• 26.08.2012 15:26

  • von Stefan Ziegler

Dreifach-Erfolg für Audi in Zandvoort: Mortara siegt

Audi-Fahrer Edoardo Mortara siegt im aufregenden Zandvoort-Rennen vor Mike Rockenfeller und Mattias Ekström - Viele Zwischenfälle im Nassen

(Motorsport-Total.com) - Wie im Qualifying, so im Rennen: Audi ließ der überzeugenden Vorstellung vom Samstag eine ebenso starke Leistung folgen und hatte das DTM-Geschehen in Zandvoort sehr gut im Griff. Das Ergebnis war ein lupenreiner Dreifach-Erfolg durch Edoardo Mortara (Rosberg-Audi), Mike Rockenfeller (Phoenix-Audi) und Mattias Ekström (Abt-Audi). Und das trotz teilweise schwieriger Bedingungen.

Titel-Bild zur News: Edoardo Mortara, Mike Rockenfeller

Champagner-Dusche für "Edo" Mortara nach dessem zweiten DTM-Saisonsieg Zoom

Diese spielten Mortara offenbar in die Karten: Auf feuchter Strecke sah der Italiener seine Chance und erleichterte Markenkollege Rockenfeller in der Schlussphase des auf 43 Runden verkürzten Rennens um die Spitzenposition. Diese behielt er bis ins Ziel und feierte seinen bereits zweiten Saisonsieg. Für BMW und Mercedes lief es in Zandvoort dagegen weniger gut - und vor allem weitaus turbulenter.

DTM-Spitzenreiter Gary Paffett (HWA-Mercedes) sah das Ziel als Siebter und büßte damit einige Punkte auf seinen Markenkollegen Jamie Green (HWA-Mercedes) ein, der Vierter wurde. Bruno Spengler (Schnitzer-BMW), Paffetts schärfster Verfolger in der Gesamtwertung, erzielte Rang sechs, während Martin Tomczyk (RMG-BMW) sein Fahrzeug nach einer Kollision vorzeitig abstellen musste.

Und all dies bedeutet: Paffett behauptet die Spitzenposition in der Fahrerwertung, führt drei Rennen vor Schluss aber nun vor seinem Mercedes-Stallgefährten Green. Spengler rutscht zurück auf Rang drei, Mortara ist nach seinem Sieg in Zandvoort ("Das beste Rennen meiner Karriere.") neuer Vierter vor Tomczyk, Rockenfeller und Ekström, die jedoch bereits 40 und mehr Punkte Rückstand haben.

Audi bejubelt ein starkes Comeback

Für Audi-Sportchef Wolfgang Ullrich zählt aber erst einmal das Hier und Jetzt. "Das war sicherlich eines der spannendsten Rennen", meint er in einer ersten Stellungnahme in der 'ARD'. "Wir hatten intern einen harten Kampf zwischen den Teams. Schön zu sehen, dass die Leistung da ist. Wir sind zurück, wo wir eigentlich immer sein sollten - siegfähig. Wir waren als gesamte Mannschaft stark."

"Ich freue mich für alle Jungs, die so hart gearbeitet haben. Jetzt ist das Dankeschön da", sagt Ullrich. Doch wo Freud' ist, da ist im Motorsport meist auch Leid. Bei Audi sogar markenintern, denn Timo Scheider (Abt-Audi) erwischte einen rabenschwarzen Tag, nachdem er am Samstag noch souverän auf die Pole-Position gefahren war. Im Rennen lief beim zweimaligen DTM-Champion gar nichts.

Als das Ampelsignal erlosch, kam Scheider nicht los und rollte erst mit Verzögerung an. Die erste Entscheidung des Tages war damit bereits gefallen. "Ich würgte den Motor ab", berichtet Scheider in der 'ARD'. Mit viel Wut im Bauch startete der Deutsche dann eine Aufholjagd, die aber schon nach wenigen Runden im Heck von David Coulthard (Mücke-Mercedes) und dann in der Box endete.

"Es lief alles schief, was schieflaufen konnte", meint Scheider. "Ich hatte einen Kontakt mit Coulthard und dann verlor ich die Motorhaube. Das passt aber irgendwie zu dieser Saison. Ich hätte es trotzdem gern probiert, mich wieder nach vorn zu arbeiten." Dort gaben inzwischen seine Audi-Markenkollegen den Ton an. Rockenfeller hatte den Start für sich entschieden und führte das DTM-Starterfeld an.

Das Safety-Car wird ausgiebig beschäftigt

Dahinter wurde wie gewohnt hart gekämpft, was noch auf den ersten Metern einige Opfer forderte: Miguel Molina (Phoenix-Audi) rutschte in Kurve eins von der Bahn, während Christian Vietoris (HWA-Mercedes) seinen Markenkollegen Robert Wickens (Mücke-Mercedes) in einen Dreher zwang. Rahel Frey (Abt-Audi) konnte nicht mehr ausweichen und fuhr in den stehenden Mercedes - Feierabend.

