• 29.05.2013 17:20

  • von Pete Fink

Vorschau: Double-Header in Detroit

Eine Woche nach dem Indy 500 steht der erste von drei Double-Headern an: Schauplatz ist die Belle Isle von Detroit - A.J. Allmendinger und Mike Conway dabei

(Motorsport-Total.com) - Es ist keine Frage: Die Belle Isle ist tatsächlich eine wunderschöne kleine Insel mitten im Detroit River und nur einen Steinwurf von der kanadischen Grenze entfernt. Und es gibt auch keinen Zweifel daran, dass es das Chevrolet Indy Dual von Detroit am kommenden Wochenende ohne einen Roger Penske nicht geben würde. Obwohl der mittlerweile 76-jährige "Captain" in Shaker Heights, Ohio, geboren wurde, gilt er als einer der berühmtesten Söhne der "Motor-City", in deren Großraum nach wie vor über fünf Millionen Menschen leben.

Titel-Bild zur News: Scott Dixon

Die Belle Isle in Detroit ist Schauplatz des ersten von drei Double-Header-Weekends Zoom

Nur einen Steinwurf entfernt von der Belle Isle befindet sich das Renaissance Center, das weltweite Hauptquartier von General Motors, und auch die Zentralen von Ford und Chrysler sind nur wenige Kilometer entfernt. Und rund um das GM-Headquarter begann die Grand-Prix-Geschichte von Detroit: Von 1982 bis 1988 war sieben Mal die Formel 1 zu Gast. Keke Rosberg, Nelson Piquet, Michele Alboreto, John Watson und dreimal Ayrton Senna trugen sich in die Siegerlisten ein.

Als der Formel-1-Tross seine Zelte dann in Phoenix aufschlug, übernahmen die IndyCars. Von 1989 bis 1991 wurde auf einem ähnlichen Streckenlayout in Downtown Detroit gefahren, bevor ab 1992 die etwas nördlich gelegene Belle Isle ins Spiel kam. Emerson Fittipaldi, Michael Andretti, Bobby Rahal, Paul Tracy, Greg Moore, Alex Zanardi und Dario Franchitti - die Victory Lane von Detroit sah auch bei den IndyCars viele prominente Sieger.

Aber: Weil die Belle Isle nur über eine einzige Brücke, die McArthur-Bridge, mit dem Festland verbunden ist und weil die Strecke als zu eng beschrieben war, ging in der Saison 2001 das zunächst letzte IndyCar-Rennen über die Bühne. Zu diesem Zeitpunkt hatte ein junger Nachwuchspilot bereits für Furore gesorgt, denn als Helio Castroneves im Jahr 2000 sein erstes IndyCar-Rennen gewann, kletterte er in seiner Begeisterung auf den Zaun und wurde so zum "Spiderman". Seit dieser Zeit streitet er mit NASCAR-Ikone Tony Stewart um die Urheberrechte.

Castroneves und Newman/Haas

"Die Belle Isle ist ein Straßenkurs, auf dem du nicht viel Raum für Fehler hast", beschreibt Castroneves die 3,33 Kilometer lange Strecke mit 14 Kurven. "Wenn du auch nur ein bisschen zu schnell in einer Kurve bist, dann ist dein Spielraum sehr gering. Durch die Mauern hast du den Eindruck, dass du in einer sehr engen Umgebung bist. Das ist schon etwas besonderes." Und sein Boss Roger Penske war in der Folge gleich zweimal der Antreiber für das Detroit-Comeback.

Justin Wilson

31. August 2008: Justin Wilson erringt in Detroit den letzten Newman/Haas-Sieg Zoom

Denn ausgerechnet Penske wurde zum Vorsitzenden des Gastgeber-Komitees für den Superbowl XL bestimmt, der am 5. Februar 2006 im Ford Field von Detroit über die Bühne ging. Penske verrichtete im Vorfeld des Detroit-Superbowls so gute Arbeit, dass schnell die Idee aufkam, die Belle Isle einer gründlichen Renovierung zu unterziehen und mit den IndyCars in das Herz der drei Automobilriesen General Motors, Ford und Chrysler zurückzukehren.

