Bridgestone: Reifenmonopol für Serienentwicklung wichtig

Nach 14 Jahren zieht sich Bridgestone aus der MotoGP zurück - Motorsportchef Hiroshi Yamada blickt auf die entscheidenden Meilensteine dieser Ära zurück

(Motorsport-Total.com) - Seit mehr als einem Jahrzehnt engagiert sich Reifenhersteller Bridgestone in der MotoGP und wird die Königsklasse Ende 2015 verlassen. 2002 stiegen die Japaner mit dem Beginn der Viertaktära ein. Damals waren alle Topteams mit Michelin unterwegs. 2004 gab es die ersten großen Erfolge Makoto Tamada gewann in Rio und Motegi. Das überzeugte Ducati als erstes Topteam 2005 auf Bridgestone zu setzen. 2007 feierten Casey Stoner, Ducati und Bridgestone den ersten MotoGP-Titel.

Titel-Bild zur News: Bridgestone Reifen

Seit der Saison 2002 ist Bridgestone in der MotoGP engagiert Zoom

Ab 2008 wechselten nach und nach alle Topteams zu Bridgestone, seit 2009 haben die Japaner ein Monopol. "Als andere Teams sahen, dass man mit unseren Reifen gewinnen konnte, gab es nach langer Zeit wieder mehr als einen Reifenhersteller in der MotoGP, der auf dem höchsten Niveau operierte", mein Bridgestone-Motorsportchef Hiroshi Yamada bei 'moderntiredealer.com'. Es gab aber auch die negativen Seiten des Sports. Vor allem der Reifenplatzer bei Shinya Nakanos Kawasaki im Jahr 2004 in Mugello war gefährlich und sorgte für ein Umdenken.

"Der Unfall war sehr bedauerlich, aber es war eine wichtige Lernerfahrung", meint Yamada im Rückblick. "Wir konnten sicherstellen, dass so etwas nie wieder aufgetreten ist. Es war viel Arbeit nötig, um unsere Reputation wiederherzustellen, aber jetzt bin ich stolz, dass die Bridgestone-Reifen seit vielen Jahren einen guten Ruf genießen. Dank unserer ständigen Weiterentwicklung sind die Konstanz und die Qualität berühmt."

Ein Wendepunkt für Bridgestone war die Saison 2005, als man mit Ducati erstmals ein Topteam ausrüstetet. Suzuki und Kawasaki waren damals nicht siegfähig. Loris Capirossi konnte in der ersten Saison der Partnerschaft zwei Rennen gewinnen. Darunter war auch das wichtige Heimrennen in Motegi. Honda und Yamaha vertrauten damals noch auf Michelin. "Die Partnerschaft mit Ducati war sehr wichtig für uns", betont Yamada. "Wir arbeiteten damals mit Kawasaki und Suzuki. Die Zusammenarbeit mit einem weiteren starken Team beschleunigte unsere Entwicklungsrate."

2008 änderte sich das Blatt. Valentino Rossi wechselte zu Bridgestone, sein damaliger Teamkollege Jorge Lorenzo musste mit Michelin fahren. Es kam zu der berühmten Trennwand in der Yamaha-Box. Bridgestone gewann die Oberhand. Honda wechselte mit Dani Pedrosa im Laufe der zweiten Saisonhälfte von Michelin zu Bridgestone. Ende 2008 zog sich Michelin zurück und seither gibt es auch in der MotoGP ein Reifenmonopol.

2007/2008 der große Umbruch

Im Rückblick sieht Yamada diese Periode als großen Umbruch in der Königsklasse. "Durch unseren ersten Titelgewinn 2007 entschieden sich einige Fahrer, darunter auch Valentino Rossi, zu einem Wechsel zu Bridgestone-Reifen. In den Jahren vor 2008 wurden die Anzahl der Reifen pro Fahrer Schritt für Schritt reduziert. Für 2008 wurde die Anzahl nach einem Antrag von Michelin erhöht. 2007 bekam jeder Fahrer 31 Slicks, für 2008 wurde diese Zahl auf 40 erhöht."

"Trotz dieser Veränderung konnten wir als Reifenhersteller unseren zweiten WM-Titel gewinnen. Immer mehr Teams wollten zu uns wechseln. Wir hätten damals gerne den Reifenwettbewerb fortgeführt, aber da so viele Teams zu Bridgestone wechseln wollten, hat die Dorna die Entscheidung getroffen, ein Reifenmonopol einzuführen. Damit ging eine Ära zu Ende, aber für unsere Firma gab es auch neue Herausforderungen."

Kritiker eines Reifenmonopols sind der Meinung, dass es die Entwicklungsrate einschränkt. Befürworter sehen Chancengleichheit und Kostenkontrolle als Vorteil. Wie Yamada bei 'moderntiredealer.com' verrät, ist ein Reifenmonopol für die Entwicklung von Serienreifen entscheidender als ein Reifenkrieg. "Unser Fokus lag auf der reinen Performance und darin, unseren Gegner zu schlagen. Als Monopolist liegt unser Augenmerk darauf, die Reifen besser kontrollierbar zu machen und das Gefühl für den Fahrer zu verbessern, um die Sicherheit zu erhöhen."

"Das war ein entscheidender Wechsel in unserer Herangehensweise. Und das Resultat davon ist, dass die Phase als Monopolist für den Transfer zu Straßenreifen besser war als die Ära des Wettbewerbs", glaubt Yamada. Da die Ingenieure diesbezüglich sehr viel gelernt haben, fiel im Frühling 2014 die Entscheidung zum Rückzug aus der MotoGP. Aus dem gleichen Grund steigt Michelin wieder ein, da man sich viel Know-how erhofft.

"Wir haben uns für den Rückzug aus der MotoGP entschieden, weil wir alle Ziele erreicht haben, die wir uns 2001 zu Beginn des Projekts gesteckt haben", bekräftigt Yamada. "Die Aufmerksamkeit unserer Marke ist gestiegen, da wir in der Wettbewerbsära viele Rennen und Weltmeisterschaften gewonnen haben. In der Zeit als Einheitsausrüster haben wir uns als technologischer Spitzenreiter in der Entwicklung für Rennreifen etabliert."