• 05.05.2017 19:55

  • von Juliane Ziegengeist & David Emmett

Espargaro bejubelt KTM-Erfolg: "Besser als die Pole-Position"

In Jerez startet KTM so gut wie noch nie in ein Rennwochenende: Pol Espargaro fährt in die Top 10 und lobt den neuen Big-Bang-Motor - Auch Bradley Smith steigert sich

(Motorsport-Total.com) - Als Pol Espargaro die karierte Flagge zum zweiten Freien Training der MotoGP in Jerez sah, kam er aus dem Jubeln gar nicht mehr heraus. Mit einer Zeit von 1:40.573 Minuten schloss er eine Session erstmals in den Top 10 ab und feierte damit das beste Ergebnis für KTM seit dem MotoGP-Einstieg des österreichischen Herstellers. Auch der Abstand zur Spitze war mit 1,153 Sekunden so klein wie noch nie (hier der komplette Bericht).

Titel-Bild zur News: Pol Espargaro

Pol Espargaro beschert KTM in Jerez einen erfolgreichen Start ins Rennwochenende Zoom

"Wir sind näher dran denn je. Natürlich müssen wir jetzt auf dem Boden bleiben, aber es läuft wirklich super", freut sich der 25-Jährige über den Erfolg, den er und seine Crew so nicht erwartet hatten. "Wir waren schon im ersten Training bei nassen Bedingungen nicht weit weg. Aber jetzt sind wir wirklich nah dran. Das ist für uns alle überraschend", gibt Espargaro zu. Im Nassen war der Spanier am Morgen auf den 14. Platz gefahren.

Am Nachmittag herrschten dann schwierige Bedingungen, weil die Strecke noch nicht komplett abgetrocknet war und es noch immer feuchte Stellen gab. Hat das KTM nach vorne katapultiert? "Das habe ich mir erst auch gesagt. Aber ich für meinen Teil habe bis zum Ende gepusht und andere haben das auch. Jorge (Lorenzo; Anm. d. R.) hat den weichen Reifen aufgezogen, um eine schnelle Runde zu fahren. Das zeigt, dass jeder gepusht hat", urteilt Espargaro.

Neuer Big-Bang-Motor für sanftere Leistungsentfaltung

"Während der Session hat mir zum Teil nur eine Sekunde oder weniger gefehlt, das war einfach toll. Das haben wir in keinem Test, an keinem Tag der Saison geschafft", schwärmt der KTM-Pilot weiter. So konnte er sich im Laufe des Trainings sogar an die Werkspiloten Andrea Dovizioso (Ducati) und Maverick Vinales (Yamaha) heften. "Ihre Beschleunigung war etwas besser, aber nicht so sehr, dass ich sie verloren habe. Das ist ein wunderbares Gefühl."

Woher der plötzliche Leistungsboost kommt, vermag Espargaro nicht genau zu sagen. Fest steht: KTM ist in Jerez erstmals am Rennwochenende mit einem Big-Bang-Motor unterwegs. Er wurde in dieser Woche in Le Mans getestet. Bisher setzte der Hersteller auf den Screamer, doch der Wechsel scheint sich bezahlt zu machen. "Der Motor setzt die Leistung sanfter und geschmeidiger frei. Das macht es leichter, das Potenzial umzusetzen", analysiert der Spanier.


Fotos: KTM, MotoGP in Jerez, Training


"Aber ich bin mir nicht sicher, ob es zu 100 Prozent am Motor liegt oder zu 50 Prozent an der Strecke und zu 50 Prozent am Motor", sagt er weiter. Dass KTM in Jerez bereits ausgiebig testete, sei in jedem Fall ein Vorteil. Denn dank der gesammelten Daten konnte man laut Espargaro diesmal mit einer guten Basis ins Wochenende starten. Doch nicht nur das kommt dem Werksteam auf dem Circuito de Jerez entgegen.

Neue KTM-Verkleidung auch in Jerez im Einsatz

Neben dem neuen Motor ist KTM hier auch wieder mit neuer Verkleidung unterwegs, die in Austin erstmals zum Einsatz gekommen war und die beide Piloten lobten. "Sie hilft uns ungemein, insbesondere am Vorderrad", bestätigt Espargaro. "Es ist das Gesamtpaket, viele kleine Dinge, die ich nicht alle verraten kann. Sie alle machen viel aus. Das Team ist sehr engagiert, was dieses Projekt angeht. Ich weiß nicht, wie weit wir kommen werden, aber wenn es so weitergeht..."

Für das Rennen will er jedoch keine Vorhersage treffen: "Vor diesem Training hätte ich auch nicht gedacht, dass wir es in die Top 10 oder die Top 15 schaffen. Normalerweise sind wir zwei Sekunden zurück." Genau die fehlen momentan noch Teamkollege Bradley Smith. Er konnte den Testvorteil und den neuen Motor nicht so gewinnbringend umsetzen wie Espargaro. Eine Steigerung war aber auch beim Briten zu sehen.

"Mir fehlen immer noch zwei Sekunden. Das wollen wir morgen etwas herunterschrauben. Aber im Großen und Ganzen war es ein positiver Tag", resümiert er seinen Freitag und unterstreicht die widrigen Bedingungen: "Es gab überall unweit von der Ideallinie noch feuchte Stellen. Da musste man vorsichtig sein. Aber wir konnten trotzdem schneller als sonst ein gutes Tempo aufbauen. Wir sind diesmal nicht Letzter, sondern auf 18. Es geht in die richtige Richtung."

Bradley Smith: "Bin mir nicht hundertprozentig sicher"

Damit meint Smith auch den Motor. Der 26-Jährige fuhr den ganzen Tag mit der neuen Konfiguration, um Kilometer und Daten zu sammeln. "Der eigentliche Motor ist derselbe, aber das Konzept ein anderes. Das merkt man daran, dass sich das Motorrad anders anhört, und das fühlt man natürlich auch. Der Sound ist vergleichbar mit dem Vorjahr", sagt der Brite. Gemeinsam mit Espargaro hatte er sich bereits im Winter für einen Wechsel ausgesprochen.

Bradley Smith

Bradley Smith befürwortet den Wechsel zum Big-Bang-Konzept Zoom

"Ob uns das in Sachen Performance wirklich hilft, da bin ich mir noch nicht hundertprozentig sicher", gibt Smith zu. Denn beim Speed mache es keinen großen Unterschied, "aber es geht ja auch mehr um das Zusammenspiel vieler Kompetenten auf eine Renndistanz". Der Rest des Paddocks setzt bereits auf den Big-Bang-Motor. KTM will am Montag weitere Vergleichstests fahren, um noch mehr Daten für eine Entscheidung zu sammeln.