Roborace: Was hinter dem Design des Roboter-Autos steckt

Futuristisch, bis zu 320 km/h schnell und das völlig ohne Fahrer: Das Robocar polarisiert und übt Faszination aus - Wie sich Designer Daniel Simon verwirklichte

(Motorsport-Total.com) - Für die einen ist es die Zukunft des Motorsports, für andere eine Nerd-Spielerei ohne unterhaltungstechnischen Mehrwert. Was auch immer man über Roborace denken mag, es ist auf der Landkarte des Motorsports angekommen. Nach einer Premiere mit Unfall im Rahmen des Formel-E-Rennens in Buenos Aires wurde diese Woche das Robocar offiziell vorgestellt. Das fahrerlose Fahrzeug sieht in seiner Endfassung stark aus wie ein schon das im vergangenen Jahr vorgestellte Konzept.

Titel-Bild zur News: Robocar, Roboracer

Das Robocar sieht aus wie aus einem Science-Fiction-Roman entlaufen Zoom

Es sei wichtig gewesen, einen "Wow-Effekt" zu erzeugen, erklärt Designer Daniel Simon im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'. "Es soll jeden begeistern, selbst wenn man skeptisch ist. Diese Leute sollen zumindest sagen, dass es toll aussieht. Und es sollte ganz klar so aussehen, dass kein Fahrer drinsitzt." Für ihn eröffnet Roborace eine "völlig neue Dimension" für den Motorsport. Jedes Team wird dasselbe Auto erhalten, aber eine eigene Software entwickeln. (Fotos: So sieht das Robocar aus)

Das ist mit dem vorgestellten selbstfahrenden Auto augenscheinlich gelungen. Simon konnte seine Ideen nahezu vollständig verwirklichen, was im Automobilbau eine absolute Seltenheit darstellt. Natürlich galt es aber Herausforderungen zu meistern. "Ich hätte gerne kleinere Räder gehabt, aber wenn wir Michelin als Partner haben wollen, können wir das nicht machen", erläutert er. Hätte man das gesamte Auto kleiner gestaltet, wäre die Rennaction womöglich größer, doch Roborace soll der Automobilindustrie relevante Daten liefern.

Clevere Ideen im Zwiespalt Design vs. Technik

"Die größte Herausforderung war schließlich die Positionierung der Sensoren", erklärt der Sci-Fi-Freak weiter. Deren Sichtfelder müssen sich überlappen, sodass es keine blinden Flecken gibt. "Ursprünglich hatten wir einen vorne haben und zwei an der Seite. Dann hätten wir aber nicht diese Fahrzeugnase haben können. Und ich wollte sie unbedingt!" Deshalb wurden zwei nach vorne gerichtete Sensoren an der Seite des Fahrzeugs angebracht. "In diesem Fall hat das Styling gewonnen", grinst der 42-Jährige.

Das ist aber nicht immer der Fall gewesen. Der Designer aus Stralsund musste Kompromisse beispielsweise beim Fahrwerk machen. Er wollte unbedingt kürzere Federwege, damit die Karosserie sich weniger bewegt. Den Erschütterungen wären aber die Sensoren nicht gewachsen gewesen. "Das sind Beispiele für unsere Zusammenarbeit mit den Technikern", sagt er und gibt zu: "Wir brauchten dringend einen kreativen Ingenieur und keinen, der alles vorgibt."

Noch wird das nur 975 Kilogramm schwere Robocar nicht seine maximale Geschwindigkeit erreichen können. "Ihm fehlt schlicht noch das Gehirn dafür", so der Designer und Buchautor. "Wir haben hier einen echten Supersprinter, der noch nicht weiß, was er kann." Während der Termin für das erste Rennen des Robocars, dem Nachfolger von DevBot 1 und 2, noch nicht feststeht, träumt Daniel Simon bereits weiter: Die zweite Generation, die das erste Robocar nach drei Jahren ablösen soll, soll mit einem eigenen Charakter und organischen Teilen daherkommen.


Präsentation des Robocars

Daniel Simon studierte einst Fahrzeugdesign an der Universität Pforzheim. Mit einem Stipendium gefördert, stieg er bei Volkswagen ein. Er designte zahlreiche Studien wie etwa für den Bugatti-Veyron-Nachfolger. "Wir hatten Millionen Konzepte und letztlich wurde es der Chiron", erinnert er sich. Während seiner Karriere begann er sich immer mehr für Science Fiction zu begeistern. 2007 veröffentlichte er sein erstes Buch "Cosmic Motors", das so erfolgreich wurde, dass er Hollywood-Angebote erhielt und nach Los Angeles zog. Den Roborace-Job erhielt er aufgrund seines zweiten Buchs, der ersten Episode von "The Timeless Racer".