Abt: "Die Stewards haben sich entschuldigt"

Nach der unglücklichen Strafe im Sprintrennen haben sich sogar die Stewards bei Daniel Abt entschuldigt - Weitere GP2-Saison sehr wahrscheinlich

(Motorsport-Total.com) - Mit einem lachenden und einem weinenden Auge konnte Daniel Abt Singapur nach seinem Premieren-Auftritt dort verlassen. Mit neuem Motor im Gepäck konnte der Kemptener endlich wieder einmal mit den Jungs um die Punkteränge kämpfen, doch eine unglückliche Disqualifikation raubte dem 20-Jährigen alle Chancen. Warum sich die Stewards bei ihm im Nachhinein sogar entschuldigt haben, wie er sein Debüt in den Häuserschluchten der Metropole erlebt hat, und wie er seine Chancen auf eine weitere GP2-Saison einschätzt, erzählt der ART-Pilot im Interview mit 'Motorsport-Total.com'.

Titel-Bild zur News: Daniel Abt

Daniel Abt hat trotz des erneut punktlosen Wochenendes wieder gut Lachen Zoom

Frage: "Daniel, erzähl doch mal: Wie hast du deine Singapur-Premiere erlebt? Auch das Nacht-Qualifying war für dich ja eine neue Erfahrung."
Daniel Abt: "Es war auf jeden Fall sehr, sehr cool. Es hat sehr viel Spaß gemacht. Singapur ist eine schöne Strecke und das Ambiente, die Stadt, ist wirklich toll. Nachts zu fahren war mit Abstand das Beste. Ich war fast ein bisschen enttäuscht, dass die Rennen nicht nachts waren, weil es einfach sehr viel Spaß gemacht hat und der Flair sehr cool war."

Frage: "Du konntest zum ersten Mal in dieser Saison das gesamte Wochenende mit einem neuen Motor bestreiten. Hattest du damit ein besseres Gefühl?"
Abt: "Es war deutlich besser. Es hätte eigentlich ein sehr gutes Wochenende werden können, aber leider war mal wieder ein bisschen Pech dabei - und ein eigener Fehler. Aber vom Speed her war es gut."

Frage: "Besonders im Sprintrennen sah es für dich ja recht gut aus. Aber dann wurdest du disqualifiziert, weil du deine Durchfahrtsstrafe nach dem Missachten gelber Flaggen nicht angetreten bist. Was war da los?"
Abt: "Ich habe die gelben Flaggen nicht missachtet, das ist das Erste. Es war so, dass ich in den ersten drei Runden einem Fahrer mit Supersoft-Reifen hinterhergefahren bin, der fünf Sekunden langsamer war. Die erste freie Runde, die ich dann hatte, war die mit Gelb. Gelb wurde kurz vor Sektorende geschwenkt - und es war so, dass ich mich in den ersten drei Kurven so viel verbessert habe, weil ich freie Fahrt hatte."


Fotos: Daniel Abt, GP2-Serie in Singapur


Verkettung unglücklicher Umstände

"Ich habe voll gelupft. Wir haben die Daten nachträglich noch der Rennleitung gezeigt, und die haben sich dann auch mehr oder weniger entschuldigt! Klar: Die Regel erlaubt es nicht, sich im Sektor persönlich zu verbessern, und obwohl ich voll gelupft habe, habe ich mich eben verbessert. Das wurde mir leider zum Verhängnis. Dann kam die Strafe und mein Team hat eben genau das mit der Rennleitung diskutiert und mich nicht über die Strafe informiert. Als sie mich dann über die Strafe informiert haben, hatten wir ein paar Probleme mit dem Radio. Somit bin ich eine Runde zu spät reingekommen und es gab die schwarze Flagge."

Frage: "Was glaubst du, was ohne die Strafe möglich gewesen wäre?"
Abt: "Sechster war ich ja schon. Vom Speed her glaube ich, wäre Vierter sehr realistisch gewesen. Der dritte Platz wäre vielleicht möglich gewesen, aber das kann man nie so genau sagen. Aber vom Speed her war es schon noch möglich, ein oder zwei Autos zu überholen."

