• 22.08.2016 14:38

  • von Gerald Dirnbeck & David Emmett

Michelin kontert: Weicher Regenreifen für nasse Piste gebaut

Michelin weist die Kritik der MotoGP-Fahrer zurück: Die weichen Regenreifen sind nicht für abtrocknende Strecke gebaut - Dovizioso fordert anderes Reifenkontingent

(Motorsport-Total.com) - Nach dem Grand Prix von Tschechien äußerten einige MotoGP-Fahrer Kritik an den Regenreifen von Michelin. Vor allem der weiche Vorderreifen bereitete mehreren Fahrern Probleme. Bei Andrea Dovizioso, Andrea Iannone und Jorge Lorenzo lösten sich Gummistücke von der Lauffläche. Auch Maverick Vinales und Scott Redding klagten über die extrem nachlassende Performance des Vorderreifens. Teilweise stuften sie die Situation als gefährlich ein.

Titel-Bild zur News: Andrea Iannone, Cal Crutchlow

Weiche Regenreifen bei Andrea Iannone - harte Regenreifen bei Cal Crutchlow Zoom

Klare Worte findet Dovizioso nach dem Rennen. Schon nach zehn Runden musste er die Box ansteuern, weil sich der Vorderreifen auflöste. "Mich hat nicht überrascht, was passiert ist, weil der Vorderreifen wirklich sehr weich ist. Wenn nicht viel Wasser auf der Strecke ist, kann das passieren", meint der Routinier. Trotzdem ist er mit Michelin nicht zufrieden, denn für seinen Geschmack ist das Kontingent der Regenreifen nicht optimal gewählt.

"Ich bin mit dem Kontingent nicht zufrieden, weil wir den extraweichen Reifen haben, den wir auf dem Sachsenring verwendet haben. Dazu gibt es den härtesten Reifen. Der Unterschied zwischen diesen Mischungen ist zu groß. Wir können mit diesen Reifen nicht alle Rennen auf unterschiedlichem Asphalt und bei unterschiedlichen Temperaturen fahren", hält Dovizioso fest. "Ich glaube nicht, dass das die richtigen Reifen für alle Rennen sind."

Dovizioso fordert anderes Kontingent bei Regenreifen

Michelin konzentrierte sich in den vergangenen Monaten vor allem um die Weiterentwicklung der Slicks. Die Fahrer loben auch die Fortschritte, aber nun fordern sie, dass die Regenreifen weiterentwickelt werden. "Ich glaube nicht, dass Michelin im Regen die Situation unter Kontrolle hat", findet Dovizioso deutliche Worte. "Wir brauchen weitere Spezifikationen. Wenn dir Gummiteile aus dem Reifen herausbrechen, ist es eine gefährliche Situation."

Andrea Dovizioso

Andrea Dovizioso fordert Michelin bei den Regenreifen zum Handeln auf Zoom

Verärgert war auch Lorenzo, der im Gegensatz zu seinem Yamaha-Teamkollegen Valentino Rossi ebenfalls große Schwierigkeiten mit dem weichen Vorderreifen hatte: "Es gibt kleine Unterschiede zwischen den Reifen, wir haben nicht alle denselben. Mein Reifen war vielleicht... Das Set womöglich... Ich weiß es nicht. Wie auch immer. Das sollte jedenfalls nicht passieren", sucht der Spanier einen Schuldigen und fordert Michelin im gleichen Atemzug zum Handeln auf.

"Michelin sollte diese Erfahrung nutzen, um an den Reifen zu arbeiten, sodass das nicht noch einmal passiert. Ansonsten kann das bei ähnlichen Bedingungen auf einer anderen Strecke wieder vorkommen. Aber das sollte es nicht. Der Reifen kann abbauen, insbesondere an den Seiten. Aber dass der Reifen ganze Stücke verliert, geht nicht", findet Lorenzo klare Worte. Die Situation in Brünn war dennoch speziell, weil die Strecke zu Beginn des Rennens nass war und am Ende so gut wie trocken.

Nicolas Goubert, Lin Jarvis

Nicolas Goubert (li.) mit Yamaha-Teamchef Lin Jarvis (re.) Zoom

"Marquez und Barbera konnten es bis zum Ende managen, während andere Fahrer größere Probleme hatten", spricht Michelin-Manager Nicolas Goubert die Problematik der weichen Regenreifen an. "Das ist verständlich, denn der weiche Reifen ist für starken Regen beziehungsweise für die Bedingungen gedacht, die wir im Warmup hatten. Warum nicht mehr Fahrer den harten Reifen genommen haben, liegt daran, dass sie kaum Möglichkeiten hatten, sie zu testen. Sie wollten den Reifen nehmen, den sie kannten."

Schlussendlich lag die Entscheidung bei den Fahrern. Für Cal Crutchlow, Rossi und Loris Baz ging der Poker mit den harten Reifen auf, die anderen Fahrer mit den weichen Reifen hatten sich schlichtweg verzockt. "Direkt vor dem Start gab es Gerüchte, dass es in 30 Minuten wieder regnen würde", denkt Goubert an die Hektik in der Startaufstellung. "Wenn es tatsächlich geregnet hätte, dann hätten die Fahrer mit dem weichen Reifen das Rennen gewonnen. Es war ein Poker." Die Konstruktion der beiden Regenreifen ist gleich, nur die Mischung ist anders.