• 23.04.2009 12:34

Nissan GT-R feiert am 3. Mai Debüt

Nismo bringt den GT-R nach neuem GT1-Reglement beim FIA-GT-Saisonaftakt mit Michael Krumm und Darren Turner auf die Strecke

(Motorsport-Total.com) - Am ersten Mai-Sonntag beginnt im britischen Silverstone eine neue Ära in der Geschichte von Nissan Motorsport. Dann nimmt ein brandneu aufgebauter Werks-GT-R zum Auftakt der neuen FIA-GT-Saison die ersten offiziellen Rennkilometer unter seine Räder. Hinter dem Steuer des 600 PS starken Wagens sitzen mit Werkspilot Michael Krumm und dem zweifachen GT-1-Sieger der 24 Stunden von Le Mans, Darren Turner, zwei extrem erfahrene Piloten.

Titel-Bild zur News: Michael Krumm

Michael Krumm und Darren Turner haben den neuen GT-R in Le Castellet probiert

Ihre Expertise ist für Nissan sehr wertvoll, sollen doch beide bei diesem und drei weiteren Rennen - darunter Oschersleben am 21. Juni und Spa-Francorchamps Ende Juli - im direkten Konkurrenzvergleich möglichst viele Erfahrungen sammeln. Die dann in ein Auto münden, mit dem Kundenteams die ab 2010 zu einer FIA-Weltmeisterschaft aufgewertete Serie erfolgreich bestreiten können. Weil Nissan 2009 nicht die komplette Saison bestreiten wird und der GT-R bereits dem 2010er-Reglement entspricht, treten Krumm/Turner bei den vier Testeinsätzen außer Konkurrenz an.#w1#

Krumm kehrt Japan wieder den Rücken

"Zum ersten Mal seit der Saison 1998, in der ich auf einem Nissan Primera die deutsche Tourenwagen-Meisterschaft bestritt, werde ich kein Rennen in Japan fahren", sagte Krumm, der in de Le-Mans-Series einen Audi pilotiert. "Ich hoffe meine vielen japanischen Fans werden es mir nachsehen", sagte der 39jährige gebürtige Schwabe mit Wohnsitz Monaco. "Dafür treffe ich hier auf die gleichen Nismo-Teammitglieder, die ich schon seit vielen Jahren von den Rennstrecken in Japan kenne. Und es ist schön, nach unzähligen Runden in Suzuka oder Fuji wieder neue Rennpisten kennenzulernen."

Den noch taufrischen GT-R hat Krumm bei Testfahrten in Paul Ricard und auf dem neuen Kurs an der portugiesischen Algarve an offiziellen FIA-Testtagen ausführlich bewegt. In Südfrankreich legte er zusammen mit seinem Teamkollegen Turner an zwei Tagen problemlos 119 Runden zurück. Die Bestzeit von 2.05.447 Minuten war jedoch nur bedingt aussagekräftig, weil das neue GT1-Reglement weniger technische Freiheiten gestattet.

Michael Krumm

Unter der GT-R-Haube brüllt ein mächtiger V8-Motor mit 600 PS Zoom

"Seit den ersten Gehversuchen im vergangenen Dezember hat sich der GT-R aber schon stark verbessert", bilanzierte Krumm trotzdem zufrieden. "Wir müssen jedoch weiter hart arbeiten, um das Auto voll konkurrenzfähig zu machen, bin mir aber sicher, dass wir in die richtige Richtung entwickeln. Unter anderem tüfteln wir noch an der optimalen Gewichtsverteilung." Dass Krumm/Turner in diesem Jahr keine Punkte sammeln dürfen, sei im übrigen kein Problem: "Die Motivation ist im ganzen Team auch so hoch", versichert der mit der japanischen Profi-Tennisspielerin Kimiko Date verheiratete Pilot.

Auf dem hügeligen Algarve-Kurs, den Krumm wegen der vielen Bergauf- und Bergabpassagen mit der Nürburgring-Nordschleife verglich, konzentrierte sich das Nissan-Team vor allem auf Longruns. "Wir wollten so gut wie möglich ein über zwei Stunden führendes FIA-GT-Rennen simulieren und übten daher auch zahlreiche Boxenstopps. Auch auf dieser anspruchsvollen Strecke fühlte sich der neue GT-R schon sehr gut an", berichtete Krumm.

