• 09.05.2010 21:56

Audi in Spa: Der Regen brachte wenig Segen...

Peugeot schlug Audi in Belgien ein Schnippchen und beendete die Generalprobe vor Le Mans auf den beiden ersten Plätzen - Katzenjammer bei Audi

(Motorsport-Total.com) - Wie erwartet hat das Wetter bei der Le-Mans-Generalprobe in Spa-Francorchamps eine entscheidende Rolle gespielt. Kurz vor Rennende einsetzender Regen brachte die Audi-Piloten Dindo Capello, Tom Kristensen und Allan McNish um die Siegchance beim zweiten Saisonlauf der Le-Mans-Series (LMS) 2010.

Titel-Bild zur News: Allan McNish, Rinaldo Capello, Tom Kristensen

Audi musste Peugeot in Spa die beiden ersten Rennpositionen überlassen

Im turbulenten 1.000-Kilometer-Rennen, das wegen eines Stromausfalls für knapp 40 Minuten unterbrochen werden musste, sorgte ein Regenschauer bereits in der Anfangsphase für extrem schwierige Bedingungen. André Lotterer kreiselte bereits in der Einführungsrunde von der spiegelglatten Strecke. Die notwendigen Reparaturen warfen Lotterer, Marcel Fässler und Benoît Treluyer aussichtslos zurück.#w1#

Audi muss die Konkurrenz ziehen lassen

Aufgrund der Tatsache, dass die drei Audi R15 TDI in Spa-Francorchamps im vollen Le-Mans-Trimm und damit extrem wenig Abtrieb an den Start gingen, hatten auch Allan McNish und Timo Bernhard in der Anfangsphase auf der kalten und feuchten Strecke Mühe, ihre Autos auf der Strecke zu halten.

Im Trockenen konnten die Audi-Piloten dann jedoch Boden gutmachen. Dank einer guten Strategie und schneller Rundenzeiten lagen Capello, Kristensen und McNish im Audi R15 TDI mit der Startnummer 7 lange Zeit sogar in Führung.


Fotos: LMS in Spa-Francorchamps


Auch Bernhard, Romain Dumas und Mike Rockenfeller kämpften an der Spitze mit. Sie verloren jedoch zweimal Zeit hinter dem Safety-Car und die Chance auf ein Podiumsergebnis endgültig, als sie zwei Minuten an einer fälschlicherweise zu lange auf Rot geschalteten Ampel an der Boxenausfahrt warten mussten.

Damit ruhten die Hoffnungen des Audi-Teams Joest auf Capello, Kristensen und McNish, die in der Schlussphase des Rennens auf Position zwei in Schlagdistanz zum führenden Peugeot 908 lagen und den letzten Tankstopp während einer Gelbphase bereits absolviert hatten. Die Entscheidung, bei einsetzendem Regen 20 Minuten vor Rennende auf Intermediates zu setzen, zahlte sich jedoch nicht aus.

Weil die Strecke wieder abtrocknete, musste Kristensen fünf Minuten vor Schluss den Slick-bereiften Peugeot von Stéphane Sarrazin vorbeilassen und sich mit Rang drei begnügen. Bernhard, Dumas und Rockenfeller kamen auf Platz fünf ins Ziel. Fässler, Lotterer und Treluyer arbeiteten sich nach dem Missgeschick in der Einführungsrunde noch vom 47. auf den zwölften Platz nach vorne.

Die Routiniers werden Dritte

"Das Ergebnis ist ein bisschen enttäuschend, da wir 20 Minuten vor Schluss noch in der Position waren, das Rennen zu gewinnen", sagt Audi-Sportchef Wolfgang Ullrich. "Aufgrund der Informationen, die wir hatten, haben wir uns entschieden, beim stärker werdenden Regen auf Intermediate-Reifen zu wechseln - aus Sicherheitsgründen, aber auch, weil wir es in diesem Moment mit den aktuellen Wetterinfos für die richtige Entscheidung hielten", erläutert das Audi-Oberhaupt.

