Formel E Montreal: Di Grassi nach Sieg Gesamtführender

(Motorsport-Total.com) - Mit dem Sieg beim ersten Formel-E-Rennen in Montreal hat Lucas di Grassi (Abt) die Meisterschaft noch einmal spannend gemacht. Der Brasilianer feierte in Kanada seinen zweiten Saisonsieg und holte sich damit auch erstmals in dieser Saison die Führung in der Gesamtwertung. Sein Titelrivale Sebastien Buemi (Renault e.dams) wurde nach einer starken Aufholjagd noch Vierter.

Der Franzose war nach einem Crash im Training und einer Strafversetzung nur von Rang zwölf gestartet und musste sich nach einem schwachen Start durch das Feld kämpfen. Zuvor musste schaffte es sein Team gerade so, seinen zweiten Boliden wieder aufzubauen. Beinahe hätte er es noch auf das Podest geschafft, doch Stephane Sarrazin (Techeetah) wehrte sich in der Schlussrunde mit allen Mitteln, um Rang drei hinter Teamkollege Jean-Eric Vergne zu behalten.

Der Fokus lag beim vorletzten ePrix der Saison vor allem auf dem Führungsduo, das wie im Vorjahr noch um die Meisterschaft kämpft. Di Grassi hatte seinen Rückstand durch die drei Punkte für die Pole-Position vor dem Start auf sieben Zähler verkürzt und natürlich auch die bessere Ausgangsposition erfahren. Der Abt-Pilot münzte seine Pole auch in die Führung um, während es für Buemi erst einmal in die andere Richtung ging.

Buemi muss kämpfen

Der Schweizer wurde Opfer einiger leichter Startkollisionen und fand sich nach wenigen Kurven nur auf Rang 17 wieder. Auch seine Lenkung war beschädigt, wie ein nach rechts stehendes Lenkrad zeigte. Doch der Renault-e.dams-Pilot berappelte sich und kämpfte sich durch das enge Mittelfeld nach vorne. Nach 13 Umläufen hatte er sich schließlich an Nick Heidfeld (Mahindra) auf Rang elf vorbeigefahren.

An der Spitze hatte di Grassi derweil ein leichteres Spiel. Er kontrollierte die Führung vor Stephane Sarrazin und behielt einen Vorsprung von zwei bis drei Sekunden. In Runde 14 änderte sich plötzlich alles, als Heidfeld bei einem Überholversuch von Loic Duval (Dragon) in die Mauer gedrängt wurde und ausschied. Die Rennleitung entschied sich für eine Full-Course-Yellow und neutralisierte das Feld.

Die Spitze um di Grassi kam zum Boxenstopp, obwohl die geplante Laufleistung noch nicht erreicht war - allerdings verliert ein Pilot beim langsamer Fahrt natürlich weniger Zeit beim Service. Während di Grassi auch als Führender wieder auf die Strecke ging, gab es hinten bei Buemi erneut Ärger. Wild fuchtelnd fuhr er hinter di Grassis Teamkollege Daniel Abt an die Box. Er fühlte sich vom Deutschen aufgehalten und warf ihm hinterher Absicht vor.

Spannende Schlussphase

Beim Autowechsel überholte Buemi Abt jedoch und ließ den Deutschen an der Boxenausfahrt auflaufen. Schäden trug keiner der beiden davon. Das Duell zog sich bis in die Schlussphase: Beide kämpften sich weiter durch das Feld. Oliver Turvey (NextEV) und Mitch Evans (Jaguar) waren die nächsten Opfer, und als Jose-Maria Lopez (DS Virgin) in Runde 25 verunfallte und das Safety-Car notwendig machte, lag Buemi schon auf Rang sechs.

Das Safety-Car machte auch di Grassis Vorsprung zunichte, den er sich vor Vergne aufgebaut hatte. Der Brasilianer rettete Platz eins am Ende knapp ins Ziel, doch spannend war der Kampf dahinter. Buemis Teamkollege Nicolas Prost war kein Hindernis, auch an Felix Rosenqvist (Mahindra) kam der Schweizer leicht vorbei, weil dieser zuvor die Mauer berührte und ebenfalls Probleme mit der Lenkung bekam.

Doch an Stephane Sarrazin auf Rang drei, biss sich Buemi die Zähne aus. In der letzten Runde wagte er zwar noch einen Angriff und schien schon vorbei, doch der Franzose konterte und behielt schließlich Rang drei hinter di Grassi und Vergne. Buemi musste sich vor Daniel Abt mit Rang vier begnügen, Sam Bird (6./DS Virgin), Prost (7.), Evans (8.), Robin Frijns (9./Andretti) und Rosenqvist rundeten die Top 10 ab.

Die Entscheidung in der Meisterschaft fällt am morgigen Sonntag beim zweiten Rennen in Montreal. Di Grassi (175) geht mit einer Führung von sechs Punkten auf Buemi (169) in das Finale und könnte seinen ersten Titel holen. Rennstart ist wie heute um 22 Uhr MESZ.