• 25.10.2008 07:06

  • von Pete Fink

Fabelrunde: Power gewinnt Privatduell um die Surfers-Pole

Will Power schnappte Scott Dixon mit einer "Megarunde" die Pole von Surfers Paradise vor der Nase weg - Sonne und Regen produzierten ein Dreherfestival

(Motorsport-Total.com) - Die Goldküste hat wieder einmal zugeschlagen: Will Power (KV Racing) holte sich in einem hoch dramatischen und teilweise chaotischen Qualifying von Surfers Paradise nach 2006 und 2007 seine dritte Pole Position in Reihe, denn extrem schwierige Wetterbedingungen führten über weite Strecken zu vielen Drehern - und zu einigen faustdicken Überraschungen.

Titel-Bild zur News: Will Power

Will Power brachte sich und seine Landsleute mit der Pole zum Jubeln

Am Ende kam es zu einem Privatduell der drei Lokalmatadoren Power, Scott Dixon (Ganassi) und Ryan Briscoe (Penske), das der KV-Pilot mit einer absoluten Fabelrunde für sich entschied. Die Uhren blieben bei 1:34,945 Minuten stehen, womit Power seine beiden Konkurrenten um über acht Zehntelsekunden distanzierte.#w1#

Weder Dixon noch Briscoe, die in den letzten Sekunden der Qualifikation auf der Strecke beide hinter Power fuhren, waren in der Lage noch einen Konter zu setzen. "Das war eine Megarunde", jubelte der 27-jährige Australier, der sich in der Saison 2005 schon mit BMW Sauber Pilot Robert Kubica in der World Series by Renault auseinandersetzte.


Fotos: IndyCars in Surfers Paradise


Im dritten Segement der Qualifikation, in der die besten sechs IndyCar-Piloten zehn Minuten lang die Pole Position unter sich ausfuhren, wechselte die Führung ständig: Erst Dixon, dann konterte Power, dann übernahm wieder Dixon und zum krönenden Abschluss brannte der KV-Pilot seine Runde in den Asphalt.

Fiasko für Danica Patrick

Der amtierende IndyCar-Champion Dixon musste sich schließlich genauso geschlagen geben wie Briscoe als Dritter. Nicht in die Entscheidung eingreifen konnten hingegen Dario Franchitti (Ganassi) als Vierter, sowie Ryan Hunter-Reay (Rahal-Letterman) und Helio Castroneves (Penske) auf den Positionen fünf und sechs.

Danica Patrick

Zwei prominente Gescheiterte: Danica Patrick (v.) und Graham Rahal Zoom

Nur dreimal in der langjährigen Geschichte des Nikon Indy 300 wurde das Rennen auch von der Pole Position aus gewonnen. Power glückte dies in den Jahren 2006 und 2007 nicht, er kam nach einigen Kollisionen nicht einmal unter die Top 10. In der Nacht von Samstag auf Sonntag hat er 60 Runden lang Zeit, sein privates Surfers-Schicksal umzudrehen.

In Q3 war der superschnelle Stadtkurs weitgehend abgetrocknet, was am Ende zu einem reibungslosen Ablauf führte. Dies war in Q1 und Q2 nicht der Fall. Die dunklen Wolken am Vormittag hatten es angedeutet: Die Goldküste sah strichweise Schauer, Surfers Paradise präsentierte sich pünktlich zu Teil eins der Qualifikation nass. Genauer gesagt: Ein Teil der Strecke war nass, am anderen Ende schien die Sonne.

Das hatte natürlich Konsequenzen, denn es hagelte vor allem Q1 jede Menge Dreher und Gelbe Flaggen. Danica Patrick (Andretti-Green; 23.) setzte ihr suboptimales Australien-Wochenende prompt fort: Das "Supergirl" flog in diesen schwierigen Bedingungen gleich zweimal ab, und blieb ohne jede gezeitete Runde ganz früh hängen.

Tagliani, der tragische Held

Doch Patrick war damit bei weitem nicht alleine, denn völlig überraschend kamen auch Graham Rahal mit (Newman/Haas; 13.) mit einem reinen Trockensetup, Powers KV-Teamkollege Oriol Servia (KV; 15.) und Surfers-Spezialist Bruno Junqueira (Dale Coyne; 17.) nicht über Teil eins der Qualifiaktion hinaus.

Will Power

Will Power behielt sowohl bei Nässe als später auch im Trockenen den Überblick Zoom

Gleiches widerfuhr in Gruppe zwei auch Marco Andretti (14.) und Hideki Mutoh (16.), was nichts anderes bedeutete, als dass drei der vier AGR-Boliden bereits nach 20 Minuten aus dem Geschäft waren. Lediglich IndyCar-Routinier Tony Kanaan schaffte als Achter wenigstens den Sprung in Q2.

Dort erwischte es dann mit Justin Wilson (Newman/Haas) einen der absoluten Top-Favoriten. Der lange Brite gewann am Vormittag noch das dritte Freie Training indem er sogar den späteren Polesetter Power bezwang, nur um dann in der Qualifikation als Neunter sang- und klanglos zu scheitern.

Ein lachendes und ein weinendes Auge hat Alex Tagliani. Das IndyCar-Urgestein holte für das kleine Conquest-Team einen sagenhaften siebten Platz. Bislang war noch kein Conquest-Auto überhaupt in Q2 vorgestoßen, doch einen bitteren Beigeschmack hatte dieses bärenstarke Resultat trotzdem: Wenige Sekunden vor dem Ende von Q2 lag der Kanadier sogar auf Position drei, wurde dann aber noch durchgereicht.

Im Vorfeld des Nikon Indy 300 gab es einige kritische Stimmen, die die Surfers-Paradise-Ausgabe 2008 als Spaßrennen betitelten, weil es keine Meisterschaftspunkte gibt. Wenn die Qualifikation ein Indiz für das morgige Rennen sein kann, dann dürfen sich diese Experten eines besseren belehren lassen, denn schon der Samstag bot Motorsport vom Allerfeinsten.