"Es war gut, dass sich das Team hier für Le Mans einspielen konnte." Wolfgang Ullrich

"Leider hat es dann gleich aufgehört zu regnen, und dann wussten wir, dass die Entscheidung falsch war. Trotzdem war das Rennen für das Team sehr gut. Es war ein enges Rennen mit vielen nicht ganz einfachen Entscheidungen. Es war gut, dass sich das Team hier für Le Mans einspielen konnte", findet Ullrich. "Wir sind im Hinblick auf Le Mans mit sehr wenig Abtrieb gefahren und waren trotzdem konkurrenzfähig. Die gesammelten Informationen können wir sehr gut für die 24 Stunden im Juni nutzen."

Capello sieht dies ähnlich: "Unser Problem war das Wetter, das unser Rennen ziemlich schwierig gemacht hat", erklärt der Italiener. "Weil wir mit so wenig Abtrieb unterwegs waren, war das Auto mit Slicks im Regen extrem schwierig zu fahren. Deshalb mussten wir am Ende auf Intermediates wechseln. Wir hatten keine andere Wahl. Wenn es weitergeregnet hätte, wäre uns zumindest der zweite Platz sicher gewesen. Insgesamt war unser Auto im Le-Mans-Trimm recht gut. Wir waren auf den Geraden schneller, konnten mit den Peugeot kämpfen und haben zeitweise geführt. Nur in den mittelschnellen Kurven haben wir Zeit verloren."

"Es sind viele spektakuläre Dinge passiert." Tom Kristensen

"Das war ein großartiges Rennen", meint Kristensen. "Es sind viele spektakuläre Dinge passiert. Als ich am Ende im Auto war, begann es zu nieseln, und nach einem Unfall kam das Safety-Car auf die Strecke. Wir haben am Anfang gesehen, dass wir bei solchen Bedingungen viel Zeit verlieren. Deshalb war es prinzipiell die richtige Wahl, auf Intermediates zu wechseln. Wir waren sehr schnell und konnten aufholen. Doch leider war die Strecke 15 Minuten vor Rennende wieder trocken, insofern war es im Nachhinein die falsche Entscheidung. Aber wir sind Racer und wollten den Sieg. Stattdessen sind wir auf Platz drei zurückgefallen."

Auch McNish hadert rückblickend ein wenig: "Mit dem Regen, der kurz vor dem Start einsetzte, war es auf Slicks extrem schwierig. Die Reifen hatten weder Temperatur noch Grip. Es hat ewig gedauert, bis man ein Gefühl entwickeln konnte. Meine Stints waren prinzipiell gut. Das Team hatte eine gute Strategie, die uns die Führung gebracht hat. Der Regen am Ende hat uns nicht geholfen, weil man bei solchen Bedingungen viel Abtrieb braucht - die hat man aber im Le-Mans-Aero-Trimm nicht. Die falsche Reifenwahl hat uns am Ende Platz zwei gekostet. Aber im Hinblick auf Le Mans sollte das Team zuversichtlich sein."

Die Ampel als Hemmschuh

"Das war ein ereignisreiches Rennen", hält Bernhard fest. "Ich hätte mir für meine Premiere in der LMS allerdings etwas besseres Wetter gewünscht. Der Nieselregen am Anfang hat es sehr schwierig gemacht. Ich bin eher konservativ gefahren, weil wir ins Ziel kommen wollten. Das war auch absolut richtig. Bis zur Unterbrechung lagen wir immer auf Platz drei oder vier. Wir konnten vorne mitmischen, das war super. Nach dem Restart haben wir jedoch zwei Minuten an der roten Ampel an der Boxenausfahrt verloren. Das war sehr schade, denn das hat uns auf Platz fünf zurückgeworfen."

"Ich musste zwei Minuten an der Boxenausfahrt an der roten Ampel warten - ich weiß wirklich nicht, warum." Romain Dumas

Dumas hadert ebenfalls mit den Ereignissen des Nachmittags: "Das war ein seltsames Rennen", so der Franzose. "Leider mussten wir gleich nach der Unterbrechung wegen des Stromausfalls zum Tanken an die Box kommen. Ich musste zwei Minuten an der Boxenausfahrt an der roten Ampel warten - ich weiß wirklich nicht, warum. Das hat uns das Rennen gekostet. Das Gute ist, dass alle drei Autos zuverlässig liefen. Mein Auto war gut, ich konnte schnelle Rundenzeiten fahren. Das lässt für Le Mans hoffen."

