Grünwald: "2013er-Modell kein großer Nachteil"

Der Kiefer-Pilot steht vor seiner ersten vollen Saison in der Motorrad-WM und spricht über den Umstieg in die Moto3-WM, sein Team und die Kalex-KTM

(Motorsport-Total.com) - Durch die Verletzung von Florian Alt erhielt Luca Grünwald Ende der vergangenen Saison überraschend die Chance, sein Können in der Moto3-WM zu zeigen. In Australien und Japan saß der Deutsche auf der Kalex-KTM von Landsmann Alt und setzte sich ordentlich in Szene, obwohl er weder das Motorrad noch die Strecken kannte. Mit seinen Leistungen empfahl sich Grünwald für die Saison 2014 und wird als Stammpilot für das Kiefer-Team an den Start gehen.

Titel-Bild zur News: Luca Grünwald

Luca Grünwald tauschte seine Supersport-Yamaha gegen die Moto3-Kalex ein Zoom

"Es war schon ziemlich schwierig, wenn man von der 600er auf das kleine Moto3-Motorrad umsteigt. Erschwerend kam hinzu, dass der Umstieg in Australien erfolgte - auf einer Strecke, die ich nicht kannte", erinnert sich der ehemalige IDM-Supersport-Pilot, der sich noch an die Moto3-Maschine gewöhnen muss. "Aber es ist machbar. Man benötigt aber bei den Tests etwas Zeit, um sich komplett einzustellen. Es ist vor allem durch die Leistung und das Gewicht ein großer Unterschied. Das Fahrverhalten unterscheidet sich stark."

"Ich denke, zwei bis drei Tage sollte man für die Umstellung benötigen. Danach dürfte es keine Probleme mehr geben", grübelt der 19-Jährige. Doch welches Motorrad passt besser zum Fahrstil? "Ich bin mir da nicht so sicher. Mit der 600er bin ich auf Anhieb gut zurechtgekommen. Ich denke, das Motorrad liegt mir. Für die Zukunft ist das gar nicht so schlecht, sollte es in dieser Richtung weitergehen. Ich muss noch daran arbeiten, mit dem kleinen Motorrad zu 100 Prozent zurechtzukommen."

Kiefer laut Grünwald sehr professionell

"Ich bin tendenziell schon etwas größer als der Durchschnitt. Doch ich bin relativ leicht und nehme nicht zu. Ich erwarte, dass ich nicht mehr viel wachsen werde. Natürlich wäre es einfacher, wenn ich zehn Zentimeter kleiner wäre, aber es ist so wie es ist und daran muss man sich gewöhnen", bemerkt der Kiefer-Pilot im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'. "Wenn man größer ist, kann man seinen Körper besser einsetzen. Doch das Gewicht ist schon hinderlich."

Luca Grünwald

Bei den Rennen in Australien und Malaysia saß Grünwald auf der Kalex-KTM von Alt Zoom

Nachdem Kiefer in der vergangenen Saison keine Punkte sammeln konnte, strebt die ehemalige Weltmeister-Mannschaft in der neuen Saison wieder Top-15-Ergebnisse an. Auch Grünwald peilt Punkte an: "Ich hoffe, dass ich eine gute Saison haben werde und Punkte sammeln kann. Das ist mein Ziel. Ich werde sicher einige Rennen benötigen und rechne mit vier bis fünf Rennen, um mich an das Level zu gewöhnen. Ich kenne viele Strecken noch nicht. Aber ich bin zuversichtlich. Im Winter habe ich gut trainiert und ich bin froh, dass endlich die Tests beginnen."

Dass sich das Kiefer-Team nach einer schwachen Saison wieder zurückmeldet, bezweifelt Grünwald nicht: "Meiner Meinung nach ist es ein sehr professionelles Team. Da gibt es überhaupt keine Probleme mit den Leuten, die für das Team arbeiten. Im vergangenen Jahr kam einfach alles zusammen: Flo hatte Probleme durch sein übermäßiges Wachstum. Bei Toni (Finsterbusch; Anm. d. Red.) war es ähnlich - er hatte kein besonders gutes Jahr. Es war ziemlich schade, weil sie mehr verdient haben. Ich hoffe, dass ich dem Team in der neuen Saison etwas zurückgeben kann."

Auch mit 2013er-Kalex konkurrenzfähig?

Ein Fragezeichen steht hinter Grünwalds Material. Kiefer setzt auch in der neuen Saison auf die Kalex-KTM. KTM/Husqvarna, Honda und Mahindra haben ihre Motorräder für die neue Saison überarbeitet und dürften sich noch stärker aus der Winterpause zurückmelden. "Ich denke, dass das Finden des richtigen Setups bei der Kalex Schwierigkeiten bereitet. Es ist vermutlich nicht schwer, eine bestimmte Rundenzeit zu erreichen, doch das letzte Quäntchen findet man nur sehr schwer", analysiert Grünwald.

"Jonas (Folger) und Philipp (Öttl) waren die einzige Piloten, die richtig weit vorne fahren konnten. Es ist schwierig, dorthin zu kommen. Doch wenn man irgendwann herausgefunden hat, was man machen muss, dann ist es ein sehr gutes Motorrad, das sich schön fahren lässt. Das Potenzial ist da. Es aber nur ziemlich schwierig, das Potenzial abzurufen", vermutet Grünwald, der sich in der neuen Saison mit dem 2013er-Modell zufrieden geben muss.


Fotostrecke: Motorsport-Total.com-Awards 2013

"Ich bin mir noch nicht ganz sicher, werde aber vermutlich mit dem 2013er-Motorrad fahren, mit dem Toni und Flo gefahren sind. Es wird die gleiche Spezifikation sein. Das Budget reicht nicht aus für ein neues Modell", bedauert er. "Das ist kein großes Problem, denke ich. Mein Teamkollege (Gabriel Ramos; Anm. d. Red.) erhält ein 2014er-Modell, das bereits bestellt wurde. Ich denke nicht, dass es ein so großer Nachteil für mich sein wird. Wenn doch, dann muss man während der Saison schauen, ob man noch ein Motorrad bestellen kann."

Offen ist, wie sich die Kräfteverhältnisse an der Spitze entwickeln. Wird es erneut eine KTM-Dominanz geben oder kann Honda einen Schritt machen? Was ist mit der Kalex-KTM möglich? "Die KTM ist auch ein sehr gutes Motorrad. 2013 saßen die besten Fahrer auf Motorrädern von KTM. Ich weiß nicht, was bei Jonas möglich gewesen wäre, wenn er eine KTM gehabt hätte. Er hatte ohnehin eine starke Saison gezeigt. Die führenden Spanier an der Spitze waren richtig schnell. Ich denke, die Kalex liegt nicht so weit zurück."