Hexis holt Teamtitel in chaotischem Saisonfinale

Das Corvette-Duo Pastorelli/Buurman gewinnt das letzte Rennen der GT1-WM in San Luis - Hexis AMR sichert sich den Teamtitel nach konfusem Rennverlauf

(Motorsport-Total.com) - Francesco Pastorelli/Yelmer Buurman bescherten Corvette einen perfekten Saisonabschluss. Nach dem Sieg im Qualifikationsrennen am Samstag triumphierten die beiden GT1-Debütanten auch im Championship-Rennen im argentinischen San Luis. "Das Einzige, das wir nicht geschafft haben, war die Pole-Position", freute sich Pastorelli. Buurman merkte an, dass man "eigentlich nur angereist war, um Spaß zu haben - jetzt mit zwei Siegen nach Hause zu fahren, ist einfach unglaublich".

Titel-Bild zur News: Clivio Piccione, Stef Dusseldorp

Hexis AMR holte sich mit den Plätzen drei und fünf doch noch den Teamtitel

Platz zwei ging nach einem chaotischen Rennverlauf an den DKR-Lamborghini von Manuel Lauck/Christopher Haase. Die Hexis-Piloten Clivio Piccione/Stef Dusseldorp brachten den besten Aston Martin DBR9 auf Platz drei ins Ziel. Christian Hohenadel/Andrea Piccini liefen im Schwesterauto auf Position fünf ein und sicherten dem kleinen Hexis-Team aus Frankreich damit noch den WM-Titel in der Teamwertung.

"Das ist der beste Tag in meinem Leben, speziell, weil wir damit überhaupt nicht mehr gerechnet hatten", kommentierte Dusseldorp. Hohenadel, der den zweiten Aston Martin des Teams nach einer Kollision im Verlauf des Rennens reichlich gerupft noch auf Platz fünf ins Ziel brachte, rang nach der Zieldurchfahrt um Fassung: "Ich weiß gar nicht, was passiert ist. Das ist ein sehr emotionaler Moment."

Angesichts des stark beschädigten Fahrzeugs von Hohenadel/Piccini schienen die ohnehin geringen Hoffnungen von Hexis auf den Teamtitel endgültig ausgeträumt. Doch die favorisierten Teams von JRM und Young Driver AMR hatten Pech beziehungsweise patzten.

Startcrash eliminiert diverse Favoriten

Nach einer Schweigeminute für die Opfer des Busunglücks in San Luis, bei dem insgesamt acht Personen - darunter sechs Kinder - zu Tode gekommen waren, wurde das letzte Rennen in der Geschichte der GT1-Weltmeisterschaft pünktlich um 13:45 Uhr Ortszeit gestartet.

Startcrash in San Luis

Der Startcrash eliminierte unter anderem die neuen Meister Krumm/Luhr Zoom

Doch bereits der Start ging gehörig in die Hose. Hinter Polesetter Francesco Pastorelli brach das Chaos los. Für den Sumo-Nissan von Enrique Bernoldi wurde es im Startgetümmel neben den beiden Münnich-Lamborghini von Dominik Schwager und Markus Winkelhock zu eng. Bernoldi schob daraufhin den JRM-Nissan von Lucas Luhr unfreiwillig in Richtung linker Außenmauer der Start/Ziel-Geraden.

"Ich weiß nicht was passiert ist", so der Kommentar von Luhr, nachdem er seinem an der Front völlig zerstörten GT-R entstiegen war. "Ich habe plötzlich hinten rechts einen Schlag gespürt, woraufhin mein Auto im 90-Grad-Winkel in Richtung Mauer abbog. Dann habe ich nur noch die Augen geschlossen."

Ende der Titelträume für Münnich

Neben dem JRM-Nissan von Krumm/Luhr, die sich tags zuvor den Fahrertitel sichern konnten, mussten auch die beiden Münnich-Lambo von Schwager/Pastorelli beziehungsweise Winkelhock/Basseng, der DKR-Lambo von Kennad/Brück sowie der zweite Sumo-Nissan von Brabham/Campbell-Walter an Ort und Stelle aufgeben. "Ich sah, wie es rechts von mir einen Unfall gab, konnte aber leider nichts mehr machen und wurde ebenfalls darin verwickelt. Das ist sicher nicht die Art und Weise, wie wir die Saison beenden wollten, aber so ist der Rennsport", so Brabham.


Fotos: GT1-WM in San Luis


Alex Müller im einzigen Aston Martin von Young Driver im Feld drehte sich im Zuge des Startcrashs, konnte seine Fahrt aber fortsetzen und hielt damit den Kampf um den WM-Titel in der Teamwertung zunächst offen. Da JRM nach dem Startcrash nur noch den Wagen von Westbrook/Dumbreck im Feld hatte, gingen die beiden in der Tabelle auf den Plätzen eins und zwei liegenden Mannschaften mit jeweils einem Fahrzeug in das gut 20 Minuten später wieder freigegebene Rennen. Für Münnich hingegen waren durch den doppelten Ausfall noch vor der ersten Kurve die letzten Chancen auf den Teamtitel dahin.

Verwirrung um Safety-Car-Phase

Da unmittelbar nach dem Startcrash reichlich Chaos herrschte und nicht ganz klar war, ab welchem Zeitpunkt das Rennen durch das Safety-Car neutralisiert wurde, konnte Müller trotz seines Drehers aus der Situation Profit schlagen und sich noch vor der Gelben Flagge am gesamten verbliebenen Feld vorbei (!) in Führung schieben.

Die Freude im Young-Driver-Team von Müller/Enge war jedoch nur von kurzer Dauer. Wenig später wurde das Duo mit einer Durchfahrtsstrafe belegt, die der inzwischen im Wagen sitzende Enge im Anschluss an den obligatorischen Boxenstopp zunächst ignorierte, rund zehn Minuten später dann aber doch antrat. Somit lag der Nissan von Westbrook/Dumbreck in Führung, bevor auch dieses Fahrzeug mit einer Durchfahrtsstrafe aufgrund von Überholens unter besagter Gelber Flagge belegt wurde - eine mehr als undurchsichtige Wendung im ohnehin schon unter chaotischen Vorzeichen stehenden Kampf um den Teamtitel.

Nach Absitzen der Durchfahrtsstrafe kam Dumbreck unmittelbar hinter Enge auf Platz elf wieder auf die Strecke zurück und konnte diesen kurze Zeit später kassieren. Eingangs der letzten Runde lag Dumbreck auf Platz neun vor Enge, womit sich Young Driver AMR nach wie vor punktemäßig vor JRM befand. In der letzten Runde überholte Dumbreck noch den Ford GT von Leinders/Risatti und sicherte der JRM-Truppe dank Platz acht im Rennen den zweiten Rang in der Teamwertung. Großer Gewinner des dramatischen Meisterschaftskampfs war jedoch die Truppe von Hexis AMR, die den Teamtitel unterm Strich mit drei Punkten vor JRM und vier Punkten vor Young Driver AMR nach Hause fuhr.