"Der dritte Platz wäre vielleicht möglich gewesen." Daniel Abt

Frage: "Gehst du eher verärgert oder positiv über die Leistung aus dem Wochenende?
Abt: "Man wird's nicht glauben, aber eher positiv. Meisterschaftstechnisch geht es bei mir sowieso um nichts. Klar wäre es schön gewesen, das Ergebnis heimzufahren. Aber viel wichtiger ist für mich eigentlich mal wieder zeigen zu können, dass ich Autofahren kann und dass es auch geht, wenn das Auto geht. Singapur war eine Strecke, auf der ich noch nie gefahren bin. Fast alle anderen sind da schon einmal gefahren, und dafür war der Auftritt doch ziemlich gut, glaube ich. Hätte ich keinen technischen Defekt im Qualifying gehabt, wäre es wahrscheinlich ein noch besseres Wochenende geworden. Vom dem her kann man - zumindest was Speed angeht - zufrieden sein."

Frage: "Was kann man anlässlich deiner neuen Performance vom letzten Saisonrennen in Abu Dhabi erwarten?"
Abt: "Ich will jetzt nichts verschreien. Es ist wieder eine andere Strecke und es ist wieder wichtig, dass das Auto geht. Wenn man ehrlich ist: Im Singapur-Qualifying haben selbst meinem Teamkollegen 1,5 Sekunden auf die Spitze gefehlt. Das ist nach wie vor zu viel. Wir müssen schauen. Es hängt einfach davon ab, ob das Auto gut funktioniert. Ich glaube, die Strecke an sich sollte mir ziemlich gut liegen. Von der Strecke her ist es ein bisschen ähnlich wie Singapur. Ich lasse mich überraschen. Ich will nichts verschreien, aber ich möchte natürlich einen ordentlichen Abschluss hinbekommen."

"Es war immer der Plan, zwei Jahre zu fahren." Daniel Abt über 2014

Frage: "Kennst du die Strecke denn schon aus eigener Erfahrung?"
Abt: "Nein. Gar nicht."

Gute Chancen auf weitere Saison

Frage: "Hast du schon Pläne für 2014? Wie groß ist die Chance, dass du auch im kommenden Jahr GP2 fährst?"
Abt: "Ich glaube, die ist schon groß. Es ist definitiv der Plan, und es war auch immer der Plan, zwei Jahre zu fahren. Man hat dieses Jahr immer als Lehrjahr gesehen. Dass es ein so extremes Lehrjahr wird, war natürlich nicht geplant. Aber auch durch so ein Jahr muss man mal durch. Jetzt muss man einfach mal mit den Sponsoren sprechen. Ich habe das Privileg, dass ich gute Partner habe, die voll hinter mir stehen. Somit glaube ich schon, dass die Chancen gut stehen, dass ich im nächsten Jahr noch einmal GP2 fahren kann."

Frage: "Bei ART oder einem anderen Team?"
Abt: "Das gilt es jetzt zu analysieren. Es ist nichts entschieden, aber noch so ein Jahr wie dieses darf es definitiv nicht sein. Somit werden wir die Optionen anschauen und dann entscheiden, was Sinn macht."

Daniel Abt

Bei Nacht durfte der ART-Pilot zu seinem Leidwesen nur in der Qualifikation fahren Zoom

Frage: "Dein Team kann mit James Calado in Abu Dhabi noch den Titel gewinnen. Wie siehst du seine Chancen?"
Abt: "Das ist nichts, mit dem ich mich beschäftige. Ich schaue auf mich, aber solange er rechnerische Chancen hat, ist die Chance da. Aber ich glaube, die Wahrscheinlichkeit ist nicht sehr groß, weil dazu einfach die Pace im Vergleich zu den anderen nicht stark genug ist. Wenn sie sich keine gravierenden Fehler leisten, dann glaube ich, ist es zwischen Leimer und Bird."

Frage: "Wen siehst du vorn?"
Abt: "Puh, schwer zu sagen. Aber ich glaube, dass Fabio das machen wird."