All dies rief erst einmal das Safety-Car auf den Plan, damit die Streckenposten in Ruhe die havarierten Autos bergen konnten. Als das Feld in Runde fünf schließlich wieder auf die Reise ging, wurden die Regentropfen allmählich mehr und die Strecke immer rutschiger. Weil Scheider die Reste seiner Motorhaube großzügig auf der Zielgerade verteilte, kam das Safety-Car fast sofort wieder heraus.

Die Piloten nahmen den Umweg durch die Boxengasse, ehe sie in Runde elf wieder freie Fahrt hatten. Kurz darauf begann die erste Boxenstopp-Serie, die die Reihenfolge im Feld erstmal durcheinander brachte. In Runde 27 hatten alle Fahrzeuge ihren ersten Pflicht-Service absolviert, doch die ganz große Action stand erst noch bevor: Tomczyk griff in der 28. Runde nach Paffett und es knallte.

Auf nun nasser Strecke blockierten die Räder am BMW M3 des Deutschen vor der ersten Kurve. Tomczyk wollte noch ausweichen, erwischte Paffetts Mercedes aber trotzdem und drehte den DTM-Spitzenreiter um. "Ich wollte eigentlich noch ins Kiesbett ausweichen. Leider kam es zu einer Berührung", sagt Tomczyk, der in Folge dessen an die Box fahren und aufgeben musste.

Tomczyk entschuldigt sich sofort

Sein erster Gang führte ihn an den BMW-Kommandostand, dann zu Mercedes-Sportchef Norbert Haug, der Tomczyks Entschuldigung scheinbar sofort akzeptierte. "Es tut mir leid für uns beide", sagt Tomczyk, der aktuelle DTM-Champion. Paffett sieht die Szene wohl anders: Als Tomczyk nach dem Rennen das Gespräch suchte, zeigte sich der DTM-Spitzenreiter erst einmal aufgebracht.

"Ich werde so oft abgeschossen. Ich male mir jetzt eine Zielscheibe aufs Auto", erklärt der Brite, der sich bei seinem Dreher übrigens nicht unbedingt korrekt verhielt: Obwohl weitere Fahrzeuge durch die erste Kurve rauschten, wollte Paffett seinen Mercedes wieder zurück auf Kurs bringen. Was einige Autos in Kiesbett und Wiese zwang, um Paffett auszuweichen und eine heftige Kollision zu verhindern.

Kaum hatten sich die Gemüter in den Cockpits nach diesem Zwischenfall wieder beruhigt, ging es bei Audi drunter und drüber: Erst schmiss Filipe Albuquerque (Rosberg-Audi) seinen A5 ins Kiesbett, kurz darauf - in Runde 32 - schnappte sich Mortara seinen Markenkollegen Rockenfeller, als dieser auf nach wie vor feuchter Strecke etwas vorsichtig agierte. "Edo hat das ausgenutzt", sagt Rockenfeller.


Fotos: DTM in Zandvoort


"Das ist natürlich einfach, wenn man von hinten kommt. Und am Ende hat er gewonnen. Deshalb bin ich enttäuscht", meint der Deutsche und merkt an: "Es war hart, an der Grenze, aber es ist ja nichts passiert. Alles okay. Das ist Motorsport. Es ist ein toller Tag für Audi, aber eine Enttäuschung für mich." Am Bordfunk hatte Rockenfeller Mortara noch als "vollkommen verrückt" bezeichnet.

Dicke Luft in der Schlussphase

Von einem Konter sah Rockenfeller dann auch ab, obwohl ihn Phoenix-Teamchef Ernst Moser am Funk zum "pushen" aufforderte. Da war wohl dicke Luft unter dem Helm, wie wenig später auch bei Augusto Farfus (RBM-BMW), der in der Schlussphase direkt vor Paffett lag. Letzterer hatte sich erst Dirk Werner (Schnitzer-BMW) geschnappt und war dann auch energisch an Farfus vorbeigegangen.

Ralf Schumacher (HWA-Mercedes) ließ Paffett daraufhin kampflos ziehen, geriet dadurch aber unter Druck von Farfus, der - offenbar angestachelt durch das Überholmanöver von Paffett - noch einmal aufdrehen wollte. Prompt kam es zu einem engen Duell mit Lackaustausch - und Werner war der lachende Dritte. Er überholte Farfus und Schumacher im Doppelpack und sicherte sich Rang acht.

Damit waren die Positionen in den Top 10 bezogen und nach 43 Runden siegte Mortara 1,513 Sekunden vor Rockenfeller und weitere sieben Sekunden vor Ekström. Platz vier ging an Green vor Adrian Tambay (Abt-Audi), Spengler, Paffett, Werner, Farfus und Schumacher. Knapp an den Top 10 vorbei schossen Roberto Merhi (Persson-Mercedes) und Susie Wolff (Persson-Mercedes).

Die Situation in der Fahrerwertung stellt sich nach dem siebten von insgesamt zehn Saisonläufen dar wie folgt: Paffett führt mit nun 109 Punkten vor Green (93 Punkte), Spengler (91) und Mortara (74), dem neuen Vierten. Knapp dahinter rangieren Tomczyk (69), Rockenfeller (67) und Ekström (62). Weiter geht's in drei Wochen mit dem achten DTM-Rennen in der Motorsport Arena Oschersleben.