Tony Kanaan gewann im August 2007 das Comeback-Rennen, Castroneves sah ein Jahr später wie der sichere Sieger aus. Bis ihm die Rennleitung eine schwarze Flagge wegen Blockierens zeigte. Der große Profiteur hieß Justin Wilson, der im Jahr der Wiedervereinigung den ersten wiedervereinten Newman/Haas-Sieg holte. "Auf diese Art und Weise möchtest du eigentlich nicht gewinnen", erinnert sich der lange Brite an die damaligen Ereignisse. "Trotzdem hatte ich an diesem Tag das schnellste Auto. Ich habe ihn angegriffen und musste hart in die Bremsen steigen. Die Rennleitung ließ uns die Positionen tauschen und ich bin vorne weggezogen."

Es war ein denkwürdiger Sieg, denn nur ein paar Wochen später verstarb der unvergessene Paul Newman. "Ich habe sehr schöne, aber auch sehr traurige Erinnerungen an dieses Rennen", sagt Wilson verständlicherweise. Newman/Haas Racing erholte sich nach diesem Verlust nie mehr und auch das Detroit-Rennen wurde ein Opfer der US-Finanzkrise. Nach 2008 übernahm der Barber Motorsports Park in Alabama den vakanten Kalenderplatz von Detroit.

Zum zweiten Mal Penske

Roger Penske

Dank Roger Penske gibt es seit der Saison 2012 wieder IndyCar-Rennen in Detroit Zoom

Bis erneut Roger Penske aktiv wurde. Er war es, der Chevrolet als Motorenhersteller zurück zu den IndyCars holte und er war es auch, der vor Jahresfrist Detroit wieder in den Kalender brachte. Mit einem GM-Titelsponsoring. "Wir sind davon überzeugt, dass die Belle Isle zu einem der populärsten IndyCar-Rennen des Kalenders wird", sagte Penske im Oktober 2011, als das Comeback für die Saison 2012 bekanntgegeben wurde.

Doppelt bitter aus Penske-Sicht war daher das Rennen vor einem Jahr, das in einem Doppelsieg von Scott Dixon und Dario Franchitti (Ganassi-Honda) endete. Es war ein chaotisches und verkürztes Comeback, weil der Streckenbelag an einigen Stellen aufbrach. In der Zwischenzeit hat man rund eine Million US-Dollar investiert, um eine Wiederholung der Ereignisse aus dem Vorjahr zu verhindern. Gut so, denn am kommenden Wochenende gibt es sogar eine Doppelveranstaltung.

Es ist der erste von drei Double-Headern (plus Toronto und Houston). Das hat einen anderen Wochenend-Zeitplan mit nur einem Freien Training plus der normalen Fast-Six-Qualifikation in drei Segmenten am Freitag zur Folge. Das Qualifying für Rennen 2 findet am Samstag in zwei Gruppen statt, die beiden Rennen über jeweils 70 Runden starten am Samstag und Sonntag jeweils um 21:50 Uhr MESZ.

Kanaan im Fokus - Allmendinger und Conway dabei

In Sachen Meisterschaft ist Detroit übrigens überhaupt kein gutes Pflaster. Nur dreimal (Emerson Fittipaldi 1989, Bobby Rahal 1992 und Alex Zanardi 1998) gelang es dem Detroit-Sieger in der Folge auch den IndyCar-Titel zu holen. Rein statistisch gesehen sollte es Marco Andretti (Andretti-Chevrolet), der zum ersten Mal in seiner Karriere die Fahrerwertung anführt, also tunlichst sein lassen, auf der Belle Isle um den Sieg kämpfen zu wollen.

