• 30.07.2012 14:19

Audi bejubelt in Spa historisches Langstrecken-Triple

Piccini/Rast/Stippler feiern den Doppelsieg vor ihren Markenkollegen Haase/Mies/Ortelli - Tolles Rennen, aber viel Pech für die drei Le-Mans-Sieger

(Motorsport-Total.com) - Zum zweiten Mal in Folge hat der Audi mit dem R8 das wichtigste Langstrecken-Rennen für GT3-Sportwagen gewonnen - und dabei innerhalb von nur 71 Tagen ein Stück Motorsport-Geschichte geschrieben. Erstmals überhaupt gelang es einem Hersteller, in einem Jahr die drei 24-Stunden-Klassiker Europas für sich zu entscheiden: Erst am Nürburgring, dann in Le Mans und nun in Spa-Francorchamps.

Titel-Bild zur News: Rene Rast, Andrea Piccini

Historischer Erfolg: Rene Rast, Frank Stippler und Andrea Piccini

66 Sportwagen zwölf verschiedener Marken starteten bei der 54. Auflage des 24-Stunden-Rennens auf dem Grand-Prix-Kurs in den belgischen Ardennen. Nach 509 Runden auf der 7,004 Kilometer langen Strecke setzten sich zwei Audi R8 LMS ultra gegen die Konkurrenz von BMW, Mercedes, Porsche, Ferrari, McLaren und Co. durch. Andrea Piccini, Rene Rast und Frank Stippler triumphierten im Auto des Team Phoenix.

Ullrich jubelt über historischen Erfolg

Direkt dahinter platzierten sich ihre Markenkollegen Christopher Haase, Christopher Mies und Stephane Ortelli vom Team WRT. Die Le-Mans-Sieger Marcel Fässler, Tom Kristensen und Andre Lotterer belegten im zweiten Phoenix-Fahrzeugnach einer spektakulären Aufholjagd von Position 63 noch den sechsten Platz. Der zweite WRT-R8 mit Marco Bonanomi, Edward Sandström und Laurens Vanthoor schied zu Beginn der 21. Stunde durch einen Unfall in der Eau-Rouge-Kurve aus.

"Drei 24-Stunden-Rennen innerhalb von nur 71 Tagen zu gewinnen, ist ein weiterer Meilenstein in der erfolgreichen Motorsport-Geschichte unseres Unternehmens", erklärt Wolfgang Ullrich nach dem historischen Triumph. "Das Starterfeld in Spa war einzigartig mit einer enormen Leistungsdichte. Es gab mehr als 20 siegfähige Fahrzeuge. Am Ende hat sich einmal mehr die Kombination von Qualität, Zuverlässigkeit und Schnelligkeit durchgesetzt", so der Motorsportchef.

Ullrich ist hocherfreut: "Jeder, der an diesem historischen Triple mitgearbeitet hat, darf stolz darauf sein - allen voran natürlich unsere Teams und Fahrer, aber natürlich auch alle unsere Mitarbeiter in Ingolstadt, Neckarsulm und Biberach", verweist er auf die Audi-Stützpunkte, die für das GT3-Projekt verantwortlich zeichnen.

Entscheidung fiel um 15 Uhr

Nach einer schwierigen ersten Rennstunde konnten sich die R8 nach einer Korrektur des Reifendrucks Position um Position verbessern und die zunächst führenden BMW unter Druck setzen. Die ersten Führungskilometer sammelte Audi in der vierten Stunde. Ab der neunten Stunde übernahmen die Ingolstädter in Spa endgültig das Kommando - und das bei teilweise extrem schwierigen Bedingungen mit sintflutartigen Regenfällen, minimaler Sicht und insgesamt 16 Safety-Car-Phasen.

Dabei schenkten sich die Audi-Piloten untereinander nichts. Bis 30 Minuten vor Rennende lieferten sich die beiden R8 von Phoenix und WRT ein knallhartes Duell um den Gesamtsieg. Immer wieder wechselte die Führung zwischen den beiden Fahrzeugen. Das wichtigste Überholmanöver gelang Stippler kurz vor 15 Uhr. Zudem erwies sich die Strategie, am Sonntagmorgen während einer Safety-Car-Phase die vorderen Bremsbeläge ein zweites Mal zu wechseln, als richtig.

Christopher Haase, Christopher Mies, Stephane Ortelli

Auch Haase/Mies/Ortelli hätten den Ardennen-Klassiker gewinnen können Zoom

Die endgültige Entscheidung fiel 30 Minuten vor Rennende, als Ortelli eine Durchfahrtstrafe antreten musste. "Trotz des enorm hohen Tempos wie bei einem Sprint-Rennen hatten wir wie schon am Nürburgring 24 Stunden lang nicht das geringste technische Problem", freut sich auch Werner Frowein von der quattro GmbH, die für die Weiterentwicklung und den Vertrieb des GT3-Sportwagens zuständig ist. "Dieser Triumph ist ein neuerlicher Beweis dafür, dass der R8 auf der Langstrecke der Maßstab ist."

Le-Mans-Sieger im Pech

Von den Qualitäten des Mittelmotor-Sportwagens konnten sich auch Fässler/Kristensen/Lotterer überzeugen, die zu den Schnellsten im Starterfeld zählten. Der Deutsche wurde kurz vor Ende der ersten Stunde von einem anderen Fahrzeug getroffen, das plötzlich in die Boxengasse abbog. Nach einem Wechsel der Spurstange an der Vorderachse nahmen die Le-Mans-Sieger das Rennen mit elf Runden Rückstand auf Position 63 auf. Am Ende hatten sie sich auf Rang sechs nach vorne gekämpft und drei Runden aufgeholt.

