Fabio Quartararo über Yamaha-Situation: "Wir brauchen noch viel mehr Zeit"

Dank der neuen Ingenieure, des höheren Topspeeds und der Concessions ist Fabio Quartararo vorsichtig zuversichtlich, legt sich aber nicht auf Zukunft bei Yamaha fest

(Motorsport-Total.com) - Fabio Quartararo geht mit vorsichtigem Optimismus in die MotoGP-Saison 2024, die am Wochenende mit dem Grand Prix von Katar in Lusail beginnt. Dank der personellen Veränderungen, die es bei Yamaha im Winter gegeben hat, dank des verbesserten Topspeeds der M1 und dank der Zugeständnisse im Reglement (Concessions) sieht der Ex-Weltmeister die Chance, mittelfristig wieder um bessere Platzierungen kämpfen zu können als es im vergangenen Jahr der Fall war.

Titel-Bild zur News: Fabio Quartararo

Fabio Quartararo geht in seine vierte Saison im Yamaha-Werksteam - und dann? Zoom

Gleichzeitig ist Quartararos Optimismus kurz vor dem Saisonauftakt 2024 aber nicht so groß, dass er sich auch für die Zukunft zu Yamaha bekennen würde. Sein Vertrag läuft am Jahresende aus. Am Rande der Wintertestfahrten Anfang Februar in Malaysia hatte der Franzose verraten, dass er mit anderen Teams "erste Gespräche" für 2025 und darüber hinaus geführt hat.

In der Pressekonferenz am Donnerstag am Lusail International Circuit in Katar gibt Quartararo ein Update: "Es gibt keine Deadline. Ernsthafte Gespräche mit Yamaha haben noch nicht stattgefunden. Ich denke, ich brauche noch ein bisschen Zeit. Wir müssen uns anhören, was alle anderen zu sagen haben."


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Was Yamaha betrifft, so hat Quartararo erstmals seit längerer Zeit das Gefühl, dass ich etwas bewegt. Im Winter wurden zwei hochrangige Ingenieure von der Konkurrenz abgeworben: Massimo "Max" Bartolini ist als neuer Technikchef an Bord. Marco Nicotra leitet neuerdings den Bereich Aerodynamik. Beide Ingenieure sind von Ducati zu Yamaha gekommen.

"Die Mentalität im Team ist ganz anders", sagt Quartararo und bestätigt damit das, was er schon am Rande der Wintertestfahrten in Malaysia und auch in Katar gesagt hatte. "Ich denke, wir sind einen Schritt vorangekommen, aber das gilt für alle anderen auch. Deshalb befinden wir uns noch immer in einer etwas schwierigen Position. Die neuen Ingenieure leisten wirklich hervorragende Arbeit, aber wir brauchen einfach noch viel mehr Zeit", so der MotoGP-Weltmeister von 2021.

"Momentan liegen wir noch immer weit zurück", stellt Quartararo klar heraus. Sein Ausblick für die ersten Rennen der Saison lautet: "Ich glaube nicht, dass wir in der Lage sein werden, um die Positionen zu kämpfen, um die wir gerne kämpfen würden. Wir können nichts anderes tun als einfach immer versuchen unser Bestes zu geben."

Quartararo sieht Verbesserungen kommen, aber nicht sofort

Die von Quartararo angesprochenen neuen Ingenieure Bartolini und Nicotra wurden nach Yamahas erster siegloser Saison seit 20 Jahren verpflichtet. Für Quartararo selber war die Saison 2023 seine bisher schwächste in der Königsklasse. Mit lediglich dreimal P3 als bestes Ergebnis aus den 20 Grands Prix schloss er die WM-Gesamtwertung als Zehnter ab.

"Es ist nicht einfach", schnauft der Ex-Weltmeister. "Schon im vergangenen Jahr war es schwierig zu akzeptieren, in welcher Position wir uns befinden. Bei den ersten sieben, acht Rennen des Jahres hatte ich kein gutes Gefühl. Auch zu Hause ging es mir nicht gut. Wenn du zuvor drei Jahre lang um den WM-Titel gekämpft hast und du dann in einer solchen Position bist, dann ist das natürlich schwierig."