Sound wie ein NASCAR-Motor

"Der Motor hat extrem viel Drehmoment und klingt wie ein amerikanischer NASCAR-V8. Der GT-R ist sehr schnell auf der Geraden und will anders als das japanische Schwestermodell früher und dosierter abgebremst werden. Die GT-R aus Japan leisten inzwischen weniger als 500 PS, haben aber so unheimlich viel Anpressdruck, dass wir mit ihnen so spät bremsen wie mit einem Formel 1. Zugleich können wir sofort mit Vollgas aus der Kurve beschleunigt werden, ohne das ein Dreher droht."

Beim europäischen GT-R seien hingegen wieder mehr traditionelle Fahrtechniken gefragt, stellte Krumm zufrieden fest. "Was aber am wichtigsten ist: Er fährt sich wie ein echter GT-R, sehr flüssig und auch am Limit nicht tückisch. Das ist Nissan extrem wichtig, denn wir wollen das Auto nicht nur sehr schnell, sondern auch sehr sicher machen - zum Nutzen auch etwas unerfahrener Privatfahrer, die sich später einen GT-R zulegen."

"Der Motor hat extrem viel Drehmoment und klingt wie ein amerikanischer NASCAR-V8." Michael Krumm

Mit Darren Turner, 2007 und 2008 auf Aston Martin jeweils Sieger der GT1-Kategorie bei den 24 Stunden von Le Mans, hat Krumm einen extrem erfahrenen Teamkollegen. "Wir verstehen uns prächtig und arbeiten schon richtig gut zusammen." Der Brite war unter anderem jahrelang Testfahrer für das McLaren-Mercedes-Team in der Formel 1, fuhr zwei Saisons für Rosberg in der DTM und brachte auch dem Aston Martin DBR9 das Laufen bei.

Seine neueste Spezialität ist die Beratung von Formel-1-Teams bei der Einrichtung ihrer Rennsimulatoren. "Ich freue mich, Nismo und Gigawave helfen zu können, den GT-R rechtzeitig vor Inkrafttreten des neuen FIA-GT-Reglements zum potentiellen Siegerauto zu entwickeln. Für mich ist es ein Privileg, Teil eines solch aufregenden Testprogramms zu sein", sagte der 35jährige Hobbypilot und Allround-Rennfahrer.

Mindestens drei Marken mit neuen GT1-Autos

Neben dem Nissan GT-R werden in der Saison 2009 noch zwei weitere Neulinge mit bereits nach dem neuen Reglement vorbereiteten Fahrzeugen Testrennen absolvieren. Schon in Silverstone präsent ist der neue Ford GT1, für die zweite Jahreshälfte wird zusätzlich ein Lamborghini Murciélago SV erwartet. Dank solcher Traumsportwagen ist die Bühne bereitet für eine aufregende Saison 2010 - die dann erstmals unter dem Status einer FIA-Weltmeisterschaft laufen soll.

Stephane Ratel, Chef-Promoter der FIA GT Serie, avisiert einen Kalender mit zwölf Rennen in zwölf Ländern und auf fünf Kontinenten an. Absichtserklärungen liegen bereits von Streckenbetreibern in Argentinien, Australien, Großbritannien, Italien, Portugal, Deutschland, Belgien, Rumänien, Russland, Südafrika und den Vereinigten Arabischen Emiraten vor. In der GT1-Klasse sieht Ratel im optimalen Fall sechs Marken am Start, wobei pro Fabrikat maximal zwei Teams mit je zwei Fahrzeugen zugelassen sind.

Der Beauftragte der FIA, Gabriele Cadringher, bestätigte auf der offiziellen FIA-GT-Teampräsentation am 7. April in Paul Ricard die Pläne für eine GT1-Weltmeisterschaft. "Die FIA vergibt WM-Titel nicht leichtfertig, doch sind nun alle Bedingungen erfüllt, um die Serie auf ein neues Niveau zu heben. Von unserer Seite gelten als Mindestvoraussetzungen zehn Rennen auf drei Kontinenten, vier verschiedene Marken und mindestens 18 Starter - was kein Problem sein sollte. Wir werden Stephane Ratel von der technischen und sportlichen Seite jegliche Unterstützung gewähren und sehen schon jetzt mit Spannung der Saison 2010 entgegen."