Entwicklung: Hat KTM die Moto3 vernachlässigt?

Ein Sieg in neun Rennen: KTM steht in der laufenden Saison im Schatten von Honda und tüftelt an einem cleveren System, um in Zukunft wieder den Ton anzugeben

(Motorsport-Total.com) - Nach dem souveränen Titelgewinn im Vorjahr mit Brad Binder stürzte KTM in der Moto3 regelrecht ab und steht in diesem Jahr deutlich im Schatten von Honda. In der Fahrerwertung setzen die aktuellen Top-6-Piloten auf das Material aus Japan. Platinum-Bay-Real-Estate-Pilot Marcos Ramirez ist momentan bester KTM-Pilot, hat aber bereits 86 Punkte Rückstand auf WM-Leader Joan Mir.

Titel-Bild zur News: Moto3 Start

KTM fehlt momentan ein Fahrer, der in der Moto3 um die Meisterschaft kämpft Zoom

Die erfolgsverwöhnte Mannschaft von Aki Ajo hat nach neun von 18 Rennen keinen Fahrer in den Top 15: Bo Bendsneyder verbringt die Sommerpause auf Platz 16 und Niccolo Antonelli ist sogar nur 19. der Fahrerwertung. Beide müssen sich Sorgen um ihre Zukunft in der WM machen. Aber auch KTM muss schauen, wie man in der Moto3 wieder auf die Erfolgsspur findet.

"Die Moto3 ist die Klasse, in der wir gewinnen sollten. Wir sollten permanent um Rennsiege kämpfen. Doch wenn man in den ersten fünf Rennen nicht ein Mal auf dem Podium steht, dann ist das enttäuschend", kommentiert KTM-Motorsportchef Pit Beirer im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' die schwachen Leistungen seiner Schützlinge.

In der Herstellerwertung führt Honda zur Saisonhalbzeit mit 220 von 225 möglichen Punkten. KTM sammelte magere 121 Zähler. Beirer grübelt, ob es an der Performance der 2017er-KTM liegt: "Bei vier Rennen hatten wir nur eine halbe Sekunde Rückstand auf den Sieger und standen dennoch nicht auf dem Podium. Es geht sehr eng zu. Es ist nicht so, dass wir richtig schlecht sind. Wir sind ganz knapp dran."

Pit Beirer

Pit Beirer möchte junge Talente in Zukunft stärker an KTM binden Zoom

Weder Ajo-Pilot Niccolo Antonelli noch VR46-Pilot Nicolo Bulega konnten die Erwartungen bisher erfüllen. Beide dürften mit dem Ausgang der WM nichts mehr zu tun haben. Die WM-Favoriten heißen momentan Joan Mir, Romano Genati und Aron Canet. Hat KTM auf die falschen Fahrer gesetzt? "Die Fahrer tun sich aber im finalen Kampf schwer, einen Angriff zu starten. Fakt ist, dass wir nicht dort sind, wo wir uns sehen. Deswegen bemühen wir uns, den Wind zu drehen. Wir möchten die Moto3 nicht vernachlässigen."

In der Zukunft möchte KTM wachsamer sein, wenn es um die Verpflichtung der Fahrer geht. "Wir schauen mit Red Bull nach Möglichkeiten, wie wir die Rookies stärker an uns binden können. Wir sind froh, wenn die Fahrer nach dem Rookies-Cup einen Platz bekommen, egal ob das bei Honda, KTM oder Mahindra ist. Bisher war uns das egal. Nur jetzt, zwei oder drei Jahre später, schmerzt es sehr, wenn es Fahrer aus dem Rookies-Cup sind, die uns um die Ohren fahren", stellt Beirer klar.


Fotos: Moto3 am Sachsenring


"Wir möchten für die kommende Saison ein Konzept aufstellen, um mehr Rookies-Cup-Fahrern die Chance zu geben, im KTM-Team unterzuschlüpfen. Diese Fahrer sind die Zukunft. Wir müssen sie bei uns halten. Dann wird sich das Blatt wenden", ist der KTM-Motorsportchef überzeugt.