Wie rasch sieht Quartararo Verbesserungen kommen? "Wichtig zu wissen ist, wo man steht. Wir befinden uns momentan ganz sicher nicht in einer Position, in der wir über den WM-Titel nachdenken können. Aber ich hänge mich rein. Yamaha hängt sich ebenfalls rein. Das Projekt ist deutlich klarer als im vergangenen Jahr. Wir kommen voran. Es wird Zeit brauchen, aber dann werden wir viel schneller sein", sagt er.

Fabio Quartararo

In puncto Tospeed ist die 2024er-Yamaha besser als ihre Vorgänger Zoom

Als wie er selber herausstellt "größere Veränderung im Winter", bezogen auf das Motorrad, bezeichnet Quartararo den höheren Topspeed. Bei den Wintertestfahrten in Malaysia und zuletzt auch in Katar überraschte er auf der Yamaha M1 mehr als einmal mit starken Topspeed-Werten - etwas, was man von den japanischen Bikes über Jahre nicht gesehen hatte.

"Auf eine schnelle Runde gesehen macht das vielleicht nicht den großen Unterschied", meint Quartararo zum Thema Topspeed. "Aber wenn es um die Kämpfe im Rennen geht, dann sollte es jetzt, sagen wir mal weniger schwierig sein, ein Überholmanöver vorzubereiten. Ich denke, wir sollten jetzt in der Lage sein, mehr so zu fahren wie es die anderen Hersteller können."

Concessions "eine richtig gute Sache" für Yamaha

Vor allem im Vergleich zu Ducati, KTM und Aprilia darf Yamaha (und Honda) in diesem Jahr technisch mehr und häufiger nachlegen. Grund ist die Einordnung im für 2024 überarbeiteten Concession-System. Dort finden sich Yamaha und Honda in Gruppe D und genießen daher die größten Freiheiten bezogen auf Entwicklung des Motors, Entwicklung der Aerodynamik sowie Anzahl der Testfahrten und Wildcards.

"Dass wir während der Saison häufiger testen dürfen, das ist großartig", sagt Quartararo. "Wie ich schon gesagt habe, brauchen die [neuen] Ingenieure einfach noch viel mehr Zeit. Und neue Dinge, vor allem im Bereich der Elektronik, an den Rennwochenenden zu testen, das ist immer sehr kompliziert. Deshalb glaube ich, dass die Concessions eine richtig gute Sache für uns sind, zumal wir ja nur zwei Motorräder im Feld haben."


MotoGP 2024: Yamaha präsentiert die Farben für Quartararo und Rins

Nachgefragt, wann er glaubt mit der Yamaha wieder um Siege mitfahren zu können, antwortet Quartararo: "Hoffentlich so früh wie möglich. Wenn die ersten Rennen der Saison gefahren sind, werden wir ein paar Testfahrten haben, um vor allem unsere Elektronik zu verbessern. Es fällt mir aber schwer vorherzusagen, wann das Motorrad soweit sein wird."

"Im vergangenen Jahr waren dritte Plätze das Maximum für mich", erinnert der Yamaha-Pilot und blickt voraus: "Hoffentlich können wir in diesem Jahr hin und wieder mal um Siege mitkämpfen, aber darüber denke ich eigentlich nicht nach. Ich denke darüber nach, dass wir das Ganze Schritt für Schritt angehen müssen." Soll heißen? "Das erste Ziel müssen die Top 5 sein, von dort aus dann aufbauend."

Quartararos neuer Teamkollege Alex Rins sieht es ähnlich. Nachdem er sich bei den Wintertestfahrten in Valencia, Sepang und zuletzt Lusail erste Eindrücke von der Yamaha M1 und auch von den Gegebenheiten im Team verschafft hat, sagt er: "Die Situation ist mehr oder weniger so wie ich das erwartet hatte. Veränderungen zu bewirken, das wird kurzfristig sehr schwierig sein. Ich denke, dafür müssen wir die erste Saisonhälfte abwarten."

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