KTM: Einheitselektronik erleichtert MotoGP-Einstieg

Durch die Einheitselektronik können die Hersteller die Ausgaben ab der Saison 2016 besser kalkulieren: KTM befürwortet das Ende des Wettrüstens

(Motorsport-Total.com) - Die Elektronikentwicklung ist seit Ende Juni für Honda und Yamaha eingefroren. Ab der kommenden Saison treten alle Hersteller mit einheitlicher Software an. Dadurch ist der Kostenfaktor Elektronik für die Teams und Hersteller einfacher zu kalkulieren als in der Vergangenheit. KTM begrüßt diesen Schritt. Ab 2017 treten die Österreicher mit einem neuen Prototyp in der Königsklasse an.

Titel-Bild zur News: KTM

KTM wird ab der Saison 2017 auch in der MotoGP an den Start gehen Zoom

Die Einheitselektronik erleichtert KTM den Einstieg ungemein: "Absolut. Das neue Reglement - dass die Elektronikentwicklung eingefroren wurde - war für uns der Grund des Einstiegs", betont Motorsportchef Pit Beirer im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'. Ohne diese lang diskutierte Regeländerung wären die Ausgaben undefinierbar hoch gewesen.

"Du weißt ja gar nicht, was du eigentlich an Budget suchst. Du kannst 500.000 Euro in die Elektronikentwicklung stecken, du kannst aber auch 15 Millionen reinstecken", bemerkt Beirer kritisch. "Das war ein ganz entscheidender Punkt, denn wir trauen uns zu, mechanisch ein perfektes Motorrad zu bauen. Das kann man halt irgendwo auch kalkulieren, weil man natürlich weiß, was das Material kostet. Dann wird natürlich immer noch ein Teil für Elektronik investiert, weil es nicht so ist, dass du da jetzt die fertige Zündbox draufsteckst und alles funktioniert."

Pit Beirer

Pit Beirer: "Der Entwicklungsspeed der MotoGP tut jeder Firma gut" Zoom

"Wir haben jetzt schon einige Elektronikspezialisten, die daran sitzen, die ECU mit dem Kabelbaum, den ganzen Sensoren und dem Motorenmanagement zu verknüpfen. Das ist noch immer eine schwierige Aufgabe, aber dort hört es dann auf. Es muss alles perfekt funktionieren und aufeinander abgestimmt sein, aber du musst nicht 20 Leute auf die Elektronikentwicklung ansetzen", vergleicht der KTM-Motorsportchef. "Das war für uns der entscheidende Faktor."

Lassen sich die Erfahrungen im Bereich der Elektronik trotzdem auf die Serie übertragen? "Wir sehen ja nicht nur die elektronische Seite, sondern das gesamte Fahrzeug. Wir müssen uns Wissen ins Haus holen und erarbeiten, das wir jetzt noch nicht haben", erklärt Beirer. "Natürlich haben wir einen kurzen Draht zur Entwicklungsabteilung und versuchen, das in die Firma einfließen zu lassen."

"Unsere Entwicklungsabteilung ist der Zeit mittlerweile voraus. Es gibt Dinge in der Firma, die man an einem Serienmotorrad noch nicht umsetzen kann, vielleicht aber an einem Rennmotorrad", schildert Beirer, der überzeugt ist, dass KTM vom MotoGP-Einstieg profitieren wird: "Ich denke, es ist für die ganze Firma richtungsweisend, dass man sich jetzt auf dem höchsten Level versucht, gegenseitig zu pushen. Alles was im Rennsport passiert, soll bei uns in die Serienentwicklung mit einfließen."


Fotos: Aufbau der KTM RC250 R Moto3


"Das ist ein Teil dessen, warum wir Geld für den Rennsport bekommen. Es ist einmal ein wunderschönes Marketingtool, an dem wir emotional hängen. Aber es muss ja auch Wissen und Knowhow übrig bleiben, weil wir den Luxus haben, dass es ein bisschen mehr kosten darf als in der Serie", berichtet der KTM-Motorsportchef.

"Wir müssen pro Team ein bis fünf Motorräder betreuen. Die Serie hat die Verantwortung, den Schuss loszulassen, wenn sie das zu vernünftigen Kosten auch 20.000 Mal bauen können. Wir haben eine Idee, bauen das Spezialteil, probieren es aus und eine Woche später haben wir ein Ergebnis. Diese Geschwindigkeit und diesen Entwicklungsspeed bringen wir rein in die Firma. Der wird vom Rennsport verlangt und der tut jeder Firma gut", so Beirer.