kam, betont auch WM-Spitzenreiter Bagnaia, dass er selber am Samstag der langsamere der beiden Ducati-Werkspiloten war: "Ich bin sicher, dass Enea heute schneller war als ich, er aber kein riskantes Überholmanöver probieren wollte. Anstatt einen Sturz zu riskieren oder das Ergebnis zu gefährden, war es mit Sicherheit besser so wie er es gemacht hat."