• 20.01.2012 13:54

  • von Pete Fink

Neues IndyCar: Piloten positiv gestimmt

Nach den Herstellern haben nun die Teams das IndyCar-Testzepter übernommen: Nach der ersten Testrunde von Sebring ist die Stimmung positiv

(Motorsport-Total.com) - Anfang der Woche fanden in Sebring die ersten privaten Tests der IndyCar-Teams mit dem neuen Dallara DW12 statt. Das Next-Generation IndyCar war Ende des vergangenen Jahres in ein eher negatives Licht gerückt worden, als sich das Auto bei den ersten Ovaltests der Hersteller als schwer fahrbar und zu langsam erwies. Auch das Design, das bekanntlich immer Geschmackssache ist, fand viele Kritiker.

Titel-Bild zur News: Ryan Hunter-Reay

DW12: Die IndyCar-Piloten haben das neue Auto angenommen

Doch mit dem Jahreswechsel hat sich auch das Test-Prozedere geändert. Die Herstellertests sind Geschichte, nun haben die Teams das Zepter übernommen, denn schon am 25. März 2012 winkt der IndyCar-Saisonauftakt in St. Petersburg. Nun liegt es an den Piloten und ihren Ingenieuren, dem DW12 die Sporen zu geben. Der Großteil derjenigen, die am Montag und Dienstag im Cockpit saßen, zeigte sich positiv.

Zum Beispiel Scott Dixon, einer der Wortführer in der vorweihnachtlichen Dallara-Kritik: "Es geht voran, speziell im Bereich der Motoren", sagte der Ganassi-Pilot mit Honda-Power, der an beiden Sebring-Tagen im Auto saß. "Bisher war ich ja nur für die Hersteller unterwegs. Jetzt wechseln wir in einen Team-Modus und ich bin schon sehr gespannt, was wir dem Auto noch alles entlocken können."

Panther-Pilot J.R. Hildebrand gab sich konkreter: "Beim alten Auto hast du eigentlich immer mit Untersteuern gekämpft", sagte der Kalifornier. "Das war fast schon chronisch und gehörte zum Standard. Du musstest dich daran gewöhnen. So sehr das Problem der Gewichtsverteilung ein Thema für die Ovale sein mag, so positiv ist es nun für die Rundkurse, denn dies erlaubt es dem Auto, viel besser einzulenken. Fast schon zu gut."

Alles neu für Castroneves

Wie seine Kollegen muss sich Hildebrand zusätzlich zum Handling auch an die neuen Carbonbremsen und die Turbo-Power gewöhnen. "Das hat eine Zeitlang gedauert", berichtet der Chevy-Pilot. "Speziell in den Bremszonen hat es in diesen beiden Tagen mehr Ausrutscher gegeben als früher in einem ganzen Monat." Neben dem Bremspedal erfordert auch das Gaspedal nun einen anderen Umgang: "Früher hast du bis zum Scheitelpunkt gewartet, jetzt musst du voraus denken und früher ins Gas gehen, um die Power rechtzeitig zur Entfaltung zu bringen."

Helio Castroneves

Helio Castroneves muss sich auf seine alten Tage umstellen Zoom

Im Penske-Lager muss sich Helio Castroneves umstellen: Der ewige Rechtsbremser benutzt ab sofort seinen linken Fuß: "Es fühlt sich an wie im GoKart", scherzt der 36-jährige Brasilianer. Er weiß: "Auf der Suche nach der besten Balance müssen nun alle im Team zusammenarbeiten. Wir entwickeln gemeinsam etwas. Für mich ist es wie in alten Zeiten: Du sprichst mit deinen Ingenieuren und versuchst zu helfen. Genau darum sollte es doch gehen. Mir macht das Spaß."

Nach fast zehn Jahren im alten Dallara war dieses Fahrzeug komplett ausgereift und auch ausgereizt. Den Teams steht nun nach längerer Pause wieder eine komplette Neuentwicklung ins Haus. "Ich muss schon zugeben, dass ich nach den vielen negativen Berichten etwas entmutigt war", sagte KV-Mitbesitzer Jimmy Vasser gegenüber 'ESPN', der in Sebring Tony Kanaan und Ernesto Viso in den KV-Chevy schickte. "Aber jetzt hatte ich die Chance, das neue Auto zu sehen und zu hören. Jetzt geht es mir gut. Jetzt will ich mit diesem neuen Ding Rennfahren gehen."

Mears: Bitte nicht so viel jammern

Übrigens: IndyCar-Legende Rick Mears, seines Zeichens vierfacher Indy-500-Sieger und derzeit in Diensten von Roger Penske, stößt ins genau gleiche Horn: "Das neue Auto ist also noch nicht etabliert und nicht stabil genug", stellte Mears fest und fragt nicht zu Unrecht: "Haben wir uns denn nicht alle darüber beschwert, dass das alte Auto so einfach zu fahren ist, dass sogar die Schwiegermutter meiner Ex-Frau aus dem Stand mit dem Feld mithalten könnte?"

Jimmy Vasser

Für Jimmy Vasser könnte die neue Saison sofort beginnen Zoom

Mears weiß: "Einige unserer Teams waren noch nie in der Situation, ein komplett neues Auto zu entwickeln. Wir haben früher all unsere Erfahrung nutzen müssen, um jedes Jahr ein neues Auto voranzubringen. Und es war immer möglich, dass ein großes Team dabei nicht zurecht kam und es zu großen Überraschungen kam. Ich glaube, das neue Auto wird die Dinge durcheinander würfeln und die IndyCars sehr interessant machen."

Der nächste Test ist wieder in Sebring geplant. Vom 30. Januar bis zum 1. Februar fahren dann - unter anderem - James Hinchcliffe und Ryan Hunter-Reay (Andretti-Chevrolet), Tony Kanaan (KV-Chevrolet), J.R. Hildebrand (Panther-Chevrolet), sowie das Penske-Trio Will Power, Helio Castroneves und Ryan Briscoe. Für Honda geht erstmals Mike Conway (Foyt) an den Start, der von Ganassi-Pilot Charlie Kimball begleitet wird. Auch ein Lotus-Team wird dann wieder in Sebring sein.