Als bestes Audi-Kundenteam belegte die britische GT3-Racing-Mannschaft den beachtlichen 14. Gesamtrang und den neunten Platz in der Pro-Am-Klasse. "Und das gleich bei unserem ersten 24-Stunden-Rennen und unserem erst vierten Renneinsatz mit diesem Auto", so die positive Bilanz von Teamchef Aaron Scott. Auch die Teams Sainteloc Racing, JB Motorsport und Alfab brachten ihre Autos ins Ziel, die von Sainteloc Racing und United Autosports schieden durch Unfälle vorzeitig aus.


Fotos: 24 Stunden von Spa-Francorchamps, Rennen


Piccini jubelt: "Ich habe schon oft versucht, dieses Rennen zu gewinnen - heute ist es mir endlich gelungen. Ich bin einfach nur glücklich. Es war ein tolles Rennen und ein toller Kampf um den Sieg. Danke an Audi und an alle Jungs bei Phoenix für ihren grandiosen Einsatz", freut sich der Italiener gemeinsam mit Rast: "Ich bin einfach nur glücklich. Es war mein erstes 24-Stunden-Rennen hier in Spa - und ich habe es gleich gewonnen", so der amtierende Porsche-Supercup-Meister.

Gute Zusammenarbeit bei Phoenix und WRT

Rast weiter: "Es war kein einfacher Sieg, denn wir hatten vor allem bei dem starken Regen schwierige Bedingungen. Unser Auto war klasse und die Jungs in der Box haben immer die richtigen Entscheidungen getroffen und noch dazu absolut perfekte Stopps gemacht." Stippler ergänzt: "Ein wirklich schöner Erfolg. Wir sind von Platz 29 gestartet und mussten einige Risiken eingehen, um an den Vordermännern vorbeizugehen. Tatsächlich gab es harte Attacken und ich hatte Bedenken."

Haase nimmt den zweiten Rang kollegial hin: "Das war ein hartes Rennen mit sehr schwierigen Bedingungen. Viel Regen, viele Safety-Car-Phasen - man musste immer aufpassen, sich nicht den kleinsten Fehler zu erlauben. Die Zusammenarbeit unter uns Fahrern, aber auch zwischen den beiden Teams Phoenix und WRT war perfekt und hat viel Spaß gemacht. Der Doppelsieg am Ende ist eine schöne Belohnung."

Und auch Mies war trotz Rang zwei begeistert: "Ein aufregendes Rennen! Wir haben mit unserem Auto viele Führungskilometer gesammelt, hatten aber in einigen entscheidenden Momenten auch Pech, als wir während der Safety-Car-Phasen viel Zeit verloren haben", erklärt der GT-Masters-Pilot. "Aber so ist Motorsport eben manchmal. Wir haben heute einen Doppelsieg für Audi geholt - besser geht es doch gar nicht, oder?"

Lob für "Grünschnabel" Kristensen

Ein fairer Ortelli stimmt zu: "Der Doppelsieg bei so einem berühmten und wichtigen Rennen ist ein großartiger Erfolg für Audi. Wir haben uns 24 Stunden lang einen harten Kampf geliefert und am Ende hat der Bessere gewonnen - Glückwunsch", so der Monegasse. "Vielleicht haben wir, was die Strategie angeht, manchmal etwas Pech gehabt. Mir hat das Wochenende mit meinen beiden Christophers viel Spaß gemacht. Ich hoffe, wir bekommen noch einmal die Chance, zusammen so ein Rennen zu bestreiten."

Anders sehen die Sache die Le-Mans-Sieger: "Wir waren dagegen leider in der ersten Stunde ein bisschen vom Pech verfolgt. Anschließend hat man gesehen, dass unser Tempo klasse war. Also haben wir das Bestmögliche daraus gemacht und dürfen zufrieden sein", bilanziert Fässler und kann schon wieder lachen: "Und unser Rookie Tom Kristensen hat einen super Job gemacht. Ich glaube, er hat eine große Zukunft in der Langstrecken-Szene."

Tom Kristensen, Marcel Fässler

Die Le-Mans-Sieger Fässeler/Kristensen/Lotterer waren im Pech Zoom

Lotterer und der Konjunktiv

Der angesprochene Däne, der erstmals beim Ardennen-Klassiker am Start war, nimmt die Vorlage gerne an: "Unser Team war in allen Sessions und unter allen Bedingungen vorn dabei: Nachttraining, Warmup, Rennen. Es hat mir als Rookie eine Menge Spaß gemacht und ich bin sehr stolz auf unsere Leistung. Wenn man sich die zwölf Runden dazu denkt, die wir durch Andres unverschuldeten Unfall verloren haben, wäre einiges für uns möglich gewesen."

Lotterer erinnert sich an den Moment, der ihm vielleicht den Gesamtsieg kostete: "Unser Auto war das einzige mit sehr viel Pech, sodass wir gleich in der ersten Stunde weit zurückgefallen sind. Bei der Kollision hatte ich keine Chance: Das andere Auto ist plötzlich quer über die Strecke gefahren und ich war einfach nur da." Er lobt die Reparatur in Rekordzeit: "Danach war es eigentlich nur noch unser Ziel, auf den ersten Bildschirm der Zeitnahme zu kommen, also in die Top 20. Wenn man da anfängt zu rechnen, was ohne den Unfall für uns drin gewesen wäre."