• 14.09.2014 11:30

Heidfeld: Schmerzen in Wade und Ohr

Nick Heidfeld ist beim Horrorcrash im Formel-E-Rennen in Peking mit einem blauen Auge davongekommen: "War überrascht, dass es nicht mehr wehgetan hat"

(Motorsport-Total.com/SID) - Nick Heidfeld war außer sich vor Wut: "Was ist das für eine Scheiße?", brüllte er in den Funk, dann krabbelte er auf allen Vieren aus dem Wrack seines kopfüber gelandeten Autos und rannte hinter seinem Widersacher Nicolas Prost her. Bei der Premiere der Formel E im Olympiapark von Peking hatte Prost vom Start weg souverän geführt, ehe er wenige Meter vor dem Ziel einen spektakulären Crash mit Heidfeld provozierte, den der Deutsche nur mit viel Glück unverletzt überstand.

Titel-Bild zur News: Nick Heidfeld

Für Nick Heidfeld war Peking im Nachhinein betrachtet keine Reise wert Zoom

"Ich war selbst überrascht, dass es nicht mehr wehgetan hat", so Heidfeld mit einigem Abstand im Gespräch mit 'Auto Bild motorsport'. "Ich merke jetzt meine linke Wade und direkt nach dem Crash mein rechtes Ohr. Das hat sich mittlerweile allerdings gelegt. Ich ärgere mich einfach nur, denn ich hatte extra für die Schlussoffensive reichlich Energie gespart."

Nutznießer der Aktion war der Brasilianer Lucas di Grassi, der für das deutsche Abt-Team den historischen ersten Sieg in der Formel E holte. Hinter dem Franzosen Franck Montagny fuhr Teamchef-Sohn Daniel Abt auf Platz drei, wurde aber von der Rennleitung auf Platz zehn zurückgestuft, weil er zu viel Energie verbraucht hatte. "Ich freue mich über den Sieg", sagt di Grassi. "Vor allem bin ich froh, dass Nick nichts passiert ist."

Heidfeld war bei dem Versuch, Prost kurz vor der Ziellinie zu überholen, von dem Franzosen nach links abgedrängt worden. Das Auto des Mönchengladbachers, der für das Venturi-Team von Hollywoodstar Leonardo DiCaprio fährt, geriet auf den Randstein, hob ab, überschlug sich und landete mit den Rädern nach oben auf der Strecke. Auch Prost musste sein Auto abstellen. "Nachdem ich zwei Sekunden kopfüber lag, war ich wieder am Funk", berichtet Heidfeld. "Dann habe ich den Daumen hochgereckt und gezeigt, dass es mir gut geht."

Die Schuld für seinen Abflug trägt in Heidfelds Augen eindeutig Prost. Der Sohn des viermaligen Formel-1-Weltmeisters und Teambesitzers Alain Prost habe ihm einfach die Tür zugemacht: "In meinen Augen war ich an ihm vorbei, denn ich war auf mehr als halber Höhe, und er konnte nicht einlenken, weil ich eben da war. Es war meine Kurve." Prost sah das anders: "Ich hätte nicht erwartet, dass er am Ende des Rennen so eine Selbstmord-Attacke fährt", sagte er der Nachrichtenagentur 'AFP'. "Mein Sieg wurde mir gestohlen, das ist ganz bitter."

Heidfeld, zu Beginn seiner Formel-1-Karriere im Jahr 2000 für das damalige Team von Alain Prost unterwegs, war in Peking von Platz sechs gestartet und hatte sich nach dem planmäßigen Autowechsel in der 14. von 25 Runden auf den zweiten Platz vorgeschoben. Lange sah es nicht so aus, als könne er Pole-Mann Nicolas Prost bei vier Sekunden Rückstand überhaupt noch gefährden, doch in den letzten vier Runden kam Heidfeld dem Franzosen immer näher.

Kurz vor der letzten Kurve wollte sich Heidfeld dann links an Prost vorbeidrängen, doch der machte dicht und schickte den Deutschen auf die Abschussrampe. "Zum Glück ist ihm nichts passiert, das ist mir persönlich im Moment viel wichtiger als die Punkte, die er verloren hat", sagte Heidfelds Bruder Sven als Co-Kommentator beim übertragenden TV-Sender 'Sky'.

In der neu ins Leben gerufenen Formel E fahren alle Teams das gleiche Fahrzeug, einen Spark-Renault SRT_01. McLaren liefert Motor und Getriebe, das Chassis stammt von Dallara, die Batterien sind von Williams. Die Autos leisten bis zu 270 PS und sind bis zu 230 km/h schnell. Der nächste Lauf der zehn Rennen umfassenden Formel E findet am 22. November in Malaysia statt.