• 15.05.2014 14:26

  • von Pete Fink

Flashback: Das Indy 500 und das unglaubliche Andretti-Pech

Vier Jahrzehnte Indy 500, 68 Teilnahmen, über 1.000 Führungsrunden und nur ein einziger Sieg: Über das sagenhafte Indy-Pech der Andretti-Familie

(Motorsport-Total.com) - Im Jahr 2016 wird es die 100. Auflage des Indy 500 geben und da ist es wenig verwunderlich, dass die ewige Siegerliste des "Greatest Spectacle in Racing" auch ewig lang ist. Mit A.J. Foyt (1961, 1964, 1967, 1977), Al Unser (1970, 1971, 1978, 1987) und Rick Mears (1979, 1984, 1988, 1991) gibt es drei US-amerikanische Motorsportlegenden mit jeweils vier Siegen. Sieben weitere Piloten, darunter Helio Castroneves (Penske-Chevy), durften sich dreimal auf der Borg-Warner-Trophy verewigen. Aber von einer Rennsportfamilie fehlt jede Spur: Dem Andretti-Clan.

Titel-Bild zur News: Mario Andretti 1969

Flashback 1969: Mario Andretti gewinnt sein einziges Indy 500 Zoom

Die Familienzahlen für das Indy 500 sind wahrlich desaströs. Mario, John, Jeff, Michael und Marco Andretti kommen zusammengerechnet auf 68 Starts. Die Statistiken beinhalten einen einzigen Sieg, als Mario Andretti im Jahr 1969 in einem Auto des kürzlich verstorbenen Andy Granatelli in die Victory Lane fuhr. Der überglückliche Granatelli gab Mario Andretti daraufhin einen Kuss auf die Backe, was allzu abergläubische Zeitgenossen heute als den Beginn des Andretti-Fluchs deuten.

Denn seit 1969 steht die Andretti-Story von Indianapolis unter dem Motto Pleiten, Pech und Pannen. Hier nur einige ausgewählte Beispiele: 1981 beendete Mario Andretti das Rennen acht Sekunden hinter Bobby Unser. Tags darauf wurde Unser wegen Überholens unter Gelber Flagge bestraft und eine Runde zurückversetzt. Andretti war der Sieger am Grünen Tisch, doch Unsers damaliger Teamchef Roger Penske legte Einspruch ein: Vier Monate später wurde die Strafe in eine Geldstrafe umgewandelt.

1987 war Mario der absolut dominierende Pilot im Indy-Monat Mai - sowohl im Training, als auch im Rennen. Er führte sagenhafte 170 der ersten 177 Runden und sah wie der ungefährdete Sieger aus. Doch dann stoppten ihn elektrische Probleme an seinem Lola-Chevrolet, er wurde am Ende als Neunter abgewunken. Insgesamt trat Mario Andretti nicht weniger als 29 Mal im Indy 500 an. Er gewann 1978 einen Formel-1-Titel, er holte vier IndyCar-Meisterschaften, er gewann sogar einmal das Daytona 500 der NASCAR. Aber zu einem zweiten Sieg im Indy 500 reichte es nie.

Marco Andretti reiht sich nahtlos ein

Ein vielleicht noch größerer Indianapolis-Pechvogel ist Marios Sohn Michael Andretti. In seinen 16 Teilnahmen fiel der aktuelle Chef von Andretti Autosport dreimal in Führung liegend aus (1989, 1992 und 1995), wobei er 1992 nicht weniger als 160 der ersten 189 Runden führte. Dann streikte die Benzinpumpe. 1991 unterlag er hauchdünn in einem packenden Finish gegen Penske-Pilot Rick Mears. In dieser Zeit gab es in Las Vegas bereits Wetten darauf, in welcher Runde der letzte Andretti das Rennen aufgeben muss.

Marco Andretti, Michael Andretti

Marco, Michael und Mario Andretti: Wann ist Ende mit dem Andretti-Pech? Zoom

Dann wurde mit Marco Andretti die dritte Andretti-Generation aktiv. Das Indy-500-Finale des Jahres 2006: Vier Runden vor Schluss liegt Michael Andretti in Führung, dicht gefolgt von seinem Sohn Marco. Eine Runde später überholt Marco seinen Vater, die Andrettis steuern auf einen Doppelerfolg zu. Doch hinter den beiden hat Penske-Pilot Sam Hornish Jr. das schnellste Auto im Finish. Erst schnappt er sich Michael, und auf den letzten Metern geht er auch an Marco vorbei: Wieder gewinnt kein Andretti das Indy 500.

Es sind faszinierende Zahlen: Zusammengerechnet kommen alleine Mario, Michael und Marco Andretti im Indy 500 auf mittlerweile 1.060 Führungsrunden und holten vier zweite und fünf dritte Plätze. Doch nach wie vor steht der Sieg von Mario Andretti 1969 als einziger Erfolg der wohl bekanntesten US-amerikanischen Rennfahrerfamilie in den Annalen des Indy 500. Wenn man so will, schafften Dan Wheldon (2005) und Dario Franchitti (2007) wenigstens zwei halbe Triumphe, weil sie damals in einem Andretti/Green-Boliden saßen.


Fotostrecke: Die Andretti-Dynastie

Dieses Team heißt heute Andretti Autosport und tritt mit Marco Andretti, Ryan Hunter-Reay, Carlos Munoz, NASCAR-Gaststarter Kurt Busch sowie Ernesto Viso an, der den verletzten James Hinchcliffe ersetzt. In der bisherigen Trainingswoche kristallisierte sich die Andretti-Armada wieder einmal als bärenstark heraus. Wenn es da diesen verflixten Indy-Fluch nicht geben würde, und so lautet die große Frage erneut: Wetten, dass keiner dieser fünf Piloten am 25. Mai 2014 den Siegerschluck Milch trinken darf? Oder kommt es dieses Mal anders?