Marco Andretti

Marco Andretti kommt als Führender der Meisterschaft auf die Belle Isle Zoom

Marco Andretti übernahm die Tabellenführung in Indianapolis von Takuma Sato (Foyt-Honda), der nach seinem Long-Beach-Erfolg auch in Detroit wieder zu den Favoriten gehören wird. Und was ist mit Dauerpechvogel Will Power? Der seit über einem Jahr sieglose Penske-Pilot hat zumindest einen Pluspunkt: Der Australier wartet auf der Belle Isle noch auf seinen ersten Sieg überhaupt. Im dritten Penske-Chevy sitzt zum vierten Mal in diesem Jahr A.J. Allmendinger, der bei seinem ersten Indy 500 (Platz sieben) auf Anhieb überzeugen konnte. Zum zweiten Mal nach Long Beach ist auch Mike Conway dabei. Der Brite steuert in Detroit den zweiten Coyne-Honda, der bei den ersten fünf Saisonrennen von Ana Beatriz gefahren wurde.

Die deutschsprachigen Augen richten sich natürlich wieder auf Simona de Silvestro, deren KV-Teamkollege Tony Kanaan als frischgebackener Indy-500-Sieger sicherlich im Fokus stehen wird. Aufgrund der Nähe zu Kanada ist Detroit ein heimliches Heimrennen von James Hinchcliffe, der vor Jahresfrist Riesenpech hatte, als sein Andretti-Chevy der erste Bolide war, der durch den aufgerissenen Belle-Isle-Belag Schaden nahm. Hinchcliffe gewann in dieser Saison bereits zwei Rennen (St. Petersburg und Sao Paulo) und wird vor einer großen Menge kanadischer IndyCar-Fans sicherlich zum dritten Mal in die Victory Lane fahren wollen.

Der Zeitplan von Detroit (in MESZ):

Freitag:
17:10 bis 18:25 Uhr: Freies Training
21:00 bis 22:10 Uhr: Qualifikation Rennen 1 (Fast Six)

Samstag:
15:15 bis 15:45: Qualifikation Rennen 2 (zwei Gruppen)
ab 21:50 Uhr: Rennen 1 (70 Runden)

Sonntag:
15:30 bis 16:00 Uhr: Warmup
ab 21:50 Uhr: Rennen 2 (70 Runden)

Die Meldeliste für Detroit:

01. 1 Ryan Hunter-Reay (Andretti-Chevrolet)
02. 2 A.J. Allmendinger (Penske-Chevrolet)
03. 3 Helio Castroneves (Penske-Chevrolet)
04. 4 J.R. Hildebrand (Panther-Chevrolet)
05. 5 Ernesto Viso (Andretti-Chevrolet)
06. 6 Sebastian Saavedra (Dragon-Chevrolet)
07. 7 Sebastien Bourdais (Dragon-Chevrolet)
08. 9 Scott Dixon (Ganassi-Honda)
09. 10 Dario Franchitti (Ganassi-Honda)
10. 11 Tony Kanaan (KV-Chevrolet)
11. 12 Will Power (Penske-Chevrolet)
12. 14 Takuma Sato (Foyt-Honda)
13. 15 Graham Rahal (Rahal-Honda)
14. 16 James Jakes (Rahal-Honda)
15. 18 Mike Conway (Coyne-Honda)
16. 19 Justin Wilson (Coyne-Honda)
17. 20 Ed Carpenter (Carpenter-Chevrolet)
18. 25 Marco Andretti (Andretti-Chevrolet)
19. 27 James Hinchcliffe (Andretti-Chevrolet)
20. 55 Tristan Vautier (Schmidt-Honda)
21. 67 Josef Newgarden (Fisher-Honda)
22. 77 Simon Pagenaud (Schmidt-Honda)
23. 78 Simona de Silvestro (KV-Chevrolet)
24. 83 Charlie Kimball (Ganassi-Honda)
25. 98 Alex Tagliani (Herta-Honda)