• 17.07.2014 19:02

  • von Stefan Ziegler

Geht runter wie Öl: Und was weiß der Fahrer darüber?

Welche Bedeutung haben Schmiermittel für einen Rennfahrer und wie gut kennt er sich damit aus? BMW-Pilot Augusto Farfus spricht über flüssiges Hightech

(Motorsport-Total.com) - Ein flacher Flügel bedeutet wenig Luftwiderstand und viel Topspeed. Und stellt man das Profil der aerodynamischen Vorrichtung steiler, vergrößert sich der Abtrieb. Das kann der Rennfahrer im Cockpit spüren. Doch wie verhält es sich mit Komponenten, auf die der Pilot keinen Einfluss hat, die er nicht einmal sehen kann? Wie viel weiß ein DTM-Fahrer zum Beispiel über die Schmiermittel in seinem Auto?

Titel-Bild zur News: Augusto Farfus

Castrol an Bord: Augusto Farfus' BMW M4 läuft mit Marken-Schmiermitteln Zoom

'Motorsport-Total.com' hat nachgefragt - bei Augusto Farfus vom BMW-Team RBM, der von Formelautos über Tourenwagen bis hin zu Langstrecken-Fahrzeugen schon alle möglichen Rennwagen bewegt hat. Und aufgrund dieser langjährigen und vielfältigen Erfahrung kann er sagen: "Öl ist nicht gleich Öl." Um rasch hinzuzufügen: "Klingt lustig, ist aber so. Da gibt es gewaltige Unterschiede."

Wirklich greifbar ist das für einen Rennfahrer im Rennwagen allerdings nur bedingt. "Eine pauschale Aussage über die Qualität der Schmiermittel in deinem Auto kannst du nicht treffen", meint Farfus. "Vor allem nicht, weil die heutigen Motorsport-Öle so hochentwickelt sind. Weil die Flüssigkeiten im Auto aber zur Gesamtleistung beitragen, kannst du durchaus spüren, dass ein neues Öl mehr Leistung ermöglicht."

Spürt ein Rennfahrer überhaupt einen Unterschied?

"Eine Verbesserung", erklärt Farfus, "registrierst du als Rennfahrer immer." Doch die kann im Schmiermittel-Bereich sehr klein ausfallen, sodass die meisten Tests zur Entwicklung auf den Prüfständen absolviert werden, wie der BMW-Pilot - sein Auto nutzt Produkte von Castrol - sagt. "Nur das Öl kannst du als Fahrer auf der Strecke nicht spüren. Auf den Prüfständen lassen sich dagegen auch Details feststellen."


Fotos: DTM in Moskau


"Ich als Rennfahrer würde es aber wahrscheinlich merken, wenn man mir statt unserem üblichen Öl ein schlechteres Produkt ins Auto kippen würde", meint Farfus. Er erklärt: "Als Fahrer fühlst du generell die reine Leistung. Und Flüssigkeiten im Auto tragen ihren Teil zur Gesamtleistung bei. Wenn du also ein neues Öl hast, das weniger Reibung verursacht und so mehr Leistung ermöglicht, dann spürst du das."

Und wie wesentlich gute Schmiermittel sind, die meistens keine Erwähnung finden, hat Farfus schon oft selbst erfahren. Ein Beispiel: "Als wir 2010 das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring gewonnen haben, hätte niemand gedacht, dass wir mit dem strapazierten Getriebe ins Ziel kommen würden. Es war aber offenbar so gut geschmiert, dass es die härtere Belastung zum Schluss ausgehalten hat."

Läuft wie geschmiert - mit dem richtigen Öl

Auch in der DTM hat Farfus bereits einschlägige Erfahrungen gemacht - und fühlte sich zuletzt am Norisring an die flüssige Technik in seinem Auto erinnert, wie er meint. "Wir sehen es an den geringen Abständen in der DTM: Ein gutes Öl, das dir vielleicht den Tick mehr an Leistung bringt, kann dir durchaus ein, zwei Positionen bringen." Auch ein Grund, um sich technisch auf dem Laufenden zu halten.

"So weit dir das als Fahrer eben möglich ist", erklärt Farfus. "Um wirklich alles an einem DTM-Rennwagen ganz genau nachvollziehen zu können, musst du schon ein Ingenieur sein. Ein solches Auto ist einfach viel komplexer als ein normales Rennauto. Da gibt es so viele Parameter, die sich einstellen, so viele Dinge, die sich anpassen lassen. Da war mein WTCC-Auto früher wesentlich einfacher."


Fotostrecke: Fakten zu DTM in Moskau

Doch umso komplizierter die Materie, umso mehr Engagement ist gefragt vom Fahrer. "Du musst auf Stand sein und wissen, was mit deinem Auto passiert, was wir entwickeln, was wir testen und warum", sagt Farfus. "Denn eine deiner Aufgaben ist, den Ingenieuren so detailliert wie möglich zu sagen, was im Auto vorgeht. Sie brauchen eine präzise Rückmeldung, damit sie daraus ihre Rückschlüsse ziehen können."

Je mehr Details ein Pilot dabei transportieren kann, desto besser kann darauf reagiert werden. Farfus: "Ich vergleiche das immer mit einem Restaurantbesuch. Dort wirst du nach dem Essen gefragt: Hat es geschmeckt? Und wenn du dem Ober nicht sagst, was dir nicht geschmeckt hat, wird der Koch nie wissen, warum du nicht zufrieden warst. Mit einer Beschreibung dessen, was dir nicht gefällt, hilfst du weiter."