Indy-500-Sieger Rossi: "Alonso wird überrascht sein"

Ein Aprilscherz? IndyCar-Fahrer reagieren auf Fernando Alonsos Sensationsdebüt geschockt und gespannt - Vorjahressieger Alexander Rossi schwärmt vom Spanier

(Motorsport-Total.com) - Die Nachricht von Fernando Alonsos Start beim Indy 500 hat in der Szene für einige verdutzte Gesichter gesorgt. "Ich dachte erst, es handelt sich um einen Aprilscherz", gibt Will Power (Penske-Chevrolet) zu. Die Ankündigung des Formel-1-Stars, das Traditionsrennen in diesem Mai bestreiten zu wollen und dafür in Monaco auzusetzen, traf ihn und viele seiner Kollegen völlig unvorbereitet.

Titel-Bild zur News: Alexander Rossi

Alexander Rossi gewann das Indy 500 bei seinem Debüt im vergangenen Jahr Zoom

"Aber im Ernst: Das ist toll für den Sport. Es ist cool zu sehen, dass sich ein Fahrer wie er ins Oval wagt, das womöglich härteste Oval in der Welt. Aber er ist ein einem guten Team", sagt Power weiter. Alonso wird in einem McLaren in Kooperation mit dem Andretti-Team an den Start gehen. Der Grundtenor ist positiv und wird von der Überzeugung getragen, dass sein Start dem Sport jenen Hype bescheren, den er sich wünscht.

So freut sich auch Simon Pagenaud (Penske-Honda) über den Neuzugang: "Das sind fantastische Neuigkeiten. Das Indy 500 ist eines der ältesten Rennen der Welt. Einen Formel-1-Weltmeister dabei zu haben, ist großartig für unseren Sport und zeigt, wie speziell dieses Rennen ist. Auch wenn es das eigentlich gar nicht braucht, denn es ist schon jetzt etwas Besonderes." Wie besonders zeige die Tatsache, dass Alonso dafür beim diesjährigen Monaco-Grand-Prix aussetzt.

James Hinchcliffe: "Das beste Rennen, um zu starten"

"Er lässt den Monaco-Grand-Prix dafür aus. Das spricht für sich", bemerkt Mikhail Aljoschin (Schmidt-Honda). Und auch James Hinchcliffe (Schmidt-Peterson-Honda) staunt: "Das zeigt, wie hoch der Wert des Indy 500 ist. Und wie besonders es für Rennfahrer überall in der Welt ist." Er glaubt, Alonso habe sich für den Indy-Debüt genau die richtige Gelegenheit ausgesucht: "Das ist das beste Rennen, um es zu probieren. Denn es gibt viel Vorbereitungszeit."

Dennoch wird es für Alonso nicht leicht. Schließlich ist der Spanier noch nie im Oval gefahren. Zudem liegen in der Zwischenzeit noch drei Formel-1-Rennen vor ihm. Seine künftigen Indy-500-Kollegen trauen ihm trotz dessen viel zu. "Er wird zurechtkommen", sagt Pagenaud und scherzt: "Er hat bei Andretti tolle Teamkollegen. Aber ich werde ihm nicht zu viele Tipps geben."

Der Franzose, der seit 2012 in der IndyCar-Serie unterwegs ist, weiß, worin die Schwierigkeit für den Debütanten besteht: "Das Gefühl im Auto unterscheidet sich sehr von dem auf einem Straßenkurs. Für ihn wird es darum gehen, sich an dieses Gefühl und die Geschwindigkeit zu gewöhnen, denn man fährt die ganze Zeit am Limit. Es ist immer sehr eng, man hat viel Verkehr. Da muss man seinen Platz finden. Es ist fast wie ein Schachspiel."

Alexander Rossi: Viel Bewunderung für Fernando Alonso

Auch Aljoschin sieht den Hauptunterschied darin, "dass du viel schneller bist und deshalb auch schneller denken musst. Gleichzeitig musst du cool bleiben, darfst nicht zu aggressiv sein". Der Russe fährt seit 2014 in der amerikanischen Motorsportserie. "Man braucht Eier, um hier zu fahren", sagt er. Doch Alonsos Rennerfahrung werde ihm helfen, sich schnell an die neuen Bedingungen anzupassen.

Das gelang im vergangenen Jahr auch Alexander Rossi. Er debütierte 2016 in der IndyCar-Serie und gewann die 500 Meilen von Indianapolis gleich beim ersten Mal. In diesem Jahr wird Alonso bei Andretti sein Teamkollege. "Ich war sehr überrascht, aber es ist unglaublich cool. Er ist jemand, den ich seit langem bewundere. Dass er jetzt nicht nur beim Indy 500 mitmacht, sondern auch noch mein Teamkollege wird, ist etwas Besonderes", schwärmt er über Alonsos Teilnahme.


Fotostrecke: Victory-Tour mit Alexander Rossi

Für den Spanier werde es eine große Umstellung sein, im Oval zu fahren. "Aber das Besondere am Indy 500 ist ja, dass es viel Trainingszeit gibt", betont auch Rossi und ist sicher: "Er wird sich schnell daran gewöhnen und ich habe keinen Zweifel, dass er konkurrenzfähig sein wird." Dabei werde Alonso auch die relaxte Atmosphäre beim Indy 500 helfen: "Ich denke, das wird ihm gefallen. Er ist eine entspannte Person. Damit wird er hier gut reinpassen."

Konkurrenzfähigkeit beim Indy 500 extrem hoch

Das dürfe aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Leistungsdichte groß sei, sagt Rossi weiter. "Er wird von der Konkurrenzfähigkeit überrascht sein. Das war ich am Anfang auch." Doch Rossis Debüt-Sieg im vergangenen Jahr hat gezeigt, was aus dem Stand möglich ist. Deshalb haben die Routiniers ein genaues Auge auf Alonso. "Alles ist möglich. Ich sage immer: Indianapolis sucht sich seinen Sieger aus. Im Team von Andretti und mit Honda hat er eine tolle Chance", glaubt Scott Nixon (Ganassi-Honda).

Er hofft, dass Alonsos Beispiel Trends setzt. "Es ist ein großer Gewinn für die Serie und für den Motorsport im Allgemeinen. Es sind Leute von Nascar zu IndyCar gewechselt und umgekehrt. Aber es ist schon eine Weile her, dass wir jemanden aus der Formel 1 hatten", blickt der Neuseeländer zurück. "Jeder würde gerne mal tauschen. Formel 1 war für mich nie wirklich eine Option. Aber mit dem, was Alonso macht, eröffnen sich vielleicht neue Möglichkeiten."