Siedler: "Das waren genau meine Verhältnisse!"

(Motorsport-Total.com) - Es war zwar nicht das erste Rennen, das ich auf diese Art und Weise gewonnen habe, aber wenn man es genau betrachtet, war der IFM-Sieg in Schweden wahrscheinlich sogar einer meiner wertvollsten.

© Edi Nikolic

Norbert Siedler fuhr in Anderstorp eines seiner besten Rennen überhaupt

Eine Achterbahnfahrt ist gegen das Auf und Ab, das wir an diesem Wochenende durchgemacht haben, zunächst einmal rein gar nichts: Platz zwei im ersten Freien Training, danach eine Zitterpartie im Qualifying, weil ich die Reifen um ein paar Minuten zu spät gewechselt habe. Ich durfte mich trotzdem ein paar Stunden lang über Startplatz drei freuen, bevor ich zu guter Letzt wegen angeblicher Missachtung gelber Flaggen um drei Plätze zurückversetzt wurde. Somit hieß es Vollgas geben im ersten Rennen, bis mir nach ein paar schnellsten Rennrunden erst mal richtig der Film gerissen ist.#w1#

Unfall im ersten Rennen

Ich bin nämlich bei Eingang Start/Ziel mit zwei Rädern über den Asphaltstreifen gekommen und konnte das Auto wegen der großen Löcher an dieser Stelle nicht mehr abfangen. Später hat uns ein Augenzeuge noch erzählt, dass an dieser Stelle sogar ein Stahlseil aus dem Boden gestanden ist. Kein Wunder also, dass ich nach diesem Ausritt extrem sauer war - allerdings mehr auf mich als auf den Streckenbetreiber.

Während draußen schon das halbe Fahrerlager unter Wasser stand, machte ich mir beim Abendessen bereits meine Gedanken in Richtung Schadensbegrenzung: Wie sollte ich dieses Rennen angehen und wie müssten die Verhältnisse sein, damit ich von ganz hinten überhaupt noch eine kleine Chance habe?

"Hoffen wir noch einmal auf eine Lotterie", hat mein Teamchef Renato Melchioretto vor dem Warmup noch gemeint, und sein Wunsch sollte tatsächlich in Erfüllung gehen. Nach meiner Bestzeit auf trockener Strecke kam vor dem Start noch ein richtiger Regenguss. Das Rennen wurde also als Wet-Race gestartet und nur vier Autos entschieden sich für Slicks.

Reifenpoker bei schwierigen Verhältnissen

Ich habe das am Vorstart noch gar nicht mitbekommen, aber unter derart schwierigen Verhältnissen habe ich mir doch einiges ausgerechnet. Selbstverständlich ist auch ein gewisses Risiko dabei, wenn man im Nassen ohne Reifenprofil unterwegs ist, doch wenn ich ehrlich bin, hätte ich es auch genauso gemacht, wenn ich auf der Pole Position gestanden wäre.

Bei der Siegerehrung musste ich noch einmal an meinen Formel-3-Sieg in Hockenheim denken, als ich unter ähnlichen Bedingungen vor Vitantonio Liuzzi, der inzwischen schon längst in der Formel 1 ist, gewonnen habe. Schon ein Jammer, dass ich nie eine Chance gekriegt habe - aber vielleicht haben diesmal ja einmal die richtigen Leute zugeschaut.

Euer Norbert