Rockenfeller stößt ins gleiche Horn: "Das war ein chaotisches Rennen mit dem Stromausfall und der damit verbundenen Rennunterbrechung. Unser Nummer-9-Auto hat leider bei den Gelbphasen viel Zeit verloren, weil wir immer hinter dem zweiten Safety-Car waren", sagt der Deutsche. "Nach dem Restart haben wir besonders viel Zeit verloren. Ich bin am Schluss mit Intermediates gefahren und war gut unterwegs, als die Strecke halbnass war. Insgesamt bin ich mit unserer Leistung sehr zufrieden und positiv gestimmt für Le Mans. Wir wussten, dass es mit der Konfiguration an unserem Auto hier sehr schwierig wird für uns."

Lotterer entschuldigt sich für den Abflug

Enttäuscht zeigt sich indes Fässler: "Mein Rennen war relativ kurz. Ich bin nur einen Stint gefahren, der relativ schwierig war. Es hat begonnen, partiell zu regnen. Ich bin mit Slicks draußen geblieben, obwohl das Auto an einigen Stellen sehr schwierig zu fahren war. Ich konnte das Auto trotzdem auf der Strecke halten, insofern war es die richtige Entscheidung, die Reifen nicht zu wechseln", gibt der Schweizer nach Spa zu Protokoll.

"Es war wie auf Eis. Man kann sich das kaum vorstellen." André Lotterer

Auch Lotterer war nicht ganz mit sich im Reinen: "Ich wurde in der Einführungsrunde total überrascht, wie schwierig die Bedingungen waren. Die Reifen waren kalt, und es hat etwas genieselt. Es war wie auf Eis. Man kann sich das kaum vorstellen", erläutert der deutsche Rennfahrer. "Es tut mir unheimlich Leid für das Team. Es ist schade, dass ich mein erstes Rennen gleich so verbringen musste. Es wird mir auf jeden Fall nicht mehr passieren. Ich verbuche das als Lehre."

"Das war kein einfaches Rennen", findet Treluyer. "Es herrschte viel Verkehr, und das ist in Spa besonders schwierig. Das Auto war nach dem Unfall nicht perfekt, das Lenkrad stand etwas schief. Trotzdem war es schnell. Im ersten Stint hatte ich ein Problem, weil der Unterboden beschädigt war - möglicherweise als Folge einer Berührung mit einem GT-Auto. Dadurch fehlte mir Abtrieb. Den zweiten Stint habe ich genossen. Ich war schnell, obwohl ich im Verkehr nichts riskiert habe. Wir haben das Auto ins Ziel gebracht und viel gelernt. Wir waren hier, um unter Rennbedingungen zu trainieren. Das haben wir getan und sind nun bereit für Le Mans."

"Wir haben bis zur letzten Gelbphase taktisch richtig gehandelt." Ralf Jüttner

Ralf Jüttner, Technischer Direktor beim Joest-Team, kann dies nur unterstreichen: "Wir sind natürlich alle etwas traurig, weil wir den zweiten Platz trotz einer sehr guten Teamleistung so kurz vor Schluss noch verloren haben. Wir haben bis zur letzten Gelbphase taktisch richtig gehandelt und die Autos reingeholt. Die Peugeot sind draußen geblieben und hätten unter Grün tanken müssen. Wenn es trocken geblieben wäre, hätten wir gewinnen können."

"Und wenn es ein bisschen mehr geregnet hätte, hätten wir auch gewinnen können. Aber es ist genau das passiert, was nicht hätte passieren dürfen", meint Jüttner und fügt hinzu: "So sind wir nur Dritte geworden. Insgesamt haben wir uns so geschlagen, wie wir es erwartet haben. Wir haben gesehen, unter welchen Bedingungen wir Schwächen haben, aber das hatte auch damit zu tun, dass wir hier im Le-Mans-Trimm gefahren sind."